Bewegungswissenschaft
Fertigkeiten zentriert sich auf die Präzisierung und die situative Angleichung der Bewegungsgrundmuster. Hierfür lassen sich aus der in Lektion 6 erläuterten Schema Theory of Discrete Motor Skill Learning von S CHMIDT (1988) bedeutsame Erleichterungs- und Hilfemaßnahmen zur Reduktion der Bewegungsvariabilität ableiten: Beispielsweise wenn die Länge oder die Breite der Schemaregeln die entscheidende Überforderung darstellt, also der Sportler die Auswahl der Programmparameterwerte übersichtlich geordnet und gedanklich nachvollziehbar trainieren soll. Zu den wesentlichen Vereinfachungsprinzipien zählen die Verkürzung der Schemaregel, die Positionskonstanz und die Ergebniskonstanz ( vgl. Tab. 13 ).
Tab. 13: Vereinfachungsprinzipien beim Variations- und Anpassungstraining
Überforderungsaspekt
Vereinfachungsprinzip
Anwendungsfelder
Länge der Schemaregel
Verkürzung der
Schemaregel
Dehnungs- und Stauchungsgrad
Hohe Komplexität der Schemaregeln
Hohe Parametervariabilität
Breite der Schemaregel
Positionskonstanz Ergebniskonstanz
Hohe Organisation der Schemaregeln
Gleichzeitige Variation der Ausgangsposition und des Ergebnisses
Verkürzung der Schemaregel. Für die frühe Phase des Optimierungstrainings empfiehlt R OTH (1990, 2005) die Verkürzung der Länge der Schemaregeln. Zunächst gilt es, im Rahmen der Beschränkung der Variabilität der Bewegungsausführung einzelne Teilregeln für begrenzte Parametervariationen zu vermitteln. Mit zunehmendem Könnensniveau erweitert der Sportlehrer die Schemaregel schrittweise bis zur gewünschten Länge. Die in Abbildung 53 dargestellten Übungen zum Überkopfclear im Badminton berücksichtigen nur einzelne, zwischen S 1 und S 2 liegende Ausgangspositionen (A 1 -A 4 ) und Bewegungsergebnisse (E 1 -E 4 ).
Abb. 53: Verkürzung der Schemaregel (Beschreibung siehe Text; mod. nach R OTH , 1990, S. 18)
Positionskonstanz und Ergebniskonstanz. Stellt die Breite der Schemaregeln das entscheidende Überforderungsmerkmal dar, d. h., „wenn die gleichzeitige Variation der beiden Regeldimensionen 'Ausgangsposition' und 'erwünschtes Ergebnis' dem Anfänger Probleme bereiten“ (R OTH , 1990, S. 19), eignen sich Übungsformen zum Auswahlprozess der Programmparameterwerte. Der Sportler kann entweder die Ausgangsposition oder das Bewegungsresultat konstant halten.
Nach dem Prinzip der Positionskonstanz ( vgl. Abb. 54 a) werden bei gleich bleibender Ausgangsposition (A) durch die Variation der Gesamtbewegungszeit, des Gesamtkrafteinsatzes, der bewegungsausführenden Muskeln oder des Bewegungsumfangs variable Bewegungsergebnisse (E 1 -E 4 ) erzielt. Bei der Optimierung des Überkopfclears im Badminton spielt der Trainer dem Spieler den Badmintonball immer auf dieselbe Spielfeldposition im Badminton zu. Das Rückspiel erfolgt unter Veränderung des Gesamtkrafteinsatzes auf unterschiedlich weit entfernt liegende Zielfelder.
Nach dem Prinzip der Ergebniskonstanz ( vgl. Abb. 54 b) schulen unveränderte Bewegungsergebnisse (E) die Assoziationen zwischen verschiedenen Ausgangspositionen (A 1 -A 4 ) und der horizontalen oder vertikalen Streckung der Impuls-Timing-Muster (z. B. „lang“ gespielte Bälle).
Abb. 54: Reduktion des Organisationsgrades der Schemaregeln (Beschreibung siehe Text; mod. nach R OTH , 1990, S. 19)
a ) Prinzip der Positionskonstanz
b ) Prinzip der Ergebniskonstanz
Die nachfolgenden Praxisbeispiele aus dem alpinen Skilauf stellen sportartspezifische Übungen zur Positions- und Ergebniskonstanz vor (S CHOCK & W OLLNY , 1995). Die ausgewählten Übungsformen zur Positionskonstanz schulen unter gleich bleibenden situativen Bedingungen durch variantenreiche Aufgabenstellungen unterschiedliche technisch-koordinative Bewegungsergebnisse. Hierzu eignet sich ein Slalomkurs mit gleichmäßig weit gesteckten Richtungstoren.
Umfahren der Tore mit offenen und geschlossenen Umsteigetechniken.
Umfahren der Tore mit Paralleltechniken (paralleles Grundschwingen, Tiefschwünge).
Umfahren der Tore mit zunächst geringem und im zweiten Teil des Slalomkurses mit höherem Risiko.
Umfahren der Tore mit Mischtechniken.
Die skispezifischen Übungsformen zur Ergebniskonstanz dienen der situativen Anpassung einer speziellen Skitechnik (z. B. paralleler Grundschwung) an unterschiedliche Schneebedingungen (Pulver-, Tief-, Alt-, Firnschnee, präparierte, unpräparierte Skipiste), Hangneigungen (steil, flach) oder Skigeräte (Big Foot, Firngleiter, Kurz-, Carving-, Ergo-,
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