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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Richtung Straße. Die Reifen wirbelten Staub und Kies auf. Greg schaute zurück und sah gerade noch, wie Max dort oben alleine stand und dann zu Nina ging. Sie zögerte nicht, sondern zog ihn sofort in eine feste Umarmung. Dann verdeckte eine große Staubwolke die Sicht auf die kleine Gruppe von Familienmitgliedern und Hochzeitsgästen. Daisy lag in ihrem nun ruinierten Brautjungfernkleid quer über der Rückbank und stemmte ihre Hände in die Rückenlehne des Vordersitzes. „Es wird alles gut, Baby“, sagte er. „Gleich sind wir im Krankenhaus.“
    Sie wurde vor Schmerz und Angst ganz steif. Ihr Gesicht glühte weiß wie der Mond, und ihr Atem kam in flachen Zügen. Als eine neue Wehe kam, schaute Greg auf sein Handy, um sich die Zeit zu merken, und begleitete seine Tochter dann durch die Atemübung, die sie in ihrem Kurs gelernt hatten.
    „Es ist … zu schlimm“, sagte sie. „Ich kann nicht … ich kann nicht …“ Ein wilde Panik blitzten in ihren Augen auf.
    Er merkte, dass einen Kurse nur ungenügend auf das vorbereiten konnten, was wirklich passierte. Niemand hatte die wahnsinnige Angst angesprochen, die er jetzt bei ihr sah, oder sein eigenes Gefühl der absoluten Hilflosigkeit. „Wir sind gleich da“, sagte er erneut, obwohl er wusste, wie unzureichend dieser Zuspruch war. „Der Arzt wird dir was gegen die Schmerzen geben.“
    „Es tut aber jetzt weh. Ich ertrage es nicht.“ Ihre Stimme hatte einen hysterischen Unterton.
    Greg schaute zu Sophie. Sie behielt ihren Blick stur auf die Straße gerichtet und fuhr mit grimmiger Entschlossenheit. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad. Ein kleiner Schweißtropfen lief über ihre Schläfe, und er sah, dass sie nicht entschlossen, sondern genau wie Daisy zu Tode verängstigt war.
    „Daddy, hilf mir. Mach, dass es aufhört. Es soll aufhören, es soll aufhören.“ Wie ein Mantra wiederholte Daisy die Worte durch ihre zusammengebissenen Zähne.
    Wenn es eine Definition für die Hölle auf Erden gab – hier war sie. Das Gefühl, machtlos zu sein, seinem Kind nicht helfen zu können, wenn es einen darum bittet, die Schmerzen aufhören zu lassen.
    „Bald, Liebes“, sagte er. „Halt durch.“
    „Ich kann nicht … ich … Ich muss …“
    Er sah es kommen, kurz bevor es aus ihr herausbrach. Instinktiv drückte er sich rückwärts gegen die Tür, aber es gab kein Entkommen. Sie erbrach alles über ihn, was sie auf der Hochzeit gegessen hatte. Er flippte nicht aus. Er ekelte sich nicht. Er reichte ihr nur eine Handvoll Geschirrtücher, die er von dem Caterer mitgenommen hatte, und sagte: „Ist okay, Daze. Ganz ruhig.“
    Sie wischte sich ihr Gesicht mit einem der Leinentücher ab. „Ich war vor dem Empfang kurz vorm Verhungern. Ich habe alles gegessen, was ich finden konnte.“
    Ach was, dachte Greg und putzte sich mit einem weiteren Handtuch seine Hose und Schuhe ab. An Sophie gewandt sagte er: „Gleich wird die Straße etwas holprig. Es ist noch eine Viertelmeile bis zum Highway.“
    „Ich konzentriere mich aufs Fahren, und du kümmerst dich um Daisy, Greg“, murmelte sie. In dem Moment piepte ihr Handy und zeigte damit an, dass es wieder Empfang hatte. Sie klappte es auf. Ohne ihre Augen von der Straße zu nehmen, wählte sie die Nummer vom Krankenhaus.
    So war Sophie, dachte Greg. Superkompetent, wenn es darum ging, aus dem Gedächtnis eine Telefonnummer zu wählen. Sie sagte, dass es Daisy ganz gut ginge, sie sich aber übergeben hätte. Dann gab sie ihre ungefähre Ankunftszeit durch und legte auf.
    „Sie sind bereits von Grandma Jane informiert worden“, sagte sie zu Daisy. „Wir sind gleich da, versprochen.“
    Es war eher unwahrscheinlich, dass Daisy das gehört hatte, denn sie war gerade fest im Griff einer weiteren schmerzhaften Wehe.
    „Atme, Honey“, sagte er genauso, wie er es im Kurs gelernt hatte, aber was er nicht tun konnte, war, ihr die Schmerzen zu nehmen. Sie packte Gregs Hand und drückte sie, und ihm war, als würde sie sein Herz zerdrücken. Sein kleines Mädchen tat ihm so leid, er ertrug es kaum, sie so verängstigt und solchen Qualen ausgesetzt zu sehen. In dem Moment wusste er, dass er sie nicht gehen lassen würde, trotz allem, was sie ihm vorher erklärt hatte. Er wollte – musste – sie bei sich in Sicherheit wissen.
    Sophie hielt unter dem überdachten Eingang des Krankenhauses an. Greg sprang heraus und lief um den Wagen, um Daisy zu helfen. Zwischen zwei Wehen machte sie einen seltsam betäubten, verwirrten

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