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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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wenn der Trainer oder der Sportler die Schwierigkeit der Übungen systematisch steigert. Zu Beginn des Koordinationstrainings sollten die spezifischen Fertigkeitsanforderungen gering bleiben. Im späteren Entwicklungsverlauf muss die Übungsschwierigkeit allmählich erhöht werden: entweder durch die Erschwerung der Bewegungsausführung oder der Situationsanforderungen. Generell zu beachten ist, dass sich eine gute Bewegungskoordination nur im Einklang mit einer parallel erarbeiteten, angemessenen konditionellen Fähigkeitsbasis ausbilden kann.
    Mit den in Kapitel 3 vorgestellten Strukturierungsmodellen koordinativer Fähigkeiten verbinden die einzelnen Autoren die Auffassung, dass der frühzeitigen Entwicklung der koordinativen Teilfähigkeiten eine zentrale Bedeutung für das motorische Leistungsvermögen zukommt, da sich die Informationsaufnahme und die Informationsverarbeitung auf Grund der physiologischen Alterseinflüsse im Lebenslauf allmählich verschlechtern. Frühe und vielseitige Bewegungserfahrungen und ein ausgeprägtes koordinatives Fähigkeitsniveau begünstigen nicht nur die Aneignung, die Optimierung und den Wirkungsgrad sporttypischer Bewegungsfertigkeiten (z. B. verkürzte Lernzeiten, ökonomische Bewegungsausführung), sondern auch die situationsadäquate Anwendung beherrschter Bewegungstechniken und den Ausnutzungsgrad der konditionellenergetischen Funktionsmöglichkeiten.
    Das für Sportlehrer und Übungsleiter konzipierte, leicht verständliche Praxishandbuch von K OSEL (2001) enthält methodische Empfehlungen und Vorschläge zur Ausbildung der Bewegungskoordination im Schulkindalter. Unter dem Motto vom Einfachen zum Schwierigen und Komplizierten werden zahlreiche Spiel- und Übungsmöglichkeiten, Praxisideen und Stundenbeispiele zur Schulung der koordinativen Fähigkeiten vorgestellt.
    Für die Koordinationsschulung scheint das frühe bis späte Schulkindalter (7.-12./13. Lebensjahr) begünstigt zu sein. Hierbei entwickelt sich das Vermögen, grobmotorische und Zeitdruckaufgaben zu lösen, früher als das für feinmotorische und Präzisionsdruckaufgaben. In der Pubeszenz (11./12.-14./15. Lebensjahr) unterliegt der Entwicklungsverlauf der koordinativen Fähigkeiten, bedingt durch die hormonellen und körperbaulichen Umstellungen, mehr oder minder großen interindividuellen und intraindividuellen Unterschieden. Betroffen sind vor allem komplexe Ganzkörperbewegungen. Dieindividuelle Festigung und Höchstausprägung der koordinativen Fähigkeiten findet in der Adoleszenz statt (13./14.-18./19. Lebensjahr; Überblick: R OTH & W INTER , 1994).
    Koordinative Übungen mit wechselnden Schwerpunkten sollten im Schul-, Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssport fester Bestandteil des Aufwärmprogramms oder Hauptinhalt einzelner Unterrichts- oder Trainingssequenzen sein. Von herausragender Bedeutung sind neben speziellen kreativen Spielformen mit Zeit-, Präzisions- und situativen Variabilitätsdruckanforderungen (Burgball, Nummernläufe, Seillaufen, Völkerball mit Erlösen usw.), Hindernisparcours, Koordinationszirkel oder Laufspiele. Hierbei sollten die elementaren Bewegungen in vielfältiger, fantasiereicher Art und Weise verändert werden.
    Sportartübergreifende Koordinationsübungen mit themenspezifischen Schwerpunkten beschreiben B ÖS (2001, Organisationsdruck) oder R OTH und S CHUBERT (1987, vestibulare Anforderungen). Sportartenspezifische Koordinationsprogramme liegen beispielsweise von I SRAEL (1985) zum Freizeitsport, von R OTH und S CHUBERT (1987) zum Handball, von S CHIEBL (1994) zum Gerätturnen, von M AYER (1998) zum Fußball, von der I NTERNATIONAL I CE H OCKEY F EDERATION (2000) zum Eishockey oder von C ONZELMANN und S CHNEIDER (2000) zum Tennis vor.
6 Koordinative Fähigkeiten im Überblick
    Die empirische Befundlage über die koordinativen Fähigkeiten kann mit einem „inkompletten Mosaik“ verglichen werden, dem noch zahlreiche Wissenssteinchen hinzugefügt werden müssen, damit ein in sich verständliches Bild der Hauptursachen und Gesetzmäßigkeiten der koordinativen Fähigkeiten entsteht. Insbesondere der theoretische Kenntnisstand zur Dimensionierung der koordinativen Fähigkeiten und der sportpraktische Nutzen fähigkeitsorientierter Erklärungen gelten als wenig abgesichert und ausgesprochen lückenhaft. Mangel besteht an verlässlichen Befunden über die genaue Anzahl, die Struktur und die Zusammenhänge zwischen den koordinativen Teilfähigkeiten. Was vorherrscht, sind

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