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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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aus.«
    Ich entscheide mich für ein schmales Fläschchen vampirroten Nagellack. Ich habe immer noch Adams Jacke an. Die hat jede Menge Taschen. Es rutscht ganz leicht rein.

    »Toll!«, sagt Zoey. »Erfolgreich straffällig geworden. Können wir jetzt gehen?«
    »War’s das?«
    »Im Prinzip ja.«
    »Das war doch gar nichts! Im Café die Zeche prellen wär aufregender gewesen.«
    Seufzend überprüft sie ihr Handy. »Also gut, noch fünf Minuten.« Sie hört sich an wie mein Dad.
    »Und was ist mit dir? Guckst du bloß zu?«
    »Ich steh für dich Schmiere.«
    In der Apothekenabteilung unterhält sich die Verkäuferin mit einem Kunden über tief sitzenden Husten. Ich glaube nicht, dass ihr diese Tube Feuchtigkeitslotion oder diese winzige Crème de Corps Nutritif fehlen wird. Im Korb landet Knäckebrot. In meiner Tasche Gesichtscreme. Teebeutel für den Korb. Signs of Silk Skin Treatment für mich. Es ist ein bisschen wie Erdbeerpflücken.
    »Das kann ich gut!«, verkünde ich Zoey.
    »Toll!«
    Sie hört nicht mal hin. Was für eine Schmieresteherin. Da fummelt sie an Sachen auf der Apothekentheke rum.
    »Ab zu den Schokoregalen«, sage ich ihr.
    Aber sie antwortet nicht, also lasse ich sie stehen.
    Belgien ist es zwar nicht gerade, aber in der Pralinenabteilung gibt es mit süßen kleinen Schleifen verzierte Minischächtelchen mit Trüffeln. Sie kosten nur ein Pfund neunundneunzig, deshalb stibitze ich gleich zwei Stück davon und stecke sie in meine Tasche. Eine Motorradjacke ist sehr praktisch für Diebe. Ob Adam das weiß?
    Im letzten Gang, an den Tiefkühltruhen, wölbt sich meine Tasche nach außen. Gerade als ich mich frage, wie lange es die Ben-und-Jerry-Fischstäbchen wohl in einer Jacke machen würden, kommen zwei Mädchen vorbei, mit denen ich früher zur
Schule gegangen bin. Als sie mich sehen, bleiben sie stehen, stecken die Köpfe zusammen und flüstern. Gerade will ich Zoey simsen, dass ich ihre Hilfe brauche, da kommen sie schon an.
    »Bist du Tessa Scott?«, fragt die Blonde.
    »Ja.«
    »Kennst du uns noch? Wir sind Fiona und Beth.« Bei ihr hört sich das so an, als träten sie nur im Zweierpack auf. »Du bist in der Elften abgegangen, oder?«
    »Zehnten.«
    Beide sehen mich erwartungsvoll an. Ist ihnen nicht klar, dass sie von einem anderen Stern sind – einem, der sich viel langsamer dreht als meiner – und dass ich ihnen absolut nichts zu sagen habe?
    »Wie geht’s denn so?«, fragt Fiona. Beth nickt, als stimme sie dieser Frage vollkommen zu. »Kriegst du immer noch die ganzen Behandlungen?«
    »Nicht mehr.«
    »Dann geht es dir also besser?«
    »Nein.«
    Ich sehe zu, wie der Groschen fällt. Es fängt in ihren Augen an und breitet sich die Wangen hinab bis zu den Mündern aus. Es ist alles so vorhersehbar. Jetzt werden sie mir keine Fragen mehr stellen, weil keine höflichen mehr übrig sind. Ich möchte ihnen die Erlaubnis erteilen zu gehen, weiß nur nicht, wie.
    »Ich bin mit Zoey da«, sage ich, als das Schweigen zu lange anhält. »Zoey Walker. Sie war eine Klasse über uns.«
    »Echt?« Fiona stößt ihre Freundin an. »Ist ja irre. Das ist die, von der ich dir erzählt hab.«
    Da strahlt Beth auf, erleichtert, dass normale Kommunikation wieder möglich ist. »Hilft sie dir einkaufen?« Das klingt, als spräche sie zu einer Vierjährigen.
    »Nicht direkt.«

    »He, guck mal!«, kommt es von Fiona. »Da ist sie. Weißt du jetzt, wen ich meine?«
    Beth nickt. »Ach, die !«
    Allmählich wünschte ich, ich hätte nichts gesagt. Ich habe da ein ganz ungutes Gefühl. Aber jetzt ist es zu spät.
    Zoey wirkt überhaupt nicht erfreut, die beiden zu sehen. »Was macht ihr denn hier?«
    »Wir reden mit Tessa.«
    »Über was?«
    »Alles Mögliche.«
    Zoey wirft mir einen misstrauischen Blick zu. »Können wir gehen?«
    »Ja.«
    »Bevor ihr geht«, Fiona berührt Zoey am Ärmel, »stimmt es, dass du mit Scott Redmond zusammen warst?«
    Zoey zögert. »Was geht dich das an? Kennst du ihn?«
    Fiona schnaubt leise. »Jede kennt ihn«, und sie verdreht die Augen Richtung Beth. »Ich meine jede .«
    Beth lacht. »Ja, er ist ungefähr eine halbe Stunde mit meiner Schwester gegangen.«
    Zoeys Augen funkeln. »Tatsächlich?«
    »He, hört mal«, sage ich. »So faszinierend das auch ist, wir müssen jetzt gehen. Ich muss die Einladungen zu meiner Beerdigung abholen.«
    Das bringt sie zum Schweigen. Fiona guckt verblüfft. »Echt?«
    »Jap.« Ich packe Zoey am Arm. »Ein Jammer, dass ich nicht selber dabei

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