Bezaubernd
prallen Po fällt. Endlich dreht sie sich um, alarmiert durch meinen sorgenvollen Blick, und der Dandy schenkt ihr einen grotesken Handkuss, der Marion bis über beide Ohren erröten lässt. Das anschließende Gespräch ist ebenso unangebracht wie eindeutig. Er macht sich ohne Hemmungen an sie ran und sie spielt sein Spiel ohne mit der Wimper zu zucken mit, während ich den Anstandswauwau spiele und mich freiwillig zurückhalte. Ich versuche die Fassung zu bewahren, als ich bemerke, dass Ferdinand meine Reaktionen aus dem Augenwinkel beobachtet. Wenn er meint, ich wäre eifersüchtig, dann hat er sich geirrt. Irgendwann hat er genug von dieser in seinen Augen viel zu leichten Eroberung und schiebt einen Termin vor, um sich gespielt höflich und galant aus dem Staub zu machen. Marion ist ihm verfallen. Ich bin verzweifelt.
„Können wir gehen?“
„Er sieht ja so gut aus! Und er ist humorvoll! Und seine Hände … Hast du seine Hände gesehen? Er hat etwas beinahe Weibliches an sich, obwohl er die pure Männlichkeit verkörpert! Und mir gefallen seine etwas veralteten Manieren, das ist so charmant.“
„Alles klar, Prinzessin mit der rosaroten Brille! Ich weiß das alles bereits, ich arbeite jeden Tag mit ihm zusammen. Können wir jetzt gehen?“
„Spiel nicht die Genervte! Ich will ihn, ich will ihn, ich will ihn! Er war doch interessiert, oder?“
„Ungefähr so sehr, wie ich an dieser Diskussion interessiert bin.“
Ich packe Marion am Arm und schleife sie mit. Sie verbringt den ganzen Weg damit, von ihrem neuen „Verehrer“ zu schwärmen. Ich muss sie beinahe durch die Straße zerren, als wir uns der Stadtvilla nähern. Fieberhaft drehe ich den Schlüssel um und wir betreten das Anwesen wie zwei unerfahrene Diebinnen, die beinahe vor Nervosität platzen. Während meine beste Freundin neben der Eingangstür Schmiere steht, gehe ich in Richtung des Schlafzimmers meines Geliebten, in der Hoffnung, dort das berühmte Collier zu finden.
„Hallo, Amandine!“, ruft Virgile, während er mir entgegenläuft, seltsamerweise froh, mich zu sehen. „Wie geht es den anderen? Ist deine Mama wieder gesund? Und hat Oscar sich verändert?“
Ich habe nicht mal die Zeit zu antworten, da kommt Prudence Diamonds auf uns zu, die sich an die Fersen ihres Enkels geheftet hat. So erschrocken ich über die Anwesenheit des Jugendlichen war, so wütend bin ich beim Anblick von Gabriels Mutter mit ihren Filzschuhen, ihrem Hausanzug und ihrem gewohnt hochnäsigen Blick.
„Was machen Sie denn hier, Amandine?“
„Guten Tag, Prudence. Die gleiche Frage könnte ich Ihnen auch stellen …“
„Wir sind auf Besuch in Paris und wohnen im Augenblick hier.“
„Wirklich? Weiß Gabriel davon?“
„Das geht Sie überhaupt nichts an. Virgile, Liebling, warum siehst du dir nicht deinen Film weiter an?“
„Aber warum?! Ich möchte mit Amandine sprechen“, jammert der hübsche Blondschopf, der weniger verschlossen ist als sonst.
„Wir müssen uns unter Erwachsenen unterhalten, würdest du uns bitte einen Moment alleine lassen“, entgegnet ihm seine Großmutter trocken.
Virgile verzieht unter der dicken Haarsträhne, die seine Stirn bedeckt, erneut das Gesicht und verdrückt sich schmollend.
„Amandine, ich bin hier zu Hause. Dieses Anwesen gehört den Diamonds. Und ich habe keine Ahnung, weshalb Sie einen Schlüssel haben.“
„Weil ich mit dem Besitzer zusammen bin, Prudence. Haben Sie das etwa schon vergessen?“
„Wie könnte ich nur? Sie halten meinen Sohn doch von mir fern.“
„Sie alleine sind für diese Situation verantwortlich, indem Sie ihn angelogen und ihn verraten haben.“
„Ich habe einen Fehler gemacht, ich gebe es zu und Gabriel erkennt dies an.“
Na so etwas …
„Er wird Ihnen trotzdem nie verzeihen und das wissen Sie auch. Dreizehn Jahre, Prudence, Sie haben ihn dreizehn Jahre lang belogen.“
„Nicht jede Wahrheit ist eine Enthüllung wert, Amandine. Aber ich werde ehrlich mit Ihnen sein: Ich wollte weder Sie noch Eleanor an der Seite meines Sohns sehen. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir wünschen, dass er sie findet, vor allem für Virgile, aber auch, damit sie wieder eine Familie werden. Sie ist ja bereits ein Teil unserer Familie. Wir alle warten auf ihre Rückkehr.“
„Sie haben die Fäden nicht in der Hand. Sie können vielleicht Céleste manipulieren, aber Gabriel nicht. Er liebt sie nicht mehr.“
„Wenn Sie ihn wirklich so sehr lieben, wie Sie immer
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