Bewahre meinen Traum
Dad“, sagte Daisy auf dem Weg zum Auto. „Ich will nicht, dass die Frauen meinetwegen weglaufen.“
„Wenn sie deinetwegen weglaufen, will ich mich nicht mit ihnen treffen“, behauptete er. Sie stiegen ein und er stellte die Klimaanlage auf höchste Stufe.
„Toll, damit hast du gerade ungefähr neunzig Prozent der weiblichen Bevölkerung aus deiner Zielgruppe ausgeschlossen.“
„Oh, danke auch.“
„Nein, meinetwegen, nicht deinetwegen. Ich will wirklich, dass du jemanden findest, Dad. Nur nicht … einen Klon von Mom.“
„Du findest, Brooke ist ein Klon von Mom?“
„Dad. Sie sieht aus wie Moms jüngere Schwester.“
„Deine Mom hat keine Schwester.“
„Aber wenn sie eine hätte, würde sie so aussehen wie diese Bankberaterin.“
„Vermögensverwalterin.“
„Siehst du? Das ist wie Mom. Warum sollte man sich als Bankberaterin zufriedengeben, wenn man Vermögensverwalterin sein kann?“
Sie kannte ihn und Sophie besser, als er gedacht hatte. Aber sie hatte ja auch einen Platz in der ersten Reihe gehabt, von dem sie ihre Eltern gut beobachten konnte, während sie aufwuchs. Er bemerkte, dass sie den Umschlag unter den Sitz geschoben hatte. „Willst du den nicht abschicken?“
„Ich, äh, kümmere mich später darum.“
Er drängte sie nicht. Es war ein großer Schritt, und er wollte, dass sie sich alle Zeit ließ, die sie brauchte. Wie ihre Mutter es getan hatte. Der Gedanke jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sophie hatte sich wahrlich Zeit gelassen. Sie hatte bis nach der Geburt gewartet, um Greg ins Boot zu holen. Wäre irgendetwas anders gelaufen – für ihn und Sophie, für Daisy –, wenn er von Anfang an dabei gewesen wäre?
Er löste den Kragen seines Hemdes, dann fuhren sie zum Drucker, um die Proofs für die neue Broschüre des Inn anzusehen. In den Bildern und dem Layout wurde eine andere Zeit zum Leben erweckt – eine einfachere, romantischere Ära, in der der dringendste Termin des Tages der Nachmittagstee in Avalon Meadows war. Es gab Bilder vom Willow Lake in seiner ganzen Sommerpracht, ein Spiegel des blauen Himmels, umgeben von ansteigenden Wäldern und Bergen. Dazwischen vereinzelte Schlagwörter – „entfliehen Sie dem Alltag und entdecken Sie sich selbst“, „entspannen, erneuern, erholen“ – und das ernst gemeinte Versprechen, dass die Gäste des Inn den besten Service und allen möglichen Komfort genießen würden. Auf jeder Seite fand sich mindestens eines von Daisys Fotos, und die Grafikerin lobte ihre Arbeit.
„Wo hast du studiert?“, fragte sie.
„Ich habe den Fotokurs an der Highschool besucht“, antwortete Daisy. „Aber hauptsächlich habe ich mir alles selber beigebracht.“
„Arbeitest du als Freie?“
Greg trat einen Schritt zurück und ließ Daisy und die Grafikerin reden und Visitenkarten austauschen. Als sie Anfang des Sommers zu Besuch da war, hatte Sophie Daisy einen Kasten mit gedruckten Visitenkarten mitgebracht. Das war etwas, an das Greg niemals gedacht hätte, aber jetzt war er froh über Sophies Geste.
Als sie vom Drucker wegfuhren, sagte er: „Ich bin so stolz auf dich, Daze. Ich mag es, wenn andere Leute dein Talent erkennen.“
„Ach, ich hab noch viel zu lernen, was das Fotografieren angeht.“
Greg wartete. Er merkte, dass sie auf etwas hinauswollte.
„Ich war ja nicht so richtig scharf darauf, aufs College zu gehen, aber jetzt denke ich, dass ich vielleicht ein paar Kurse belegen sollte. Ehrlich gesagt, wenn ich nach New Paltz ziehen würde, könnte ich da aufs staatliche College gehen.“
„Du gehst nirgendwohin“, winkte er die Idee ab. „New Paltz ist meilenweit weg.“
„Ich weiß, wo es ist, Daddy. Und nimm es nicht persönlich, aber ich werde hingehen, wohin ich will.“
Er biss die Zähne zusammen, um seine Antwort darauf zurückzuhalten. Doch er konnte nicht anders. „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du zu Hause bleibst.“
„Du hast dich darauf geeinigt, Dad. Ich habe gesagt, ich schau mal.“
Er biss wieder die Zähne aufeinander, und dieses Mal blieben sie so. Er sollte es besser wissen, als sich mit ihr auf eine Diskussion einzulassen. Sie würde bei ihm wohnen bleiben, fertig, aus. Sie hatte keine andere Wahl, auch wenn er sie nicht darauf hinweisen würde, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. Sie brauchte seine Unterstützung.
Zum Teufel, wem wollte er was vormachen? Seine Tochter war achtzehn. Sie besaß einen Treuhandfonds – wie alle Bellamy-Enkelkinder. Er
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