Bewahre meinen Traum
wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und lächelte Olivia an. „Danke, ich schicke meine Antwort nachher sofort weg.“
„Mission erfüllt“, sagte Connor in die kleine Gesprächspause hinein. Dann reichte er Greg eine Mappe mit lauter Genehmigungen. „Das sollte alles in Ordnung sein. Die Jungs sind Ende der Woche fertig.“
„Wir müssen uns noch Hochzeitstorten angucken.“ Olivia packte die Hand ihres Verlobten und zog ihn in Richtung Bäckerei. „Und schau mich nicht so verzweifelt an. Komm, Barkis.“ Sie klopfte auffordernd auf ihren Oberschenkel.
Nachdem sie gegangen waren, erklärte Nina ihm ihre Strategie, um noch mehr Medienpräsenz für das Inn zu erzielen. Auch wenn es für das Eröffnungswochenende ausgebucht war, wussten sie beide, dass die PR-Arbeit eine niemals endende Schlacht war. Sie zeigte ihm ihren Verteiler, an den sie die Pressemappen verschicken wollte. Es war alles dabei, von kleinen örtlichen Radiosendern bis zur New York Times .
Greg hörte ihr zu, spürte die warme Sommersonne auf seinem Rücken und beobachtete, wie sie an ihrem Donut knabberte. Sie aß methodisch und nahm kleine Bissen rundherum.
„Warum lächelst du?“, fragte sie mit einem schrägen Blick über den Tisch.
„Ich musste nur gerade daran denken, wie Geschäftstermine in der Stadt immer waren. Backwaren kamen dabei nicht vor. Nur sehr viel Koffein und Testosteron.“
„Klingt so, als würde es dir nicht sonderlich fehlen.“
„Weiß Gott nicht. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das so viele Jahre mitgemacht habe.“
„Warum hast du?“
„Das ist eine gute Frage. Ich wünschte, ich hätte sie mir selber schon vor fünfzehn Jahren gestellt. Ich fühlte mich … getrieben“, gab er zu. „Niemand zwang mich, mich so hart in den Wettbewerb zu stürzen, aber das war einfach etwas, was Männer in meiner Situation machten.“ Im Nachhinein kam ihm das wie der totale Schwindel vor. In der Stadt hatte einfach irgendwas in der Luft gelegen – ein Gefühl von Konkurrenz, von Dringlichkeit. Außerdem hatte er sich verantwortlich dafür gefühlt, ein riesiges Einkommen nach Hause zu bringen, wegen der Kinder, der Kreditrate fürs Haus und Sophies gerade erst beginnender Anwaltskarriere.
Dann traf es ihn wie ein Schlag. Das waren alles nur Ausreden. Der wahre Grund, warum er jeden Tag so lang gearbeitet, niemals eine Pause gemacht hatte, um durchzuatmen, war seine eigene Unzufriedenheit gewesen. Das hatte er damals natürlich nicht gewusst. Der Konkurrenzdruck und das Chaos in der Firma hatten eine dicke Mauer um die Wahrheit errichtet. Aber jetzt sah er es ganz klar und deutlich. Wenn er sich nur stets beschäftigt hielt, musste er nicht darüber nachdenken, dass die Beziehung zu Sophie angespannt war, dass unter der Oberfläche eine subtile, aber stetig köchelnde Unzufriedenheit lauerte; sie war so tief verborgen, dass sie einfach zu übersehen war, wenn man sich nur ausreichend Arbeit aufhalste.
„Hier, bitte, Dad.“ Daisy kehrte mit einer Käsekolatsche und einem Glas Limonade zurück.
„Danke.“
Daisy betrachtete ihre Fingernägel, die in einem tiefen schwarzrot lackiert waren. Greg stellte fest, dass er die Farbe abscheulich fand.
„Toller Nagellack“, sagte Nina. „Wie heißt die Farbe?“
„Dunkles Rubin, glaube ich. Wenn du ihn dir mal leihen willst, sag Bescheid.“
Nina lächelte. „Danke. Ich werde vielleicht darauf zurückkommen.“
Frauengespräche, dachte Greg. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass Daisy darauf schon eine ganze Weile verzichten musste.
Beinahe schüchtern legte sie den Umschlag auf den Tisch. „So, das ist er also“, sagte sie zu Nina. „Der Brief an Logan.“
Greg war überrascht, dass sie das Thema in Ninas Gegenwart aufbrachte. Ganz offensichtlich hatten die beiden schon mal darüber gesprochen. So viel also zu Daisys Privatsphäre.
Nina schaute von Daisy zu Greg und zurück zu Daisy. „Wie fühlst du dich damit?“
„Ganz okay, denke ich. Ich bin froh, dass ich es hinter mich gebracht habe. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie er darauf reagieren wird.“
Greg war hin- und hergerissen zwischen genervt sein – das war eine Familienangelegenheit – und Dankbarkeit, weil er ahnte, dass er alle Hilfe brauchte, die er kriegen konnte. Was Daisy anging, hatte er die meiste Zeit keine Ahnung, was er tat. Manchmal fühlte er sich so allein, dass er Panik bekam. Zu wissen, dass Nina jetzt mit im Boot war, beruhigte ihn ein wenig. Nina hatte
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