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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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angeblichen Räuber das Geld herhatten. Dass sie es den drei Dänen weggenommen hatten, war eigentlich unwahrscheinlich, denn warum hätten dänische Entwicklungshelfer in einer gesetzeslosen Stadt so große Mengen an Bargeld bei sich tragen sollen? Dies war wohl kaum ein gewöhnlicher Überfall auf drei Ausländer, der aus dem Ruder gelaufen war. Viel wahrscheinlicher schien es, dass eine Bande Kleinkrimineller eine für hiesige Verhältnisse große Summe Geld erhalten hatte, damit sie die drei Dänen tötete. Und nach vollbrachter Tat waren sie mit ihrem wohlverdienten Lohn ins nächste Café gezogen. Mit anderen Worten: ein Auftragsmord.
    Es war nur teuflisch irritierend, dass dieser Idiot von der Botschaft in Kenia bereits die Überführung der Leichen angeleiert hatte. Warwick hätte es vorgezogen, wenn niemand außer ihm selbst diesen Fall untersucht hätte, jedenfalls bis er Klarheit darüber erlangt hatte, was genau vorgefallen war. Blieb nur zu hoffen, dass die Leichen im feuchtwarmen Lagerraum des Flughafens vor sich hin faulten und man bei einer späteren Obduktion in Dänemark nichts mehr herausfinden würde.
    »Was ist mit ihren Computern?«
    Warwick wandte sich wieder Ali Hassan zu.
    »Ich kann den Unterlagen entnehmen, dass jeder der Mitarbeiter einen Laptop besaß. Aber sie standen nicht mehr in den Zimmern. Ich vermute mal, die Täter konnten der Verlockung nicht widerstehen und haben sie mitgenommen?«
    »Keine Ahnung.«
    Ali Hassan schüttelte eifrig den Kopf, und seine Miene war so entrüstet, dass Warwick ihm glaubte. Auch hatte er im Büro des Polizeichefs nur einen einzigen, mindestens fünfzehn Jahre alten Computer gesehen, der im Regal stand, so dass er wohl nicht mehr in Gebrauch war, sondern lediglich ein Symbol für Macht und Wohlstand darstellte.
    Warwick kippte seinen Tee auf den Boden und nickte dem Polizisten zu.
    »Ich glaube, ich bleibe noch ein paar Tage länger in Mogadischu.«
    *
    Das jüdische Ghetto nahe der Brøndstræderne wurde vor dem Ersten Weltkrieg abgerissen, die Slums rund um die Adelsgade nach dem Zweiten, und heute war die Kopenhagener Innenstadt durch und durch schick und saniert. Dennoch fand Linnea, dass man immer noch einen Hauch der rauen Stimmung früherer Zeiten spüren konnte, wenn man sich an einem Wintertag auf der Borgergade gegen den Wind stemmen musste und in jeder Hinsicht das Gefühl hatte, auf der anderen Seite von Frederiksstaden zu sein.
    »Warst du schon mal in Indien?«
    Linnea starrte Thor fragend an.
    »Eigentlich war ich fast überall in Asien«, antwortete sie. »Wir haben in Thailand gewohnt, bis ich acht war, danach sind wir nach Indonesien gezogen und kurz darauf nach Japan. In Südkorea waren wir auch ein paar Jahre. Aber nie in Indien. Warum fragst du? Planst du eine Reise?«
    Thor deutete auf das große Reisebuch-Café, das direkt vor ihnen an einer Ecke lag. »Tranquebar« stand auf dem Schild zur Straße, und mitten im Schnee ringsherum verhießen die Plakate des Ladens und die ausgestellten Fair-Trade-Produkte eine Welt mit duftenden Gewürzen und brennender Sonne – fernab vom Schneematsch auf den Kopenhagener Straßen.
    »Tarangambadi, so hieß unsere Kolonie in Indien«, erklärte er. »Zu der Zeit, als die Paläste hier um die Ecke von einem Vermögen erbaut wurden, das mit dem dänischen Sklavenhandel und der Ausbeutung der damaligen Entwicklungsländer erwirtschaftet worden war. Vielleicht sollten wir heute Abend indisch essen gehen. Kennst du ein gutes Restaurant?«
    Thor lächelte charmant wie immer. Er war ganz er selbst, aber sein Gerede von Indien wirkte aufgesetzt und sein Lächeln falsch. Linnea war sich bewusst, was die Ursache für die angestrengte Stimmung war, und beschloss mitzuspielen. Es lag an ihr, oder vielmehr an dem Ultimatum, das sie ihm heute Abend gestellt hatte. Er wollte einfach nicht begreifen, dass ihre Vorstellung von einem glücklichen Leben einfach keine Kinder und Sonntagsausflüge in den Zoo beinhaltete, und was in seinen Augen sonst noch so alles dazugehörte. Und jetzt gingen sie nebeneinander her und behandelten sich so höflich und unterwürfig, wie sie es nur aus der Zeit kannte, bevor sie die Beziehung zu ihm beim letzten Mal beendet hatte.
    Der Gedanke stimmte sie unerwartet traurig, und sie verdrängte ihn auf der Stelle. Stattdessen phantasierte sie lieber von in Ghee gebratenem Naan und spürte, wie ihr bei der Vorstellung von einem guten Chicken Tikka Masala oder einem Lamb Vindaloo

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