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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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ist ein Held. Er erzählt davon, wie er seine Stelle als
Finanzberater aufgeben musste, davon, wie unser ganzes Leben vollkommen in Krankenhäusern und Behandlungen aufging.
    »Krebs ist keine Krankheit einzelner Körperteile«, erklärt er, »sondern des gesamten Körpers. Als Tess sich entschieden hat, die aggressiveren Therapien abzubrechen, wählten wir einen ganzheitlichen Ansatz in unseren eigenen vier Wänden. Sie hat ihre Ernährungsweise vollkommen umgestellt. Das ist zwar kostenintensiv, aber ich glaube fest daran, dass uns nicht das Essen in unserem Leben gesund erhält, sondern dass es auf das Leben in unserem Essen ankommt.«
    Das haut mich um. Will er, dass Leute anrufen und uns Geld für biodynamisch angebautes Gemüse anbieten?
    Mit ernstem Gesicht wendet sich Richard mir zu: »Du hast dich entschieden, die Therapie abzubrechen, Tessa? Das hört sich nach einer sehr schwerwiegenden Entscheidung für eine Sechzehnjährige an.«
    Meine Kehle ist trocken. »Eigentlich nicht.«
    Er nickt, als erwarte er mehr. Ich schaue zu Dad rüber, der mir zuzwinkert. »Die Chemo wirkt zwar lebensverlängernd«, sage ich, »aber davon wird einem hundeelend. Ich bekam eine ziemlich heftige Therapie, und ich wusste, wenn ich damit aufhörte, konnte ich mehr Sachen machen.«
    »Dein Dad sagt, dass du berühmt sein möchtest«, sagt Richard. »Wolltest du deshalb heute ins Radio kommen? Um dir dein Viertelstündchen Ruhm zu verschaffen?«
    Bei ihm hört sich das an, als wäre ich eins von diesen traurigen kleinen Mädchen, die eine Anzeige in der Lokalzeitung aufgeben, weil sie einmal im Leben Brautjungfer sein wollen, aber keine Braut kennen. So als wäre ich ein echter Volltrottel.
    Ich hole tiefe Luft. »Ich hab eine Liste aufgesetzt, was ich noch alles machen will, bevor ich sterbe. Berühmtsein steht da mit drauf.«
    Richard bekommt einen leuchtenden Blick. Als Journalist erkennt
er auf Anhieb eine gute Story. »Von einer Liste hat dein Dad nichts gesagt.«
    »Weil die meisten Sachen drauf verboten sind.«
    Als er mit Dad gesprochen hat, war er kurz vorm Einschlafen, aber jetzt sperrt er Augen und Ohren auf. »Wirklich? Was denn zum Beispiel?«
    »Na ja, ich hab das Auto von meinem Dad genommen und bin einen Tag lang damit weggefahren, ohne Führerschein oder Prüfung.«
    »Ho, ho!«, gluckst Richard. »Da gehen Ihre Versicherungsprämien dahin, Mr. Scott!« Er stupst Dad in die Seite, als Zeichen, dass er nur scherzt, aber der guckt nur betreten. Ich kriege solche Gewissensbisse, dass ich weggucken muss.
    »An einem Tag hab ich zu allem, was man mir vorschlug, Ja gesagt.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich bin in einem Fluss gelandet.«
    »Im Fernsehen läuft gerade ein ähnlicher Werbespot«, sagt Richard. »Hat der dich auf die Idee gebracht?«
    »Nein.«
    »Sie hat sich auf dem Sozius eines Motorrads fast den Hals gebrochen«, fährt Dad dazwischen. Er will uns auf sicheres Terrain zurückführen. Aber das hier war seine Idee, und da kann er sich jetzt nicht rausmogeln.
    »Ich bin fast wegen Ladendiebstahls verhaftet worden. Da wollte ich so viele Gesetze wie möglich an einem Tag übertreten.«
    Jetzt guckt Richard ein wenig nervös.
    »Und dann hatte ich da noch Sex drauf.«
    »Ah.«
    »Und Drogen...«
    »Und Rock’n’ Roll!«, ergänzt Richard kess in sein Mikrofon. »Ich habe sagen hören, dass man die Diagnose einer tödlichen
Krankheit als eine Chance betrachten kann, mit sich ins Reine zu kommen, alles Unvollendete zu Ende zu bringen. Bestimmt, meine Damen und Herren, stimmen Sie mir zu, dass wir es hier mit einer jungen Dame zu tun haben, die das Leben bei den Hörnern packt.«
    Wir werden ziemlich rasch abgewürgt. Ich stelle mich darauf ein, dass Dad mir gleich die Leviten lesen wird, aber nichts da. Langsam gehen wir die Treppe hoch. Ich bin fertig.
    Dad sagt: »Vielleicht spenden die Leute ja. So was ist schon vorgekommen. Sie werden dir helfen wollen.«
    Mein Lieblingsstück von Shakespeare ist Macbeth . Als er den König umbringt, geschehen seltsame Dinge im ganzen Land. Die Eule schreit, und Heimchen zirpen. Der ganze Ozean trägt nicht genug Wasser, um das ganze Blut abzuwaschen.
    »Wenn wir genug Geld zusammenbekommen, könnten wir dich an diesem Forschungsinstitut in den Staaten unterbringen.«
    »Geld ist nicht die Lösung, Dad.«
    »O doch! Ohne Hilfe können wir es uns unmöglich leisten, und sie hatten einen gewissen Erfolg mit ihrem Immunsystem-Stabilisierungsprogramm.«
    Ich halte mich am

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