Bewegungswissenschaft
Gesundheitspsychologie). Zwei differenzierte Buchbeiträge zu den theoretischen Grundlagen sportmotorischer Testverfahren liegen in H ÖNER und R OTH (2002) und R OTH (2002) vor.
Die Validität (Gültigkeit) informiert darüber, inwieweit ein sportmotorisches Testverfahren tatsächlich die Eigenschaft misst, die es zu erfassen vorgibt. Ermittelt wird der Zusammenhang zwischen den motorischen Leistungsdaten und den zu ermittelnden Motorikmerkmalen. Wenn ein sportmotorischer Test die Schnellkraftfähigkeit bestimmen soll, dann muss dies unabhängig vom Ausprägungsniveau der zu Grunde liegenden Bewegungstechnik geschehen. Die Differentielle Motorikforschung unterscheidet drei Validitätsformen: die Inhaltsvalidität (repräsentative Validität; Abschätzung durch Expertenrating), die Kriteriumsvalidität (Vergleich mit externen Kriterien) und die Konstruktvalidität (Korrelation zwischen Test und latenter Dimension).
Zwischen den drei Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Das wichtigste Gütekriterium stellt die Validität dar. Ein sportmotorischer Test mit einer hohen Gültigkeit weist zugleich eine hohe Objektivität und Reliabilität auf. Hingegen gelten eine hohe Objektivität und Reliabilität nicht als hinreichende Voraussetzungen für die Validität eines sportmotorischen Testverfahrens.
Für die Schule bieten sportmotorische Tests neben verschiedenen anderen Leistungskontrollverfahren (Wettkampf- und Spielbeobachtung, biomechanische, medizinische Diagnosemethoden usw.) die Möglichkeit, zu bestimmten Zeitpunkten – am Ende von Übungs- und Trainingsperioden, zu Beginn des Schuljahres, bei einem Lehrerwechsel oder bei der Zuordnung zu Leistungsgruppen – den individuellen motorischen Leistungsstand der Schüler zu bewerten. Zu den weiteren Einsatzfeldern sportmotorischer Tests in der Schule zählen die Ermittlung des motorischen Entwicklungsstandes, der motorischen Lernvoraussetzungen, der Eignung für spezielle Sportarten, der Prognose zukünftiger motorischer Leistungen, der Evaluation des Curriculums oder der Motivation der Schüler.
Im sportlichen Leistungs- und Nachwuchstraining können sportmotorische Testverfahren die Planung, die Organisation, die Effektivität und die Analyse des Trainingsprozesses oder die Talentbestimmung unterstützen (Überblick: N EUMAIER , 1983).
Als selbstverständliche Nebengütekriterien sportmotorischer Tests gelten die Ökonomie (geringer Zeit-, Geräteaufwand, wenig Material, Gruppentest, einfache Testdurchführung und -auswertung usw.), die Nützlichkeit (z. B. untersuchungspraktisches Bedürfnis), die Normierung (z. B. Einordnung individueller Ergebnisse in ein Bezugs-, Vergleichssystem), die Vergleichbarkeit mit anderen Testverfahren (z. B. intraindividuelle Reliabilitätskontrolle durch Paralleltest) und die Trennschärfe hinsichtlich interindividueller Differenzen.
5 Was zeichnet die Vermittlung koordinativer Fähigkeiten aus?
Der Funktionsstatus der sensorischen und kortikalen Informationsverarbeitung, die Art der motorischen Aufgabe und nicht zuletzt die zielgerichtete Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten bestimmen maßgeblich das koordinative Fähigkeitsniveau des Individuums. Die wesentlichen „Zutaten” des methodischen Grundrezepts der sportlichen Koordinationsschulung bestehen nach R OTH (2003, S. 92) aus einfachen, beherrschten Bewegungsfertigkeiten, die mit den von N EUMAIER und M ECHLING (1994) propagierten sechs koordinativen Druckbedingungen vielseitig, variationsreich und für den Sportler ungewohnt „gewürzt“ werden ( vgl. Abb. 8 ).
Abb. 8: Grundformel der Koordinationsschulung (mod. nach R OTH , 2003, S. 92; K RÖ - GER & R OTH , 1999, S. 22 )
Die zielgerichtete Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten gewährleisten die folgenden methodischen Teilmaßnahmen:
die Variation, die Komplexität und die Kombination der Bewegungsfertigkeiten, der Umweltbedingungen und der Informationsaufnahme,
die systematische Steigerung der Druckbedingungen und der Vorbelastungen
und die Zielgruppenspezifität (Alters-, Entwicklungsgemäßheit der Trainingsmethoden, Disziplinorientierung usw.).
Wer an der Förderung und am Training der koordinativen Fähigkeiten interessiert ist, dem bietet das Lehrbuch der B IELEFELDER S PORTPÄDAGOGEN (2003) zahlreiche praxisorientierte Hilfestellungen.
Trainingseffekte können im Bereich der koordinativen Fähigkeiten nur dann erreicht werden,
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