Bewahre meinen Traum
auf Frauen zu stoßen – lächelnde, hilfsbereite, attraktive Frauen. Er sah sie in der Schlange vor dem Postschalter, in den Gängen des Heimwerkermarktes, an der Zapfsäule beim Tanken, in seinen Träumen. Sie waren natürlich immer schon da gewesen, aber der lange Entzug hatte seine Aufmerksamkeit für sie geschärft. Er fragte sich, ob man ihm das wohl ansah.
„Ich schätze, du bist sehr beschäftigt gewesen“, sagte Brooke mit einem leicht fragenden Unterton in der Stimme. Sie schenkte ihm einen unmissverständlichen Blick vom Kopf bis zu den Zehen; ihr schien der Maßanzug von Brookes Brothers zu gefallen, den er trug.
Ihr Verhalten überraschte ihn. Nach ihrem desaströsen Date hatte er sie eigentlich abgeschrieben. Jetzt schien sie jedoch eindeutige Signale auszusenden. Sollte er sie noch einmal einladen?
„Ich war ziemlich beschäftigt, ja, aber ein Mann muss ja ab und zu auch mal was essen“, sagt er. „Vielleicht können wir mal gemeinsam zu Abend essen?“
Ihre Miene hellte sich auf, ihre Augen strahlten. „Das klingt …“
„Alles fertig, Daddy-O.“ Hinter ihrem dicken Bauch tauchte Daisy auf und gesellte sich zu ihnen. „Hi“, sagte sie und warf Brooke einen leicht argwöhnischen Blick zu. Sie sagte zwar immer, dass es für sie in Ordnung wäre, wenn Greg sich mit Frauen treffen wolle, aber sie hatte ganz eindeutig eine eigene Meinung über die Art von Frauen, mit denen er sich verabredete. Langhaarige Bankerinnen mit High Heels schienen sie lange nicht so zu beeindrucken wie Greg.
Er stellte sie einander vor, und Daisy sagte: „Hallo, Mrs Harlow. Ich habe nur gerade etwas notariell beglaubigen lassen.“ Sie klopfte auf den dicken Umschlag und lächelte. Sie war sich des Effekts, den sie auf Brooke hatte, nur allzu bewusst.
Brookes Gesichtsausdruck war beinahe schon komisch zu nennen. Nein, er war komisch. Greg sah die Überraschung in ihren Augen, auch wenn sie es schaffte, ihr Lächeln beizubehalten.
Greg sagte nichts. Er ließ seinen Blick durch die Banklobby schweifen und tat so, als bemerke er die abschätzenden Blicke der Umstehenden nicht. Doch er spürte sie durch die Lagen seines Anzugs sickern wie die Sommerhitze. In einer Stadt wie dieser blieb niemand anonym. Es war unmöglich, hier ein Geheimnis zu bewahren. Zumindest für länger. Innerhalb weniger Stunden wüsste die halbe Stadt, dass Daisy Bellamys Zustand für die neue Vermögensverwalterin der Bank ein Schock gewesen war.
Brooke räusperte sich. „Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen“, sagte sie zu Daisy. Dann wandte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln an Greg. „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Es war schön, Sie getroffen zu haben, Greg. Viel Glück mit dem neuen Grundstück.“
Sie ging zügig zu ihrem Büro, die Absätze klackerten entschieden auf dem Marmorboden. Greg sah ihr mit leichtem Bedauern hinterher.
„Ich schätze, ich habe sie überrascht.“ Daisy lächelte ihn reumütig an. „Die Leute denken bei deinem Anblick nicht automatisch: ‚Ah, ein Großvater.‘“
„Ja, wenn sie das täten, würde ich mich auf der Stelle erschießen“, gab er zu. „Ich war gerade dabei, sie zum Essen einzuladen.“ Er hielt Daisy die Tür auf und trat dann hinter ihr in den hellen Sommertag hinaus.
„Das tut mir leid, Dad.“ Ein verlegendes Schweigen pulsierte zwischen ihnen. Das war tatsächlich neu in ihrer Familie – die erwachsene Tochter erkennt, dass ihr Vater wieder ausgehen will. „Ich warte hier draußen, während du zu ihr hineingehst und noch mal mit ihr sprichst.“
„Nein, ist schon gut. Ich habe meine Meinung geändert.“ Das stimmte. In dem Moment, wo er gesehen hatte, mit welchem Blick Brooke Daisy anschaute, hatte sie jeglichen Reiz für ihn verloren – High Heels hin oder her. Und ehrlich gesagt konnte er Brookes Widerstreben verstehen. Sie war kaum dreißig. Die Vorstellung, sich mit einem Mann zu verabreden, der Kinder hatte, war nicht so schlimm. Aber die Vorstellung, dass dieser Mann bald Großvater würde, war für ein Frau wie Brooke ein bisschen zu viel des Guten.
Verdammt. Er sollte überhaupt nicht daran denken, sich zu verabreden. Er hatte Kinder aufzuziehen und ein Geschäft zum Laufen zu bringen und sollte es sowieso einfach besser wissen.
Hitze stieg vom Bürgersteig auf, und er beeilte sich, sein Jackett und die Krawatte auszuziehen. Hatte er sich früher wirklich jeden Tag für seine Arbeit in der Stadt so angezogen?
„Ich meine es ernst,
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