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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dann wusste sie wenigstens, dass das liebe Jungchen wieder zu Hause und in Sicherheit war.
    Um sieben Uhr dreißig klingelte der Wecker.
    Er warf ihn gegen die Wand. Ein paar Minuten dämmerte er noch vor sich hin, dann gab er sich einen Ruck, sprang aus dem Bett und rannte ins Bad.
    Wie gewohnt saß Lilo in der Küche und frühstückte, als er hereinkam.
    Es war reinste Notwehr, dass er die Flucht nach vorn wagte, und er wunderte sich, dass er um diese Zeit überhaupt schon zusammenhängende Sätze sprechen konnte. Vielleicht lag es daran, dass er zum ersten Mal seit Jahren nicht betrunken ins Bett gegangen war.
    Lilo sah ihn nicht an, sie blickte auch nicht von ihrer Zeitung auf.
    »Hör zu, Lilo«, begann er, »die ganze Scheiße tut mir verdammt leid. Erspar mir bitte die Vorwürfe, reiß mir jetzt auch nicht den Kopf ab, und vor allem, sei bitte nicht bis anno Schnee eingeschnappt und beleidigt. So ein ungesundes Schweigen im Haus ist nämlich richtig zum Kotzen.«
    Lilo reagierte nicht, aber Raffael bildete sich ein, dass sie schon nicht mehr ganz so sauer aussah.
    »Du glaubst nicht, was gestern im Theater los war. Die Hölle, sag ich dir. Fischer hat den Regisseur gefeuert, und wir mussten das Bühnenbild zerhacken. Wir haben geackert wie die Blöden, und ich war erst heute Morgen um halb vier zu Hause. Ich war in keiner Kneipe, Lilo, und ich hab außer ’ner Viertelpizza den ganzen Tag nichts gegessen. Ich bin so stocknüchtern ins Bett gegangen, dass ich dachte, ich bin sterbenskrank. Und hab nur drei Stunden geschlafen. Und bei dem ganzen Wahnsinn im Theater, den ich dir irgendwann mal erzähle, wenn du nicht mehr wütend bist, hab ich völlig vergessen, dich anzurufen. Sorry. War nicht in Ordnung, weiß ich. Und ich kann mir auch vorstellen, dass du dachtest, ich versumpfe irgendwo. Aber das bin ich nicht.«
    Sie schwieg.
    »Ich würde unser großes Fressen verdammt gern nachholen, Lilo. Das Fleisch ist doch sicher auch heute noch gut. Und wir können ja nicht jeden Tag achtzehn Stunden arbeiten. Da gehen wir sonst irgendwann von der Fahne. Was hältst du von heute Abend? Zur Versöhnung?«
    Er setzte sich und trank einen Schluck Kaffee. Das war die längste Rede seines Lebens gewesen. Erwartungsvoll sah er Lilo an.
    »Es ist in Ordnung, Raffael«, sagte sie leise, »ich bin dir nicht mehr böse. Und ich freue mich auf heute Abend. Aber sei so lieb und ruf mich an, wenn dir etwas dazwischenkommt.«
    »Abgemacht.« Er stand auf. »Du gefällst mir, Lilo«, meinte er erleichtert, »eigentlich von Tag zu Tag besser. Also dann, bis heute Abend.«
    Er trank seinen Kaffee aus und ging.

15
    »Hast du mal einen Moment Zeit?«, fragte Frank, als Raffael ins Theater kam.
    »Aber sicher. Wozu bin ich denn hier? Um Bühnenbilder zu zerhacken und um mit dir zu reden.«
    Es waren unter anderem auch diese Antworten, die Frank überhaupt nicht ausstehen konnte.
    »Dann komm mal bitte kurz mit.«
    Oh, Mann. Also wurde es mal wieder schwierig. Was war denn bloß los? Raffael ließ in seinen Gedanken in Windeseile den gestrigen Katastrophentag Revue passieren, aber da war nichts, was Frank auf die Palme gebracht haben könnte, er war sich absolut keiner Schuld bewusst.
    Aus reiner Notwehr gab sich Raffael betont lässig und unbekümmert und schlenderte hinter Frank her ins winzige Büro, das eine von der Werkstatt abgetrennte Nische war.
    »Setz dich. Du willst doch sicher ein Bier.«
    Frank wartete die Antwort nicht ab, ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche heraus.
    Raffael fand es ungewöhnlich und auch ein wenig unpassend, dass er so früh am Morgen vom Bühnenmeister ein Bier angeboten bekam. Ihm wurde immer mulmiger zumute. Aber er trank das Bier und wartete ab.
    »Es ist Folgendes«, begann Frank umständlich, und man sah ihm an der Nasenspitze an, dass ihm nicht wohl in seiner Haut war. »Seit gestern ist hier im Haus einiges anders. Fischer räumt auf. Fischer baut um, Fischer schmeißt raus, und Fischer engagiert neu. Er lässt keinen Stein mehr auf dem anderen. Wundert mich, dass wir nicht auch noch den Zuschauerraum grasgrün streichen müssen.«
    »Schön. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Wart’s ab.«
    Raffael trank und hielt den Mund.
    Frank versuchte, den Faden wiederzufinden.
    »Fischer will sparen. Dieses Idiotenbühnenbild hat ein ziemliches Loch in seinen Etat gerissen. Daher möchte er auch die Bühnentechnik gesundschrumpfen. Vor allem die technischen Hilfskräfte müssen dran glauben. Du

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