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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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begehen, und zünde die Zigarette an. Ein alter Sack dreht sich um und zeigt drohend mit dem Finger auf mich. »Ausmachen!«, verlangt er.
    »Verpiss dich«, sage ich ihm ins Gesicht und glaube, dass das vor Gericht als grobe Beleidigung durchgehen könnte.
    Das kann ich gut. Jetzt wird’s Zeit für einen kleinen Mord, in der nächsten Runde meines Sterbespiels.
    Drei Sitzreihen vor mir füttert ein Mann einen kleinen Jungen
auf seinem Schoß mit Nudeln vom Chinesen. Ich gebe mir drei Punkte für die Lebensmittelfarbe, die durch die Adern des Knaben kriecht.
    Auf der Seite gegenüber bindet sich eine Frau ein Tuch um den Hals. Ein Punkt für die Geschwulst an ihrem Hals, grob und rot wie eine Krebsschere.
    Noch ein Punkt dafür, dass der Bus explodiert, als er vor einer Ampel bremst. Zwei für die großen Blasen schmelzendes Plastik von den Sitzen, die durch die Luft sausen.
    Eine Beraterin, die ich im Krankenhaus aufgesucht habe, hat gesagt, dass es nicht meine Schuld ist. Sie hat gemeint, bestimmt würden massenhaft kranke Leute den Gesunden insgeheim Böses wünschen.
    Ich habe ihr erzählt, dass mein Vater sagt, Krebs sei ein Anzeichen von Verrat, da der Körper etwas tue, ohne dass der Geist davon weiß oder dem zustimmt. Ich habe sie gefragt, ob sie glaube, dieses Spiel könne die Rache meines Geistes sein.
    »Möglicherweise«, hat sie gesagt. »Spielst du es sehr oft?«
    Der Bus fährt rasant am Friedhof vorbei, dessen eiserne Tore aufgehen. Drei Punkte für die Toten, die langsam ihre Sargdeckel aufstemmen. Sie wollen den Lebenden wehtun. Sie können es nicht lassen. Ihre Hälse haben sich verflüssigt, und ihre Finger schimmern unter der schwachen Herbstsonne.
    Vielleicht reicht es damit. Jetzt sind zu viele Leute im Bus. Sie wimmeln und wuseln die Gänge entlang. »Ich bin im Bus«, sagen sie, wenn ihre Handys zwitschern. Es deprimiert mich nur, wenn ich sie alle umbringe.
    Ich zwinge mich, aus dem Fenster zu schauen. Wir sind schon in der Willis Avenue. Hier in der Gegend bin ich zur Schule gegangen. Da ist der Minimarkt! Ich hatte ganz vergessen, dass es den überhaupt gab, obwohl es der erste Laden der Stadt war, der Slush Puppies verkauft hat. Zoey und ich haben uns damals im Sommer auf dem Rückweg von der Schule jeden Tag eins
geholt. Sie haben auch andere Sachen – frische Datteln und Feigen, Halva, Sesambrot und türkischen Honig. Nicht zu fassen, dass ich den Minimarkt einfach vergessen konnte.
    Am Videoladen links ab, und ein Mann mit weißer Schürze steht in der Tür des Barbecue Cafés und wetzt sein Messer. Hinter ihm dreht sich langsam Lammfleisch am Spieß. Für sein Essensgeld bekam man dort vor zwei Jahren einen Döner mit Pommes, oder, wenn man Zoey war, einen Döner mit Pommes und eine über die Theke geschmuggelte Zigarette.
    Sie fehlt mir. Am Marktplatz steige ich aus dem Bus und rufe sie an. Sie hört sich an wie unter Wasser.
    »Bist du in einem Schwimmbad?«
    »Ich bin in der Badewanne.«
    »Allein?«
    »Natürlich!«
    »Du hast mir gesimst, du wärst im College. Ich hab gewusst, das war gelogen.«
    »Was willst du, Tessa?«
    »Gegen Gesetze verstoßen.«
    »Was?«
    »Das ist die Nummer vier auf meiner Liste.«
    »Und was genau hast du dir da so vorgenommen?«
    Früher hätte sie eine Idee gehabt. Aber jetzt, wegen Scott, hat sie ihre Kontur verloren. So als würden die beiden an den Rändern miteinander verschmelzen.
    »Ich hab mir gedacht, ich murks den Ministerpräsidenten ab. Wollen ja sowieso alle, dass er zurücktritt.«
    »Sehr komisch.«
    »Oder die Queen. Wir könnten einen Bus zum Buckingham Palace nehmen.«
    Zoey seufzt. Sie macht sich nicht mal die Mühe, es zu unterdrücken. »Ich hab Sachen zu erledigen. Ich kann nicht jeden Tag mit dir verbringen.«

    »Ich hab dich seit zehn Tagen nicht gesehen!« Schweigen. Da will ich ihr wehtun. »Du hast versprochen, du würdest alles mit mir machen, Zoey. Ich hab erst drei Punkte von meiner Liste. Wenn wir so weitermachen, werd ich nicht rechtzeitig fertig.«
    »Herrgott noch mal!«
    »Ich bin auf dem Markt. Komm auch, es wird bestimmt lustig.«
    »Am Markt? Ist Scott da?«
    »Ich weiß nicht, bin eben erst aus dem Bus gestiegen.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten da«, sagt sie.
     
    In meiner Teetasse ist Sonne, und es ist sehr einfach, vor diesem Café zu sitzen und ihr beim Scheinen zuzusehen.
    »Ich glaub, du bist ein Vampir«, stellt Zoey fest. »Du hast mir die ganze Energie ausgesaugt«, und sie schiebt ihren Teller zur

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