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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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ohne rot zu werden.
    »Das ist ja fein. Da bin ich ganz glücklich.«
    Gott sei Dank kam Maria in diesem Moment mit dem Kaffee und deckte den Tisch.
    Giannis Blick war in die Ferne gerichtet, er schien zu träumen.
    »Kleinen Moment, bitte, ich hole nur kurz die Unterlagen«, sagte Chistine. Sie ging ins Büro, das sie gleich am Eingang in einer kleinen Stube wie eine Art Rezeption eingerichtet hatten, und holte die Rechnung.
    Als sie wiederkam, saßen Neri und Gianni unverändert am Tisch und nippten an ihrem Kaffee.
    Christine breitete die Rechnung auf dem Tisch aus und erklärte sie.
    »Es waren siebzehn Personen, wir hatten für das Fünf-Gänge-Menü einen Festpreis von fünfzig Euro pro Person ausgemacht, macht zusammen achthundertfünfzig Euro, für meine beiden Servicekräfte berechne ich hundertfünfzig, dann sind zwölf Flaschen Wein getrunken worden zu je zwanzig Euro, macht zusammen zweihundertvierzig Euro, zehn Flaschen Wasser macht fünfzig Euro und zwei Bier für insgesamt zehn Euro. Dann waren da noch fünfundzwanzig Grappa, macht hundert Euro.«
    Sie rechnete im Kopf noch einmal nach, und Neri dachte, er müsste auf der Stelle ohnmächtig werden.
    »Das macht dann zusammen eintausendvierhundert Euro. Mit Mehrwertsteuer eintausendsechshundertachtzig.«
    Neri starrte sie entsetzt an. Er schaffte es einfach nicht, gelassen auf diese Summe zu reagieren. Für Omas Schwachsinn musste er also einen Monatsnettolohn hinblättern. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein!
    »Ich brauche keine Rechnung«, stotterte er. »Die Mehrwertsteuer stecken sich ja doch nur die Verbrecher in Rom in die eigene Tasche. Und so dicke haben wir’s nicht.«
    »Gut. Dann sind das eintausendvierhundert, Signor Neri.« Christine lächelte besänftigend, denn sie spürte, dass das ein Betrag war, den der Carabiniere nicht so ohne Weiteres übrig hatte. »Wenn wir es ohne IVA machen, bräuchte ich das Geld dann allerdings in bar.«
    Neri nickte. Natürlich hatte er das Geld in bar dabei, er bezahlte ja in Italien nicht zum ersten Mal für eine Dienstleistung und konnte sich auch nicht erinnern, wann er mal eine Rechnung bekommen hatte.
    Er blätterte die Scheine für Omas Schwachsinn auf den Tisch, und es tat ihm direkt körperlich weh.
    »Ist Raffael hier?«, meldete sich Gianni das erste Mal zu Wort. »Ich würde ihn ganz gern begrüßen.«
    »Sicher.« Christine sortierte die Scheine in ihre lederne Brieftasche, und ihr Herz klopfte wie wild. Sie wusste nicht, was mit Raffael los war, ob es ihm gut ging, ob er noch schlief oder ob er gar nicht zu Hause war. Sie wusste nichts. »Aber ich nehme an, er schläft noch«, stotterte sie unsicher, »ich hab ihn heute nämlich noch gar nicht gesehen. Soll ich mal gucken, ob er schon wach ist?«
    »Das wäre echt nett.«
    Christine ging im Turm die Treppe hinauf und wollte gerade an Raffaels Tür klopfen, als er grinsend herauskam.
    »Moin Moin«, sagte er fröhlich. »Hab wohl ’n bisschen verpennt. Wie spät ist es denn?«
    »Halb drei.«
    »Ach, das geht ja noch.«
    »Du hast Besuch. Gianni ist unten.«
    »Prima.« Er strahlte sie an. »Machst du mir ’nen Kaffee?«
    Er lief die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Christine sah ihm fassungslos hinterher.
    Raffael traf Gianni, der auf ihn wartete, im Hof.
    »Ciao«, sagte er, »was treibt dich denn hierher?«
    »Mein Vater musste ja noch das Fest bezahlen. Hast du Lust mitzukommen, nach Siena? Vielleicht gehen wir irgendwo was trinken?«
    Raffaels Augen leuchteten auf. »Wann, jetzt?«
    »Ja.«
    »Okay. Ich trink nur kurz ’nen Kaffee, zieh mir ’ne lange Hose an und hol meine Sachen.«

50
    Eine halbe Stunde später saßen sie in Giannis Fiat und fuhren nach Siena.
    Gianni hielt in einer dunklen Seitenstraße, denn in die Gasse, in der er hauste, konnte man gar nicht hineinfahren. Sie war schmaler, als ein Auto breit war.
    »Geil!«, sagte Raffael, als er in Giannis winziger Bude stand. »Nicht gerade der Hit, aber absolut geil, hier, so mitten im Zentrum von Siena. Ich wäre froh, wenn ich so was hätte.«
    »Na ja«, meinte Gianni ein wenig verunsichert, denn ein Kompliment hatte er für seine armselige Unterkunft noch nie bekommen, und es war ihm beinahe ein bisschen unangenehm, »es ist nicht schön, aber ein kleines Stückchen Freigang.«
    »Freiheit«, korrigierte Raffael grinsend.
    »Ja, natürlich. Freiheit.«
    Giannis Wohnung war ein schmaler Schlauch von ungefähr fünfzehn Quadratmetern mit einem

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