Bewusstlos
in den Händen, und Raffael weinte unaufhörlich.
»Oder sie werfen die Hunde in kochendes Wasser und lassen sie strampeln, klemmen einen Deckel auf den Topf, damit die Hunde nicht rausspringen können!«
»Hör auf!«, schrie Lilo. »Ich halte das nicht aus!«
»Oder sie ziehen ihnen das Fell bei lebendigem Leibe ab und warten, bis sie elendig krepiert sind. Auch das macht das Fleisch schön zart.«
Lilo starrte Raffael entsetzt an.
Dann stand sie auf und ging hinaus.
Raffael legte seinen Kopf auf den Tisch und hörte gar nicht mehr auf zu weinen.
17
Besprechungen gleich zu Arbeitsbeginn waren nicht sehr beliebt. Die meisten waren noch zu müde, um konzentriert aufpassen zu können, und hatten die mühsam gesammelten Fakten der Fälle nicht parat. Ihr Gedächtnis kam normalerweise erst so richtig in Schwung, wenn die Kaffeemaschine bereits dreimal durchgelaufen war.
»Guten Morgen, liebe Kollegen«, begann Richard freundlich und erntete nur ein unverständliches Gemurmel als Antwort. Seine Zuhörer waren neben seinem Assistenten Lars Noethe noch vier weitere Männer des Teams »Gerlinde Gruber« und eine Frau, Britta Adler, die die Vergewaltigung von Natascha Baumann bearbeitete und gerade zur Mordkommission dazugestoßen war.
»Ich denke, es ist auch in eurem Interesse, wenn ich gleich zur Sache komme. Seit heute Morgen liegen mir interessante DNA -Ergebnisse vor.«
Richard warf ein Foto von Gerlinde Gruber und eines von Natascha Baumann mithilfe eines Projektors an die Wand. »Bitte, Britta, erzähle uns die Einzelheiten.«
Britta nickte, stand auf und ging nach vorn.
»In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gegen ein Uhr dreißig wurde in der Moabiter Paulstraße eine Frau in einem Pkw vergewaltigt. Natascha Baumann, einunddreißig Jahre alt, Erzieherin, alleinstehend. Der Wagen, ein VW Golf, gehört ihr selbst, sie hatte nach einem Kneipenbesuch zugestimmt, einen Mann, der ihr fremd, aber sympathisch war und kein Auto hatte, mitzunehmen. In der Paulstraße bat er sie anzuhalten, weil er dort zu Hause sei, wie er sagte, und da kam es zu der Tat. Sie wurde mit einem Messer bedroht, das ihr der Mann gegen den Kehlkopf drückte. Daher leistete Frau Baumann auch keine Gegenwehr, sie hatte Todesangst. Anschließend war sie geistesgegenwärtig genug, sofort zur Polizei zu fahren und Anzeige zu erstatten. Es wurden ein Abstrich gemacht und die DNA des Vergewaltigers festgestellt.«
Britta Adler zeigte auf das Foto von Natascha und machte eine kurze, bedeutungsschwere Pause. Im Raum war es still.
Jetzt schaltete sich Richard wieder ein.
»Wir haben das Ergebnis sofort durch den Computer gejagt und durchgecheckt, der Täter ist noch nie mit einem Sexualdelikt auffällig geworden. Aber wir haben es mit großer Wahrscheinlichkeit mit demselben Mann zu tun, der auch Gerlinde Gruber erstochen hat. Seine DNA ist identisch mit der der Hautpartikel, die wir unter Gerlinde Grubers Fingernägeln gefunden haben, als es offenbar zwischen Mörder und Opfer zu einem kurzen Kampf gekommen ist.«
»Das ist ja der Hammer«, bemerkte einer der Beamten, aber niemand reagierte darauf.
»Leider konnte Natascha Baumann nur eine grobe Personenbeschreibung des Vergewaltigers geben, sie erinnerte sich nicht detailliert genug, als dass wir ein Phantombild hätten anfertigen lassen können«, warf Britta Adler ein. »Es handelt sich demnach um einen Deutschen Ende zwanzig, Anfang dreißig. Er ist zwischen eins fünfundsiebzig und eins fünfundachtzig groß, sehr schlank, hat kurze dunkelblonde Haare, ist glatt rasiert und hat ein gepflegtes Äußeres.«
Jetzt übernahm Richard wieder das Auflisten der Informationen. »Gerlinde Gruber wurde nicht entkleidet und nicht vergewaltigt, sondern auf offener Straße erstochen, insofern scheidet für uns ein Sexualdelikt aus. Natascha Baumann hingegen ist ganz klar einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen. Sie behauptet, den Täter nicht gekannt zu haben, insofern wird es sich nicht um eine Beziehungstat handeln, bei Gerlinde Gruber wäre dies aber durchaus möglich. Wie man es auch dreht und wendet – die beiden Taten passen einfach nicht zusammen und lassen keinen roten Faden erkennen. Wenn man viel Fantasie hat, könnte man sich vielleicht vorstellen, dass auch der Mord an der Zeitungsfrau sexuell motiviert war. Der Täter versuchte eventuell, sie zu verschleppen oder hinter ein Gebüsch zu zerren, aber sie wehrte sich derart heftig, dass er sie erstach.«
»Das hört sich nach einem
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