Bewahre meinen Traum
es um meine Tochter geht.“
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aber er konnte immer noch ihr Temperament darin aufleuchten sehen. „Hast du jemals daran gedacht, dass du dich zurückhalten solltest, wenn es um deine Tochter geht?“
„Ach, leck mich, Nina.“ Aus Angst schlug er um sich und schockierte sogar sich selber mit seiner Wut. Es brauchte nur drei kleine Worte, um alles zu zerstören, was sie sich den Sommer über aufgebaut hatten. Er sah, wie sie blass wurde, ihre Augen sich weiteten und Verärgerung sich in Schmerz verwandelte. „Sieh mal, es funktioniert nicht – das hier, das Inn. Es wäre besser, wenn wir einander nicht mehr sehen.“
Sie verschränkte die Arme schützend vor ihrer Brust. „Das wird eine ganz schöne Herausforderung. Ich bin gespannt, wie das gehen soll, wenn wir weiterhin zusammenarbeiten.“
Mach schon, sagte er sich. Wirf es alles weg. „Vielleicht muss sich das auch ändern.“
„Das ist nicht dein Ernst.“ Sie stützte ihre Hände in die Hüften und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass sie heute Abend umwerfend aussah. „Okay, du meinst es ernst. Wie bequem für dich, dass du mit jemandem Schluss machen und ihn gleichzeitig auch feuern kannst, alles in einem Schwung.“
Er spürte den Bruch zwischen ihnen, was unglaublich deprimierend war. Sie hatten doch kaum eine Chance gehabt. Vielleicht war es besser so, besser, den Schaden zu begrenzen. Hier ging es um Daisy. Darauf musste er sich konzentrieren. Gleichzeitig hasste er sich für das, was er gerade getan hatte. „Nina“, sagte er.
Sie war schon halb die Treppe hinauf. Sie hielt an, drehte sich aber nicht zu ihm um. Dann straffte sie die Schultern und ging weiter.
Greg musterte die glatte Wand, ballte die Hand zur Faust. Oben an der Treppe wurde die Tür aufgestoßen. Sophie kam heraus. Sie sah Nina kaum an. Eine Sekunde fühlte Greg sich zwischen ihnen gefangen; eine von ihnen seine Vergangenheit, eine seine Zukunft und keine von beiden glücklich mit ihm.
„Es ist Daisy“, sagte Sophie. „Wir müssen ins Krankenhaus.“
27. KAPITEL
S ie hätten es nicht schlechter planen können. Sie hätten davon ausgehen müssen, dass die Wehen jederzeit einsetzen könnten. Doch keiner von ihnen hatte angenommen, dass das Baby ausgerechnet am Tag der Hochzeit kommen wollte. Sophie war mit ihrem Mietwagen zum Camp gekommen – ein zweitüriger Kleinwagen, an den sie sich in Europa gewöhnt hatte. Und Greg hatte seinen Truck dabei. Also liehen sie sich schließlich Philips SUV, weil der im Fond am meisten Platz hatte. Greg schnappte sich einen Stapel sauberer Tischdecken und Handtücher aus dem Lieferwagen des Cateringunternehmens, wobei er irgendjemandem zurief, dass er sie ersetzen würde. Sie brauchten dringend Handtücher. In dem Geburtsvorbereitungskurs war ihnen eingebläut worden, immer welche im Auto zu haben. Die Kursleiterin hatte sogar eine Abdeckplane empfohlen.
Nichts verlief nach Plan. Die Abreise sollte geordnet erfolgen, Anrufe sollten ruhig und ohne zu schreien getätigt werden. Ein vorab gepackter Koffer würde ins Auto geladen und sie würden mit vernünftiger Geschwindigkeit zum Krankenhaus fahren.
Stattdessen brüllte Greg frustriert auf, weil er kein Handysignal hatte, und schickte seine Mutter los, per Festnetzanschluss aus dem Büro im Krankenhaus anzurufen, während er und Sophie Daisy ins Auto halfen. Währenddessen kamen die Wehen schnell und schmerzhaft, und Daisy fing an zu weinen. Jeder ihrer Schluchzer fachte Gregs Panik nur noch mehr an.
Er startete den Motor, aber Sophie erschien an seiner Tür. „Ich fahre.“
„Aber …“
„Dad …“ Daisys angestrengte Stimme drang an sein Ohr.
Greg fluchte und stieg aus. So sollte das alles nicht ablaufen. Aber er hatte sich als ihr Geburtscoach eingetragen, und die Pflicht konnte er nicht erfüllen, wenn er das Auto lenkte. Also kletterte er auf die Rückbank und erkannte, wieso die Kursleiterin Abdeckfolie empfohlen hatte. Tut mir leid wegen deiner Polster, Bruder, dachte er.
Jennys Ehemann, Rourke McKnight, war der Polizeichef und hatte angeboten, sie mit Sirenen zu eskortieren, aber Daisy hatte sich geweigert. Zwischen zwei Schmerzanfällen schien sie etwas verlegen wegen all der Aufmerksamkeit. „Heute ist Olivias Tag“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. „Lasst uns so still und leise wie möglich verschwinden. Nur wir drei.“
Sophie lenkte den Wagen aus dem Parkplatz und in
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