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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Dini Farah immer noch ergebnislos war. Es gab zwei Möglichkeiten, von denen eine schlimmer war als die andere: Entweder hatte Thor die Mörderin in Gewahrsam gehabt und sie entkommen lassen. Oder die Frau würde das nächste Opfer des Mörders sein, es sei denn, die Polizei fand sie zuerst.
    »Einen Moment.«
    Überrascht nickte er der dunkelhaarigen jungen Frau zu, die ihm die Tür öffnete und ihn in die Wohnung bat. Sie winkte entschuldigend mit einem silbernen Handy, und er erkannte ihre Stimme wieder. Davon abgesehen, sah sie aber ganz anders aus als erwartet. Er wusste, dass sie Musikerin war und hatte mit irgendeinem blonden Popsternchen gerechnet, von dem er noch nie etwas gehört hatte. Aber Katrine Willemoes packte gerade ein Cello und einen Stapel Noten aus und setzte unterdessen ihr gedämpftes Telefonat fort. Ihre Augen waren rot und geschwollen, die Stimme belegt. Ob sie ein Beruhigungsmittel genommen hatte? Wirkte sie deswegen so gefasst?
    Thor studierte das Zimmer, das mit Regalen voller Bücher zugestellt war, und Platten, vor allem klassische Musik und Jazz. An einem der wenigen freien Plätze hing ein eingerahmtes Plakat des Willemoes-Trios an der Wand. Auch die Wohnung hatte er sich anders vorgestellt. Endlich hatte Katrine Willemoes ihr Telefonat beendet und blieb mitten im Raum stehen, als wüsste sie plötzlich nicht mehr, was von ihr erwartet wurde.
    Thor warf ihr einen fragenden Blick zu und nahm dann hinter einem kleinen Couchtisch Platz, der mit wochenalten Ausgaben der Financial Times und Børsen bedeckt war. Zögernd setzte sie sich neben ihn.
    »Es tut mir leid, aber ich muss diese Frage leider stellen. Wie gut kannten Sie Spang-Hansen?«
    Sie starrte ihn verständnislos an, und Thor musste sich zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Es war immer wieder schrecklich, mit den Angehörigen eines Opfers zu sprechen, und die Gnadenlosigkeit der Sprache machte es nicht leichter. Es gab wohl nichts Schlimmeres auf der Welt, als über einen geliebten Menschen in der Vergangenheitsform zu sprechen. Allerdings zweifelte er daran, ob sie überhaupt begriff, was gerade geschah, oder ob sie noch immer von der Trauer gelähmt war.
    »Ich verstehe nicht ganz?«
    Aber dann schien ihr plötzlich ein Licht aufzugehen.
    »Wir wohnen seit fünf Jahren zusammen, falls Sie das meinen.«
    »Es tut mir wirklich leid, wenn es Ihnen schwerfällt, darüber zu sprechen«, entschuldigte sich Thor.
    Aber Willemoes winkte ab und schien sich plötzlich zusammenzunehmen.
    »Er war doch nur ein Junge«, sagte sie. »Ja, er hat es schon geliebt, überall mitzumischen, bei Premieren gesehen zu werden und ein Teil des Jetsets zu sein. Aber er hatte weder eine Schar von Geliebten, noch hat er mit der Kopenhagener Schickeria gekokst. Hinter diesem ganzen Gehabe versteckte sich nur ein ganz normaler Junge. Und um das zu erkennen, brauchte man kein Psychologe zu sein.«
    Sie richtete sich ein wenig auf.
    »Was müssen Sie wissen?«
    Thor blickte sie voller Anerkennung an.
    »Vielleicht können Sie mir einfach etwas mehr über Mikkel erzählen«, bat Thor. »Ich habe immer mehr das Gefühl, als hätte ich keine Ahnung, wer er eigentlich ist.«
    Sie nickte einige Male vor sich hin, schien kurz davor, ihm wieder zu entgleiten, in sich selbst zu versinken, in der Trauer und dem Schock. Aber dann fing sie sich erneut.
    »Heißt das, Sie wissen nicht, dass er bedroht wurde?«, fragte sie dann.
    Sie war aufgestanden und zu einem Schreibtisch gegangen, der vor einem Fenster stand.
    »Ich hatte ihm gesagt, er solle zur Polizei gehen«, fuhr sie fort, jetzt mit dem Rücken zu Thor. »Drohbriefe, ziemlich widerliche. Aber natürlich unternahm er nichts. Das war nicht sein Stil. Ich nehme an, Sie möchten sie sehen?«
    Thor versuchte, seinen Eifer zu verbergen, als sie ihm kurz darauf drei Ausdrucke von Mails hinlegte. Alle drei ganz unmissverständlich in ihren Drohungen.

8
    E in brutaler Raubüberfall. Ganz einfach. Das erleben wir ständig.«
    Der Polizist hieß Ali Hassan, und trotz der drückenden Hitze stand er mit einer Tasse Tee mit Milch und Zucker vor dem Gebäude, das angeblich das Hauptpolizeiamt dieser Stadt beherbergte. Warwick hatte das trübe Gesöff noch nicht angerührt und auch nicht vor, es zu tun. Die Diarrhö würde ohnehin früh genug kommen.
    »Die Leute sind verzweifelt. Ich habe seit achtzehn Monaten keinen Lohn mehr bekommen. Dieser Monat war ein guter, weil wir Weizen, Zucker, Tee und Konserven

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