Bewegungswissenschaft
der Spieltätigkeit und das kontaktarme Spielen. Die qualitativen Veränderungen der Bewegungsausführungen korrelieren eng mit dem ersten Gestaltwandel. Die motorischen Aktionen werden kraftvoller und räumlich umfangreicher.
Für die Ausdauerfähigkeiten im Kleinkindalter liegen keine einschlägigen Untersuchungsbefunde vor. Die Kraft- und Schnelligkeitsfähigkeiten sind weit gehend nicht entwickelt. Die Zunahme der Beugefähigkeit der Wirbelsäule, der Schulter- und der Hüftgelenke bestimmen maßgeblich die Verbesserung der Beweglichkeitsfähigkeiten . Dominant erscheinen die Aneignung vielfältiger elementarer Bewegungsmuster (Gehen, Steigen, Balancieren, Klettern, Hängen, Werfen, Fangen usw.) und die Ausdifferenzierung der koordinativen Fähigkeiten .
Das Vorschulkindalter (3./4.-6./7. Lebensjahr) stellt die Lebensspanne der Vervollkommnung der elementaren Motorik dar. Charakteristisch ist die geschlechtsunabhängige variable Verfügbarkeit der elementaren Bewegungsfertigkeiten und die schnelle quantitative und qualitative Leistungsverbesserung (z. B. Jungen, viertes Lebensjahr, 40-m-Lauf: 16.6 s, Weitwurf: 3.79 m, Standweitsprung: 47.8 cm; siebtes Lebensjahr: 9.8 s, 12.90 m, 116.7 cm; W INTER , 1998, S. 262). Zu beobachten sind erste Kombinationen von Bewegungsgrundmustern (z. B. Gehen und Ziehen; Laufen und Abspringen; Laufen und Werfen; Hochwerfen und Fangen; Ballprellen und Laufen) und der Erwerb grundlegender Sporttechniken (alpiner Skilauf, Eiskunstlaufen, Gerätturnen, Kinderballett, Leichtathletik, Skilanglauf, Sportschwimmen). Während sich für die Kraftfähigkeiten im Vergleich zum Kleinkindalter keine bedeutsamen Verbesserungen ergeben, bildet sich die aerobe Ausdauerfähigkeit weiter aus. Ab dem fünften Lebensjahr verbessern sich die Schnelligkeitsfähigkeiten .
3.3.2 Wie formen sich motorische Basisfähigkeiten und sporttypische Fertigkeiten im Schulkindalter aus?
Im frühen bis späten Schulkindalter (7.-12./13. Lebensjahr) verändern sich durch die verstärkte Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen, den Schul- und Vereinseintritt und dievielfältigen Beziehungen zur Umwelt die individuellen Einstellungen erheblich. Neue Lebenstätigkeiten wie systematisches Lernen, schulische Pflichten und zielgerichteter Sportunterricht lösen das bislang unangeleitete Spiel ab. Der erneute Gestaltwandel, die schnelle Verbesserung der motorischen Basisfähigkeiten, die Aneignung komplexer sportbezogener Bewegungstechniken, der ausgeprägte Drang nach Erkundung, Erprobung und Bewegung sowie die wachsende Leistungsbereitschaft stellen die markanten Entwicklungsmerkmale des Schulkindalters dar. Typische altersbezogene Entwicklungsverläufe lassen sich, bedingt durch die interindividuellen und geschlechtsspezifischen
Unterschiede, nicht zweifelsfrei aufzeigen. Ungefähr die Hälfte der Schulkinder schließt sich in Deutschland für einen mehr oder minder langen Zeitraum einem Sportverein an. Neuere Schulberichte verweisen bei Schulanfängern (6./7. Lebensjahr) und Schülern der fünften Klasse (10./11. Lebensjahr) auf einen hohen Anteil übergewichtiger Kinder und eine bedenkliche Verschlechterung der motorischen Basisfähigkeiten und der elementaren Bewegungsfertigkeiten (S CHEID & R IEDER , 2001). Für Grundschulkinder berichtet B ÖS (1999) von durchschnittlichen täglichen Sitz- und Liegezeiten von jeweils neun Stunden, während den kindlichen Organismus intensive Bewegungstätigkeiten wie Spielen, Toben und Sport nur maximal eine Stunde am Tag beanspruchen. Die gesundheitsbedenkliche Bewegungspassivität und das körperliche Übergewicht der Grundschulkinder begründet der Mangel an kindgerechten Bewegungs- und Spielmöglichkeiten (Spiel-, Bolzplätze, Rasenflächen, Waldgebiete usw.), die komfortablen Beförderungsmittel (elterlicher Taxiservice, Schulbus usw.), die veränderten Freizeitaktivitäten (Computerspiele, Fernsehen, Spielkonsolen usw.) und die falsche Ernährung (Fastfood, Softgetränke, Süßwaren usw.; D IETZ , 1990).
Die aerobe Ausdauerfähigkeit zeigt im Schulkindalter große interindividuelle und geschlechtsspezifische Differenzen. Während bei den Jungen im Durchschnitt der absolute und der auf den Erwachsenenwert relativierte maximale Energieumsatz bis zum 16. Lebensjahr nahe zu konstant bleibt, findet bei den Mädchen bereits ab dem 12. Lebensjahr ein allmählicher Abfall der aeroben Kapazität statt ( vgl. Abb. 59 a). Im Vergleich mit den Erwachsenen besteht für Schulkinder neben der
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