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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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zu reden, aber das hat sie sich immer höflich verbeten. Ich solle mich nicht einmischen. Sie grenzt sich ziemlich ab. Auf jeden Fall weiß ich nichts von engen Freunden oder einem Freund. Sie können ja versuchen, ihre Kollegen hier zu fragen, aber ich bezweifle, dass sie etwas wissen. Wie gesagt, ich gehöre wohl zu denen, die sie am allerbesten kennen.«
    Thor nickte und dankte für die Auskunft. Gunnerus war hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen und hielt ihnen die Tür auf, noch ehe sie aufgestanden waren – für seine Größe war er erstaunlich flink. Als sie wieder über den Korridor gingen, wandte er sich Linnea zu und sagte ihr, wie zufrieden sie mit dem Bericht aus Gaza gewesen seien und dass er hoffe, sie habe auch künftig Lust, für sie zu arbeiten.
    »Wir brauchen alle Kräfte.«
    »Natürlich.« Linnea lächelte angestrengt, weil sie gerade versuchte, ein Niesen zu unterdrücken.
    Dann nickte Gunnerus Thor zu, der ihnen einige Schritte voraus war.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie schon an allen naheliegenden Orten gesucht haben?«
    Thor drehte sich fragend um.
    »Ich meine die afrikanischen Clubs und so weiter. Klamottenläden, Friseure, Veranstaltungsorte, Cafés – also überall da, wo sich die afrikanische Szene in Kopenhagen aufhält.«
    Im Treppenhaus verabschiedeten sie sich, und Gunnerus steckte Thor seine Visitenkarte zu, nachdem er seine Privatnummer auf der Rückseite notiert hatte. Er lehnte seinen gewaltigen Körper über das Geländer, während sie die Treppe hinunter verschwanden.
    »Wenn ich noch irgendetwas tun kann, rufen Sie mich an«, rief er ihnen nach. »Jederzeit.«
    *
    »Khat?«
    Der Verkäufer blickte Warwick unter seinen schweren Lidern hervor an.
    »Coke?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Kalaschnikow?«
    Der Mann leierte weiter seine Liste herunter, in der Hoffnung, früher oder später das Interesse des anderen zu wecken. Doch Warwick war bereits weitergegangen, an den nächsten schmutzigen, mit Waren überhäuften Decken vorbei. Er unterdrückte ein Husten. Der Staub lag wie Nebel über allem und verstärkte den Eindruck, er würde sich in einem Paralleluniversum bewegen. An einem Ort, den es nur in Alpträumen gab. Eine Schusssalve zerriss die Luft hinter ihm, aber er zwang sich dazu, seine Wanderung fortzusetzen. Dann war eine zweite Salve zu hören, diesmal länger und beharrlicher, gefolgt von aufgeregtem Geschrei. Warwick ignorierte es mit Bedacht.
    Er hielt sich noch nicht besonders lange hier auf, aber die allgegenwärtige Stimmung der Verunsicherung und Todesgefahr war ihm bereits unter die Haut gekrochen. Er beruhigte sich selbst damit, dass die Schüsse vermutlich von potentiellen Käufern stammten, die gerade Waffen testeten, während sie um den Preis feilschten. Suuqa Bakaaraha lag unweit von Warwicks Hotel und war einer der vielen Marktplätze Mogadischus, die auch im Chaos blühten. Für den freien Handel gab es immer Platz. Hier konnte man Mais, Bohnen, Weizen, Reis und natürlich Waffen kaufen. Angeblich zirkulierten eine Million Waffen in der Stadt – mehr, als es Einwohner gab. Und wenn man sich auf dem Marktplatz bewegte, zweifelte man nicht an dieser Zahl. Neben den Waren des täglichen Bedarfs gab es auch gefälschte Rolex und Blankopässe sowie andere offizielle Dokumente, die man nur noch ausfüllen musste – Seite an Seite mit allen erdenklichen Waffen, von Pistolen bis hin zu Luftabwehrraketen.
    Der Lärm der Händler und Käufer bildete eine konstante Geräuschkulisse, und diesen Ort gefährlich zu nennen, wäre fast eine Untertreibung. Vor weniger als einem halben Jahr waren neununddreißig Menschen bei einer Explosion neben einer Moschee getötet worden, an der Warwick auf dem Weg vom Hotel vorbeigekommen war. Wenn die Stadt ein rauchendes Pulverfass war, dann explodierte sie an diesem Ort zuerst. Als Weißer ohne bewaffnete Leibwächter hier umherzustreifen war nicht gerade schlau, aber Warwick hatte Ali Hassans Angebot einer Eskorte abgelehnt. Auch wenn diese Männer direkt vom Polizeichef beauftragt wurden, vertraute Warwick keineswegs darauf, dass sie ihn nicht im Stich ließen, sobald jemand anderer besser bezahlte oder sie einen Vorteil darin sahen, ihn auszurauben oder zu entführen. Jeder gegen jeden – das waren die Bedingungen. Aber er erlebte das nicht zum ersten Mal und wusste, dass er stark genug war, um es durchzustehen. Zumindest für eine gewisse Zeit.
    Warwick drängte sich an zwei hitzig diskutierenden Männern

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