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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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Müll runterbringen.«
    »Das weiß sie, Dad. Jedenfalls hat es nichts mit dir zu tun – sie ist nicht deine Tochter.«
    »Nein«, gibt er zu. »Das wohl nicht.«
    Ich tippe eine SMS an Adam. Und zwar: SCHEISSE WO STECKST DU? Dann lösche ich sie.
    Sechs Abende zuvor stand seine Mutter weinend vor unserer Tür. Sie sagte, das Feuerwerk jage ihr Angst ein, und fragte, warum er sie verlassen habe, wo die Welt doch unterginge.
    »Gib mir deine Handynummer«, hat er mir gesagt. »Ich ruf dich an.«

    Wir haben unsere Nummern ausgetauscht. Das war sexy. Ich hielt es für ein Versprechen.
    »Ruhm«, sagt Dad. »Also, was verstehen wir unter Ruhm, hm?«
    Ich verstehe Shakespeare darunter. Dieser Scherenschnitt von ihm mit seinem spitzen Bart, Federkiel in der Hand, war auf allen Schulausgaben seiner Stücke vorne drauf. Er hat unglaubliche Mengen neuer Wörter erfunden, und jeder weiß noch nach Hunderten von Jahren, wer er ist. Gelebt hat er vor Autos und Flugzeugen, Gewehren, Bomben und Umweltverschmutzung. Vor Füllern. Königin Elisabeth I. war auf dem Thron, als er schrieb. Sie war auch berühmt, nicht nur deshalb, weil sie die Tochter von Heinrich VIII. war, sondern auch wegen Kartoffeln und der Armada und Tabak und dafür, dass sie so klug war.
    Und dann sind da noch Marilyn. Elvis. Selbst an moderne Ikonen wie Madonna wird man sich erinnern. Take That gehen wieder auf Tour und sind in Millisekunden ausverkauft. Um die Augen hat das Alter ihnen Krähenfüße eingeätzt, und Robbie spielt nicht mal mit, aber die Leute wollen immer noch ein Stück von ihnen. Solchen Ruhm meine ich. Ich hätte gern, dass die ganze Welt alles stehen und liegen lässt und höchstpersönlich antanzt, um Abschied von mir zu nehmen, wenn ich sterbe. Was sonst?
    »Was meinst du mit Ruhm, Dad?«
    Nach kurzem Nachdenken sagt er: »Der Nachwelt etwas von einem selber hinterlassen, meine ich.«
    Ich denke an Zoey und ihr Baby. Das wächst. Wächst.
    »Okay«, sagt Dad. »Wir sind da.«
    Ich weiß nicht recht, wo »da« ist. Es sieht aus wie eine Bücherei, irgend so ein rechteckiges, funktionales Gebäude mit lauter Fenstern und eigenem Parkplatz mit reservierten Stellflächen. Wir parken auf einem Behindertenplatz.

    Die Frau an der Gegensprechanlage will wissen, mit wem wir einen Termin haben. Dad versucht zu flüstern, aber sie versteht ihn nicht, also muss er es lauter wiederholen. »Richard Green«, sagt er mit einem Seitenblick auf mich.
    »Richard Green?«
    Er nickt selbstzufrieden. »Einer von den Wirtschaftsprüfern, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe, kennt ihn.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Er will dich interviewen.«
    Ich bleibe auf der Schwelle stehen. »Ein Interview? Im Radio? Aber alle werden mich hören!«
    »War das nicht der Sinn der Sache?«
    »Zu welchem Thema soll ich interviewt werden?«
    Und genau da wird er rot, als ihm vielleicht aufgeht, dass das hier die mieseste Idee ist, die er je hatte, denn das Einzige, was mich aus der Masse heraushebt, ist meine Krankheit. Wenn die nicht wäre, säße ich jetzt in der Schule oder würde schwänzen. Vielleicht wäre ich bei Zoey und würde ihr aus dem Medizinschränkchen Rennies holen. Vielleicht würde ich in Adams Armen liegen.
    Die Empfangsdame benimmt sich so, als wäre alles in Ordnung. Sie fragt uns nach unseren Namen und händigt jedem einen Sticker aus. Gehorsam befestigen wir die an unseren Jacken, während sie uns verrät, dass die Aufnahmeleiterin uns gleich abholen kommt.
    »Nehmen Sie Platz«, sagt sie und zeigt auf eine Sitzgruppe am anderen Ende der Empfangshalle.
    »Du musst nichts sagen«, sagt Dad, als wir uns setzen. »Wenn du willst, gehe ich allein rein, und du kannst hier draußen warten.«
    »Und worüber möchtest du reden?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Über den Mangel an Krebszentren für Jugendliche, die fehlende Förderung alternativer Heilmethoden,
darüber, dass das staatliche Gesundheitssystem die Umstellung deiner Ernährung nicht unterstützt. Verdammt, ich könnte stundenlang reden. Das ist mein Spezialgebiet.«
    »Eine Spendenaktion? Ich will nicht dafür berühmt werden, dass ich ein paar Spenden gesammelt habe! Sondern dafür, dass ich so unglaublich toll bin. Ich will die Sorte Ruhm, bei der man keinen Nachnamen braucht. Zur Ikone wird. Schon mal von gehört?«
    Mit feuchten Augen sieht er mich an. »Und wie genau sollten wir das bewerkstelligen?«
    Neben uns blubbert und tropft der Wasserspender. Ich denke an Zoey. An ihr

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