Bewegungswissenschaft
Bewegungskoordination in ihrer ganzen Breite und Tiefe erfassen und alle empirischen Kenntnisse repräsentieren. Die einzelnen Ansätze sollten sich in der nahen Zukunft verstärkt mit den Unzulänglichkeiten der eigenen Grundannahmen auseinander setzen. „Die Unterschiede in der Inspiration, der Konzeption und der Methodologie sollten dabei gegenseitig akzeptiert und die Wege zu einer (späteren) empirischen Konfrontation offengehalten werden“ (R OTH , 1989, S. 40).
Insgesamt weisen die kontrovers diskutierten theoretischen Argumentationsstränge und die empirischen Befunde über die Funktionsweise der Bewegungskontrolle darauf hin, dass motorische Verhaltensweisen wahrscheinlich verschiedenartigen einander überlappenden, zentralnervösen und peripheren Kontrollstrategien unterliegen. Die Ebene derBewegungskontrolle scheint dabei eng mit der zu lösenden motorischen Aufgabe (Präzision versus Zeitdruck), den situativen Bedingungen (offen versus geschlossen), der zeitlichen Bewegungsstruktur des Bewegungsverlaufs (rhythmisch versus arhythmisch), dem Lernniveau des Sportlers (ungeübt versus hoch geübt) und den individuellen Aufmerksamkeitsanforderungen verbunden zu sein. Motorische Rahmenprogramme, motorische Schemata, koordinative Strukturen, neuronale Netze und modulare Outputsysteme stellen in diesem Sinne vorstellbare Kontrollmechanismen dar. Sinnvoll erscheint die Abwendung von technischen, computerorientierten Modellierungen menschlicher Informationsprozesse hin zu einer stärkeren Berücksichtigung der biologischen funktionalen Realität und der Klärung organismischer Mechanismen der Informationsverarbeitung.
Zentrale Begriffe
Action approaches, Algorithmus, generalisierte motorische Programme (GMP), Gesetz von F ITTS , Gesetz von H ICK , Gestaltkonstanzhypothese, Handlungstheorie, Impuls-Timing-Hypothese, Informationsverarbeitungsansätze, Invarianten, Konnektionismus, koordinative Strukturen, Manner-Parameter, mixed approaches, Modularitätshypothese, motor approaches, neuronales Netzwerk, ökologische Handlungstheorien, Programminvarianten, Programmparameter, Programm- und Parametertrennung, Programmvorsteuerung mit kontinuierlicher Systemregelung, recall schema, recognition schema, Reaktionszeit, relative Kraft, relatives Timing, Schema, Schematheorie, Sequencing, Target-Parameter, Theorie generalisierter motorischer Programme (GMP-Theorie), time to contact, Tuning-Parameter, Verarbeitungskapazität, Wiedererkennungsschema, Wiedergabeschema, Y ERKES -D ODSON -Regel.
Zur vertiefenden Weiterarbeit
G ÖHNER , U. (1999). Einführung in die Bewegungslehre des Sports. Teil 2: Bewegerlehre des Sports. Schorndorf: Hofmann.
M EINEL , K. & S CHNABEL , G. (1998). Bewegungslehre – Sportmotorik. Abriß einer Theorie der sportlichen Methodik unter pädagogischem Aspekt (9. Aufl.). Berlin: Volk und Wissen.
R OTH , K. (1999). Die funktionalen Betrachtungsweisen. In K. R OTH & K. W ILLIMCZIK (Hrsg.), Bewegungswissenschaft (S. 127–226). Reinbek: Rowohlt.
S CHMIDT , R. A. (1988). Motor control and learning: A behavioral emphasis (2nd ed.). Champaign: Human Kinetics.
W OLLNY , R. (1993). Stabilität und Variabilität im motorischen Verhalten. Theoretische Grundlagen und elektromyographische Überprüfung der Koordination und des Erlernens komplexer Bewegungsformen im Sport. Aachen: Meyer & Meyer.
Literatur
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A DAMS , J. A. (1976). Issues for a closed-loop theory of motor learning. In G. E. S TELMACH (Ed.), Motor control: Issues and trends (pp. 87–107). New York: Academic Press.
A NOCHIN , P. K. (1967). Das funktionelle System als Grundlage der physiologischen Architektur des Verhaltensaktes . Jena: Fischer.
A NOCHIN , P. K. (1969). Cybernetics and the integrative activity of the brain. In M. C OLE & I. M ALTZMAN (Eds.), A handbook of contemporary soviet psychology (pp. 830–856). New York: Basic Books.
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E IMERT , E. (1998). Beobachten und
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