Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
Vom Netzwerk:
selbst?
    Sie sieht mich so todernst an, dass ich ihr Gesicht in beide Hände nehme und sie küsse, denn ich will, dass sie wieder lächelt. Ihre Lippen sind weich, und sie riecht gut. Mir kommt der Gedanke, dass ich so womöglich ein paar von ihren guten wei ßen Zellen in mich aufsaugen könnte, aber sie schiebt mich weg, bevor ich dazu komme, meine Theorie zu testen.
    »Warum hast du das gemacht?«
    »Weil du es versaust. Jetzt geh und frag Adam, ob er die Pilze hat.«
    »Geh du doch.«
    Ich lache sie an. »Lass uns beide gehen.«
    Sie wischt sich den Mund mit dem Ärmel und schaut verwirrt drein. »Gut, okay. Dein Zimmer riecht sowieso schon komisch.«
     
    Als Adam uns über den Rasen auf sich zukommen sieht, legt er die Harke weg und kommt uns bis zum Zaun entgegen. Als er sich nähert, wird mir ein wenig schwindlig. Der Garten wirkt heller als zuvor.
    »Das ist meine Freundin Zoey.«
    Er nickt ihr zu.
    »Ich hab schon so viel von dir gehört!«, verkündet sie. Und sie seufzt, ein Laut, der sie klein und hilflos erscheinen lässt. Jeder Junge, der mir je begegnet ist, fuhr auf Zoey ab.
    »Ach, echt?«

    »O ja! Tessa redet ständig von dir!«
    Ich trete sie rasch gegens Schienbein, damit sie aufhört, aber sie weicht mir aus und schwenkt ihre Haare durch die Gegend.
    »Hast du sie?«, frage ich ihn, um ihn von ihr abzulenken.
    Er fasst in seine Jackentasche, fischt ein Plastiktütchen raus und überreicht es mir. Da sind kleine dunkle Pilze drin. Sie sehen halbgar aus, geheim, noch nicht ganz reif für die Welt.
    »Wo hast du die her?«
    »Ich hab sie gesammelt.«
    Zoey schnappt sich die Tüte und hält sie hoch. »Woher wissen wir, dass es die richtigen sind? Es könnten Fliegenpilze sein!«
    »Sind sie nicht«, sagt er. »Auch keine Grünen oder Weißen Knollenblätterpilze.«
    Stirnrunzelnd reicht Zoey ihm den Beutel zurück. »Ich glaube nicht, dass wir uns mit so was abgeben. Mit Ecstasy haben wir mehr Spaß.«
    »Macht beides«, schlägt er ihr vor. »Die hier heute und E ein andermal.«
    Sie fragt mich: »Was meinst du?«
    »Ich finde, wir sollten sie nehmen.«
    Aber ich habe schließlich nichts zu verlieren.
    Adam grinst. »Gut«, sagt er. »Kommt rüber, und ich mach Tee draus.«
     
     
    In seiner Küche ist es so sauber wie in einem Musterhaus; nicht mal Geschirr auf der Ablage neben der Spüle. Komisch, alles ist genau umgekehrt wie bei uns zu Hause. Nicht nur das spiegelverkehrte Zimmer, sondern auch die Sauberkeit und Stille.
    Am Tisch zieht Adam mir einen Stuhl heraus, und ich setze mich.
    »Ist deine Mutter da?«, frage ich.

    »Sie schläft.«
    »Stimmt was nicht mit ihr?«
    »Der geht’s gut.«
    Er geht zu dem Wasserkocher und macht ihn an, holt Tassen aus dem Küchenschrank und stellt sie neben den Wasserkocher.
    Zoey schneidet ihm hinter seinem Rücken Grimassen und grinst mir dann zu, während sie ihren Mantel auszieht.
    »Hier ist es ja genau wie bei euch zu Hause«, meint sie. »Bloß andersrum.«
    »Setz dich«, sage ich ihr.
    Sie hebt die Pilztüte vom Tisch auf, macht sie auf und schnüffelt dran. »Igitt! Bist du dir sicher, dass das die richtigen sind?«
    Adam nimmt sie ihr ab und bringt sie zur Teekanne. Er schüttet den ganzen Beutelinhalt hinein und gießt ihn mit kochendem Wasser auf. Sie geht hinter ihm her und schaut ihm misstrauisch über die Schulter.
    »Das sieht nach zu wenig aus. Weißt du wirklich, was du da tust?«
    »Ich nehme nichts davon«, erklärt er ihr. »Wir fahren irgendwohin, wenn die Wirkung einsetzt. Ich pass auf euch beide auf.«
    Zoey verdreht die Augen in meine Richtung, als hätte sie noch nie etwas so Erbärmliches gehört.
    »Ich hab Erfahrung mit Drogen«, klärt sie ihn auf. »Wir brauchen garantiert keinen Babysitter.«
    Ich sehe seinen Rücken an, während er in der Kanne rührt. Das Löffelklirren erinnert mich an unsere Schlafenszeit, wenn Dad mir und Cal Kakao macht; hier wird genauso gründlich umgerührt.
    »Du darfst uns nicht auslachen, wenn wir was Doofes machen«, sage ich.
    Er lächelt mir über die Schulter zu. »Ihr doch nicht.«

    »Oh, wer weiß«, sagt Zoey. »Du kennst uns nicht. Vielleicht drehen wir komplett durch. Tessa ist zu allem fähig, seit sie ihre Liste hat.«
    »Ach, wirklich?«
    »Sei still, Zoey!«, sage ich ihr.
    Sie setzt sich wieder an den Tisch. »Upps«, sagt sie, obwohl sie überhaupt nicht zerknirscht aussieht.
    Adam kommt mit den Tassen an und stellt sie vor uns ab. Sie dampfen vor sich hin und riechen fies –

Weitere Kostenlose Bücher