Bewegungswissenschaft
basalen Kopplung visueller Wahrnehmungsprozesse und motorischer Handlungsprozesse?
Wie erklärt der Konnektionismus die Bewegungskontrolle?
Beschreiben Sie die generelle Struktur und Funktionsweise künstlicher Neuronennetze.
Wodurch unterscheidet die Modularitätshypothese „hohlköpfige“, modulare Input- und Outputsysteme von „scharfsinnigen“, nichtmodularen, zentralen Systemen?
Lektion 7
Frühe Übung macht den Meister – Wie werden sportmotorische Fertigkeiten vermittelt?
Hochintelligente besitzen gegenüber weniger intelligenten Menschen die neurophysiologisch nachweisbaren Vorteile, dass sie komplexe kognitive Aufgaben mit einer geringeren Hirnaktivität lösen und das Hirn offenbar effizienter nutzen können. Derartige Befunde verleiten zu der voreiligen Schlussfolgerung Lernen und Üben bringt nichts. Dem ist jedoch nicht so. Die Neurowissenschaftler G RABNER und N EUBAUER und die Kognitionspsychologin S TERN (2003) belegen, dass auch weniger intelligente Menschen in ihrem Fachgebiet gleich gute Leistungen erbringen wie Hochintelligente. Darüber hinaus unterscheiden sich die Muster der Hirnaktivierung verschieden intelligenter Menschen nicht wesentlich voneinander, so lange vertraute kognitive Aufgaben gelöst werden. In dieselbe Richtung weisen psychologische Lernstudien mit Vor- und Grundschulkindern. Lernfortschritte scheinen nicht ausschließlich von der Intelligenz der Kinder abzuhängen, sondern Übung und Vorerfahrungen können eine niedrigere
Intelligenz durchaus kompensieren. Umgekehrt kann aber fehlendes Wissen nicht durch eine hohe Intelligenz ausgeglichen werden. Im Sport korrelieren die Qualität und die Exzellenz komplexer Bewegungstechniken ebenfalls in bemerkenswerter Weise mit den individuellen Vorerfahrungen und den Umfängen des motorischen Übens. Spitzenturner zeigen mit scheinbar großer Leichtigkeit komplizierteste, jedermann erstaunende Bewegungskunststücke. Ihrer virtuosen Fähigkeiten wegen gelten sie als Menschen mit einer außergewöhnlichen motorischen Begabung. Damit aus dieser besonderen Begabung ein herausragender Turner wird, ist jedoch umfangreiche und frühzeitige Übung notwendig.
Verhaltenswissenschaftler fragen heute weniger nach dem Prozentsatz der anlage- und umweltbedingten Intelligenz des Individuums, sondern das frühe Erkennen, Fördern und Ausbilden angeborener Eigenschaften und Begabungen gelten als wichtige Entwicklungsaspekte. Für die Praxis des Lehrens und Lernens im Sport besteht das unvollständig gelöste Problem, dass disziplinspezifische Bewegungstechniken vielfach nicht direkt und ganzheitlich vermittelt und geübt werden können, da der Sportler zahlreichen Überforderungen ausgesetzt ist. Hierzu zählen die kurze Bewegungszeit, die große Komplexität und die hohe Organisation sportmotorischer Fertigkeiten ebenso wie die schnell wechselnden oder sehr variablen Situationsbedingungen.
Was in der Methodenlehre des Sports zur Erleichterung der Aneignung und der Optimierung sporttypischer Bewegungstechniken vorliegt, sind pragmatische Lehrverfahren und Praxiserfahrungen erfolgreicher Sportlehrer, Trainer oder Übungsleiter. Allgemein bewährt haben sich die Vereinfachung der Lern- und Übungsbedingungen (z. B. Geländearrangement oder flache Hänge beim alpinen Skilauf; Kastentreppe beim Weitsprung), die Zerlegung der Zielbewegung in einzelne, isoliert zu übende Sequenzen (Weitsprung: Anlauf, Absprung, Landung), die Unterstützung der zeitlichdynamischen Strukturmerkmale der Bewegung (rhythmische, kinästhetische Hilfen) oder die Modifizierung der leicht veränderbaren Ausführungsparameter (Üben mit reduziertem Krafteinsatz, Slow-Motion-Üben).
1 Was ist von dieser Lektion zu erwarten?
Lektion 7 des vorliegenden Lehrbuchs wendet sich den Vereinfachungs- und Unterstützungsstrategien des Neuerwerbs und der Optimierung sportmotorischer Fertigkeiten zu. Hierbei kann der Sportler durch die Bewegungslänge, die Bewegungsbreite, die Ausprägung der Programmparameter oder die Länge oder Breite der Schemaregeln überfordert werden. Die aufgegriffenen Vereinfachungsprinzipien begründen sich zu einem großen Teil durch die in Lektion 6 vorgestellte Theorie generalisierter motorischer Programme von S CHMIDT (1988). Zur Erinnerung: Die Aneignung von Sporttechniken entspricht dem Neuerwerb im Hirn gespeicherter generalisierter Bewegungsprogramme, die einige wenige invariante, zeitlich-dynamische Strukturmerkmale der Sporttechnik festlegen. Die
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