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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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oft zu hören. Normalerweise ärgerte ihn das, aber bei ihr war es anders. »Meine Mutter war totaler Beatles-Fan«, erklärte er. »Irgendwie bin ich also der Typ in dem Song.«
    »Und was macht er in dem Song?« In Beckas Augen flackerte ein tanzendes Licht, als wüsste sie die Antwort schon.
    Verlegen wandte Jude den Blick ab. Er macht es besser , dachte er. Er geht raus und kriegt sie. Doch Jude sprach die Worte nicht aus.
    »Ich bin Becka Bliss McCrystal.« Sie streckte den Arm zu einem offiziellen Handschlag. Sie hatte einen festen Griff und sah ihm offen in die Augen. Ihre waren klar und grün, als hätte ein Künstler sie gemalt nach einem Traum vom Mittelmeer.
    Dann fiel ihm das Wort ein: türkis. »Bliss gefällt mir.«
    Ein muskelbepackter, von der Sonne dunkelbraun gegrillter Bodybuilder in winziger Badehose stolzierte vorbei.
    »O Gott, der ist ja fast so breit wie groß«, sagte Becka.
    »Trainiert wahrscheinlich«, merkte Jude an.
    »Vor dem Spiegel und den ganzen Tag«, meinte sie. »Exhibitionist. Nicht mein Typ.«
    »Ach? Hast du einen Typ?«
    Becka wandte sich ihm mit einem schiefen Lächeln zu. »Bin mir noch nicht sicher. Das Aussehen interessiert mich eigentlich nicht so.« Sie stockte. »Wenn ich ihn treffe, werd ich es merken. Und was ist mit dir? Hast du eine Freundin?«
    »Ich?« Jude war plötzlich wie blockiert. Beckas Direktheit brachte ihn aus der Fassung, und er wusste nicht, wie dieses intime Thema so schnell aufgekommen war. »Nein, eigentlich bin ich solo.«
    Becka lachte. »Genau, wer braucht schon solche Fesseln? Meinst du das?«
    »Nein. Ich glaube, wahrscheinlich bin ich eher wie du. Wenn ich sie treffe, werd ich es wissen.« Er verzichtete auf den Zusatz: Und ich schau sie gerade an.
    »Ich war lange in einen Typen verknallt, aber irgendwann hab ich gemerkt, dass es sinnlos ist.« Becka spähte zum Meer, wie auf der Suche nach einer Antwort, dann deutete sie mit ihrer Flasche zur Halle. »Da sucht dich anscheinend jemand.«
    Hinter der Glasfassade stand sein Chef. Denzel Jessup hatte ein Klemmbrett unter dem linken Arm und klopfte mit der rechten Faust an die Scheibe, um Jude auf sich aufmerksam zu machen. Besonders zufrieden sah er nicht aus.
    Erwischt.
    »Uhhh, jetzt kriegst du Scherereien.« Becka zog die Vokale von Scherereien in die Länge.
    Jude warf ihr einen besorgten Blick zu. »Meinst du, ich bin gefeuert?«
    »Pff.« Sie zuckte die Achseln. »Kann ich mir nicht vorstellen. Wie viele Leute sind so blöd, dass sie hier arbeiten?«
    Mit schnellen Schritten trabte Jude zurück zur Halle. Damit es überzeugender wirkte, hielt er kurz inne, um mit dem Besen ein Stück Phantompapier in seine Schaufel zu kehren.
    »Hey, Jude«, rief sie ihm nach.
    Er stoppte und drehte sich um. »Ja?«
    »Wenigstens hast du noch deinen Hut auf – das hilft bestimmt.« Fröhlich klopfte sie sich auf ihre Mähne.
    Jude fasste nach oben und spürte, dass das Ding auf seinem Schädel klebte wie eine festgezurrte Ente. Er hatte es völlig vergessen. Warm schoss ihm das Blut in die Wangen. Wirklich unglaublich cool, Becka mit einem Papierhut auf dem Kopf anzulabern.
    Natürlich nahm Jessup Jude die Geschichte mit dem Saubermachen nicht ab. Jude, plötzlich besessen von dem Wunsch, Müll aufzusammeln? Na klar.
    »Du kannst nicht einfach eine Pause machen, wenn du Lust darauf hast«, belehrte ihn Jessup. »So funktioniert das hier nicht.«
    »Es war nichts los. Ich dachte …«
    »Du hast dir also was gedacht, Mr. Fox. Dann darf ich dich vielleicht auf etwas aufmerksam machen. Denken gehört nicht zu deinem Job.«
    Jude nickte und nahm die Beleidigung schweigend hin.
    »Hier gibt es immer was zu tun«, fuhr Jessup fort. »Wenn nichts los ist, kannst du den Tresen abwischen, das Lager auffüllen und ordnen, die Abstellkammer auskehren. Man muss sehen , dass du beschäftigt bist. Wenn du nicht weißt, was du machen sollst, lass ich mir eben was einfallen. Und glaub mir, wenn ich mir was einfallen lasse, wird dir das keinen großen Spaß machen.« Er grinste breit. »Und weißt du was?«
    »Was?«
    »Mir ist gerade was eingefallen.« Jessups Zähne blinkten. »Dann wollen wir mal.«
    Hinten in seinem Büro kramte Jessup in einer tiefen Schreibtischschublade herum und zog schließlich einen Metallschaber heraus. »Schnapp dir in der Abstellkammer einen Eimer und komm mit.«
    Die Tresenangestellten schauten zu und grinsten hinter Jessups Rücken. Roberto hielt die Handflächen nach oben und machte ein

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