Bewegungswissenschaft
(Überblick: H ÖNER & R OTH , 2002).
Die Durchführungsobjektivität befasst sich mit dem Unabhängigkeitsgrad der Testergebnisse von der Variation der Testdurchführung. Hierzu werden die Testsituationen, die Testanweisungen (Instruktionen), die Messgeräte und die Registrierung der Testergebnisse formalisiert und exakt festgelegt.
Zur Kontrolle der Registrierung des Testverhaltens protokollieren mehrere Leiter gleichzeitig die Testleistungen einer größeren Personengruppe. Die Höhe der Korrelation der Datensätze der Testleiter gilt als ein Maß für die Unabhängigkeit der Resultate von den Protokollanten. Die Überprüfung der Registrierung ist vor allem bei der Erhebung qualitativer Leistungen (z. B. Eindrucksanalyse) erforderlich.
Die Standardisierung sportmotorischer Tests ist relativ schwierig und aufwändig zu kontrollieren. Die nahe liegende mehrmalige Testdurchführung mit derselben Versuchsgruppe und jeweils verschiedenen Testleitern ist nach H ÖNER und R OTH (2002) problembehaftet. Die Unterschiede in den Datensätzen der einzelnen Testleiter können nicht ausschließlich in der fehlerhaften Testdurchführung, sondern auch in den nur schwer kontrollierbaren Personenmerkmalen (Lern-, Übungs-, Ermüdungseinflüsse, Formschwankungen der Probanden usw.) begründet liegen.
Die Auswertungsobjektivität wird dann erhöht, wenn entsprechende Auswertungsregeln wie Antwortvorgaben, Wertungsvorschriften und Berechnungsschlüssel vorliegen. Die Prüfung der Auswertungsobjektivität ist nicht unbedingt erforderlich, wenn es sich bei den erhobenen Daten um die Gesamtzahl von Treffern oder Punkten handelt, also die Daten unmittelbar mit den Resultaten identisch sind (z. B. 19 cm beim „Jump and Reach“; 190 cm beim „Standweitsprung“) oder sich das Ergebnis durch einfache mathematische Verfahren ergibt (z. B. Addition). Bei qualitativen Auswertungen von Handlungs- und Bewegungsvollzügen (z. B. Videoaufzeichnungen) empfehlen H ÖNER und R OTH (2002) konzeptorientierte Ratings. Hierbei stützen geschulte Experten ihre Auswertung auf vorgegebene, verständlich definierte Kriterien.
Inhaltliche, formale und verbindliche Auswertungskriterien (numerische Skalenkennwerte, Normtabellen, Lernzielkataloge usw.) helfen, die Interpre tationsobjektivität zu sichern. Verschiedene Wissenschaftler müssen auf der Grundlage der ausgewerteten Resultate eines sportmotorischen Tests zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen. Die Interpretationsobjektivität ist dann vollkommen gegeben, wenn eine Auswertung eine numerische Nenngröße darstellt, die eine bestimmte Position auf einer vorab festgelegten Skala eindeutig benennt (H ÖNER & R OTH , 2002).
Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) eines sportmotorischen Tests gibt den Genauigkeitsgrad an, mit dem ein Test ein spezielles Motorikmerkmal misst, unabhängig davon, inwieweit der Test dieses Merkmal auch zu messen beansprucht. Ein Test gilt dann als zuverlässig, wenn die Versuchsperson bei mehrmaliger Testung unter gleichen Bedingungen die Resultate reproduziert. Die Testlänge, die Messpräzision, die personenzentrierten (Emotion, Motivation, Konzentration, Ermüdung usw.) und die situativen Bedingungen (Tageszeit, Testatmosphäre usw.) zählen zu den potenziellen Störgrößen.
Zur Prüfung der Reliabilität eignen sich drei Vorgehensweisen. Bei der Retestmethode führt die Probandenstichprobe dieselbe Bewegungsaufgabe innerhalb eines definierten Zeitraums zweimal durch. Die Paralleltestmethode setzt zur Vermeidung von Lern-, Übungs- und Ermüdungseffekten zwei vergleichbare Testverfahren ein. Die Testhalbierungsmethode (Konsistenzanalyse) zerlegt die Items einer homogenen Testbatterie in zwei gleichwertige Hälften. Die Bestimmung des Zusammenhangs zwischen den Messreihen der einzelnen Forschungsstrategien dient der Reliabilitätsabschätzung (Reliabilitätskoeffizient ≥ 0.90: ausgezeichnet; 0.80-0.90: sehr gut; 0.70-0.80: annehmbar; 0.60-0.70: mäßig; ≤ 0.60: gering).
Das „Handbuch sportmotorischer Tests“ von B ÖS (2001) behandelt ausgesprochen anwedungsbezogen die sportmotorische Testdiagnostik und nahezu 200 motorische Testverfahren. Sportlehrer, Trainer und Übungsleiter erhalten eine Vielzahl praxisorientierter Entscheidungshilfen für die Auswahl und die Durchführung motorischer Diagnoseverfahren zu verschiedenen Anwedungsfeldern des Sports (Schul-, Leistungs-, Freizeit-, Gesundheitssport, Sporttherapie, Moto- und Sonderpädagogik, Entwicklungs- uns
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