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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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innerlich warm wurde. Unwillkürlich lief sie schneller, bis sie Thor die Glastür zeigen konnte, auf der der Name der Hilfsorganisation Kintu in schwarzen Versalien über dem bekannten Logo eines stilisierten Menschen prangte, der die Arme ausstreckte, um die Welt zu umarmen. Sie war in den letzten Jahren bei einigen Treffen mit Carl Henrik Gunnerus Poulsen, dem Leiter von Kintu, und mehreren seiner Mitarbeiter gewesen. Er war ein bekanntes Gesicht und nicht nur in den Medien vertreten, wenn die großen Spendenappelle die Bürger dazu aufriefen, ihren Teil beizutragen, sondern auch als Kommentator, wenn die Krisengebiete seltenerweise einmal in den Fokus der Journalisten rückten.
    Gunnerus ging die Medien immer wieder gern dafür an, dass sie nur dann über den eigenen Tellerrand blickten, wenn es um spektakuläre Katastrophen ging, die sich für Schlagzeilen eigneten, anstatt auf die tägliche Armut, Hungersnot und Unterdrückung aufmerksam zu machen, die auch vor und nach den Besuchen der internationalen Pressemeute existierten. Über Kintus Netzwerk war Linnea im letzten Herbst in den Gazastreifen entsandt worden. Sie hatte sich für die Gruppe von Experten gemeldet, die hinzugerufen wurde, um zu überprüfen, ob Flüchtlinge tatsächlich Übergriffen oder Folter ausgesetzt worden waren. Diese Aufgabe verstand sie als ihre berufliche Verpflichtung, und in dieser Hinsicht lag sie ganz auf einer Wellenlänge mit Gunnerus. Dagegen war er nicht sehr entgegenkommend gewesen, als Thor ihn angerufen und um Hilfe bei der Suche nach der flüchtigen Zeugin von der Badeanstalt gebeten hatte. Lediglich den Namen und die Adresse der Frau hatte Gunnerus herausgerückt. Das, und eine mürrische Einwilligung zu einem späteren Treffen. Und deshalb hatte Linnea sich mitzerren lassen, um den Leiter zum Reden zu bringen.
    »Du weißt, dass ich das nur ihr zuliebe tue«, sagte sie. »Aber ich möchte nicht weiter in deine Arbeit hineingezogen werden.«
    »Du kennst ihn. Und außerdem wird es bei diesem einen Mal bleiben.«
    Sie sah Thor an.
    »Okay, ich gebe zu, dass es das zweite Mal innerhalb von drei Tagen ist. Aber du musst ja einfach nur mitkommen. Mir gegenüber macht er völlig dicht.«
    »Ich glaube, er hat einfach nicht viele gute Gründe, die Polizei zu mögen«, erwiderte Linnea. »Denk daran – wenn die dänischen Politiker Asylrechtsverschärfungen einführen, Abschiebungen sanktionieren, 28 -Jahres-Regeln einführen und was weiß ich noch alles, um uns vom Rest der Welt abzuschotten, dann ist es die Polizei, die sie durchsetzt. Also erwarte nicht, dass er dich zum besten Freund haben will.«

9
    D ie grau gefleckte Eidechse warf Warwick einen schläfrigen Blick zu, als sein Schatten darauf fiel. Dann krabbelte sie träge über den Steinboden, um einen neuen Sonnenfleck zu finden, wo sie sich wärmen konnte. Warwick blieb stehen, folgte dem Weg der Eidechse und wartete darauf, dass sich die Telefonverbindung aufbaute. Durch die Zeitverschiebung war es in Mogadischu drei Stunden früher als in Dänemark, und die Telefon- und Satellitenverbindung war bestenfalls schwankend. Aber jetzt hatte er endlich Lise am Apparat, und sein Puls beruhigte sich sofort.
    »Willst du auch mit Jais sprechen?«
    »Das verschieben wir lieber, sonst wird er nur traurig.«
    Lise war einen Moment lang still. Es war ein wiederkehrendes Problem. Sein Sohn hasste es, wenn der Vater nicht zu Hause war, insbesondere wenn Warwick ihm nicht sagen durfte, wo er war und wann er wieder nach Hause zurückkam. Aber das war nicht der Grund für Lises Schweigen. Denn diesmal wusste sie ausnahmsweise, wo er sich aufhielt, und wie erwartet fühlte sie sich bei dem Gedanken nicht wohl.
    »Es gefällt mir nicht, dass du da unten bist.«
    »Beruhige dich, ich wohne in einem Fünfsternehotel. Es heißt sogar Peace Hotel und liegt mitten in der Stadt. Hier wimmelt es nur so von ausländischen Journalisten. Wir haben eine Klimaanlage, fließendes Wasser und Internet.«
    »Jetzt tu doch bloß nicht so, als wärst du im Urlaub.«
    Aber er konnte hören, dass er sie immerhin zum Lächeln gebracht hatte.
    »Und im Hotelrestaurant gibt es ein ganz hervorragendes gebratenes Kamel mit Pommes frites. Okay, die sind ein bisschen matschig, aber das Kamel ist ausgezeichnet. Im Garten wehen die Palmen in der salzigen Brise. Der ist sogar groß genug, um morgens darin eine Runde joggen zu gehen, und hier oben vom Dach aus habe ich einen herrlichen Blick auf die Skyline. Soll

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