Bewegungswissenschaft
verteilten, lichtempfindlichen Stäbchenzellen für das Dämmerungs- und Nachtsehen ( vgl. Abb. 13 ). Die größte Stäbchendichte zeigt die retinale Peripherie zur Differenzierung der Richtung und der Geschwindigkeit der Bewegung. Zwischen den Stäbchenzellen stehen in geringerer Anzahl farbempfindliche Zapfenzellen (ca. sechs Millionen) für das scharfe Sehen, das Tagessehen und das Farbsehen (Primärfarben: rot, grün, blau). Die in der optischen Achse der Linse liegende kleine Netzhautgrube (Fovea centralis) enthält besonders dicht stehende Zapfenzellen. Die Stelle des schärfsten Sehens bildet der ausschließlich mit Zapfenzellen bedeckte gelbe Fleck (Macula lutea).
Beim Sehvorgang wird das reale Bild der Umwelt durch den bildentwerfenden dioptrischen Apparat (Hornhaut, Linse) verkleinert, durch die Sehzellen in einzelne Bildpunkte zerlegt und auf Grund der Brechung der Lichtstrahlen an der gekrümmten Fläche der Augenlinse um 180° gedreht auf der Retina abgebildet. Die durch das Licht gereizten Stäbchen und Zapfen senden ihre Informationen über die Helligkeit, den Polarisationswinkel und die Objektfarbe über die sensorischen Nervenfasern zum optischen Zentrum im Hinterhauptlappen des Großhirns. Hier entstehen, bedingt durch die individuellen Erfahrungen, der Eindruck eines aufrechten Objekts und das räumliche Sehen.
Abb. 13: Schematischer Horizontalschnitt durch das rechte Auge des Menschen (mod. nach T HEWS ET AL ., 1999, S. 729)
Der dioptrische Apparat des Auges ermöglicht die scharfe Abbildung unterschiedlich weit entfernter Objekte auf der Retina. Die Fähigkeit des Auges, die Brennweite der Linse zu verändern, bezeichnet die Biologie als Akkommodation . In der Akkommodationsruhe ist die elastische Linse durch den Zug der Linsenbänder derart abgeflacht, dass alle Gegenstände ab einer Entfernung von ungefähr 5 m scharf erscheinen. Für die Naheinstellung von Objekten bis 10 cm muss das Auge die Brennweite der Linse verkürzen. Hierzu kontrahieren sich die Ringmuskelfasern des Ziliarkörpers. Dies führt auf Grund der Eigenelastizität der Linse zu einer Lockerung der Linsenbänder und einer stärkeren Linsenwölbung. Durch die Formveränderung verfügt die Linse über eine kürzere Brennweite (erhöhte Brechkraft) und kann dicht gelegene Gegenstände auf der Netzhaut scharf abbilden.
Das didaktisch ausgefeilte Konzept der Darstellung der menschlichen Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie und die gute Verständlichkeit des Lehrbuchs von T HEWS , M UTSCHLER und V AUPEL (1999) stellen die Garanten für den leichten Zugang zu den komplizierten medizinischen Grundlagen der Bewegung und der Motorik dar. Unter Sportstudierenden gleichermaßen beliebt ist das mittlerweile in der 29. Auflage vorliegende Lehrbuch der renommierten Herausgeber S CHMIDT , L ANG und T HEWS (2005). Die komplexen Phänomene der Physiologie werden anschaulich, forschungsnah und prüfungsbezogen vermittelt. Studierende mit größerem Interesse an den physiologischen Phänomenen der Körperhaltung, der Bewegung und der Motorik des Menschen sprechen diese beiden hervorragenden Überblickswerke sicherlich sehr an.
Die Fixationsdauer, d. h., die relative Ruhe des Auges beträgt zwischen 50 ms und mehreren Sekunden. Das zeitliche Auflösungsvermögen des Auges umfasst 15-24 gesonderte Eindrücke pro Sekunde. Der optimale Reizabstand der Einzeleindrücke liegt bei etwa 60 ms. Ab ungefähr 25 Reizen pro Sekunde (Verschmelzungsfrequenz) erscheinen die Einzeleindrücke als Bewegung (z. B. „Daumenkino“). Die Latenzzeit für optische Reize beträgt 150-200 ms. Bis zu einer Winkelgeschwindigkeit von ca. 70 °/s kann das Auge bewegte Objekte exakt fixieren. Die Entfernung von Gegenständen schätzt der Mensch, indem er das Ausmaß der Akkommodation, die Unterschiedlichkeit der Netzhautbilder der beiden Augen und die Spannung der Augenmuskeln miteinander verrechnet.
Wesentliche Aspekte der Situationsafferenzen erfolgen im Alltag und Sport über das periphere Sehen. Das Hirn verarbeitet die am Rande des Gesichtskreises durch die Retina nur unscharf abgebildeten Informationen nahezu vollständig. Das Gesichtsfeld beträgt alters-, übungs- und farbabhängig in der Horizontalen etwa 170° (z. B. Handballer: ca. 181°; Fußballer: ca. 175°; Nichtspieler: ca. 167°), in der Vertikalen nach oben ungefähr 47° und in der Vertikalen nach unten ca. 65°. Die größten Gesichtsfelder bestehen für die Wahrnehmung weißer Reize, die
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