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Bezaubernd

Bezaubernd

Titel: Bezaubernd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Green
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behaupten, dann lassen Sie ihn gehen. Geben Sie ihm eine Chance, glücklich zu sein.“

4. Blutsbande
    Der letzte Satz von Prudence traf mich wie ein Keulenschlag. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und unfähig zu antworten, also machte ich auf dem Absatz kehrt. Das Letzte, das ich wollte, war, dass die Königinmutter sah, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Das hätte ihr bestimmt gefallen. Ich nahm Marion in der Eingangshalle an der Hand und wir liefen aus diesem Irrenhaus, wir liefen wie die Wilden auf die Straße und zur nächsten Metro-Station. Meine beste Freundin folgte mir, ohne Fragen zu stellen, und brachte mich schweigend nach Hause, sie unterstützte mich durch ihre bloße Anwesenheit und nahm mich in den Arm, bevor sie mich an meiner Tür verließ. Marion kann mich unheimlich wütend machen, aber in Krisensituationen kann sie meine Gedanken lesen, sie versteht mich, weiß, wann ich alleine sein und nicht sprechen will, sie ist die beste Verbündete, die ich mir erträumen könnte.
    Als ich wieder in meinem Appartement bin, werfe ich mich auf meine große Couch, vergrabe den Kopf in den Kissen und breche in Tränen aus. Ich lasse meinen Tränen freien Lauf, lasse mich vom Schmerz überfluten, ohne an etwas anderes zu denken als zu weinen, zu schreien und es rauszulassen. Nun, da ich mich beruhigt habe, leer bin und meine Schluchzer mich nicht mehr vom Sprechen abhalten, mache ich das Einzige, das ich in diesem Moment tun kann. Ich rufe Gabriel zu Hilfe. Wie erwartet hebt mein Geliebter nicht ab und ich hinterlasse ihm mit tonloser Stimme eine kalte und verzweifelte Nachricht, ich flehe ihn an, zu mir zurückzukommen, wo auch immer er gerade ist. Wenige Sekunden, nachdem ich aufgelegt habe, lässt mir eine SMS das Herz höher schlagen.
    [Ich komme. Bleib, wo du bist!]
    Ich bin schon fast eingeschlafen, als Gabriel in meinem Wohnzimmer auftaucht. Behäbig richte ich mich auf, um ihn zu begrüßen, doch ich habe nicht die Kraft, mich aufrecht zu halten. Sein himmelblaues Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln lässt seinen gebräunten Oberkörper und seine muskulösen Arme hervorblitzen und betont seine durchdringenden und gleichzeitig so sanften blauen Augen. Ich bin von seiner Schönheit hin und weg, wie jedes Mal, wenn ich ihn nach längerer Zeit wiedersehe, als könnte mein Geist sich nicht daran gewöhnen, als wäre mein Erinnerungsvermögen nicht imstande, so viel Anmut und Perfektion zu speichern. Schon seine Anwesenheit tröstet mich. Mein Apollon setzt sich zu mir und nimmt mich in den Arm, ich kauere mich zusammen wie ein verletztes Tier und lasse zu, dass er mich wiegt, mir über das Haar streicht und mich in seinen Duft und seine Wärme hüllt.
    „Deine Mutter hat verlangt, dass ich dir deine Freiheit zurückgebe“, flüstere ich ihm ohne nachzudenken zu, da ich nicht weiß, wie ich sonst anfangen soll.
    „Prudence weiß ja gar nicht, was dieses Wort bedeutet.“
    „Sie will, dass du deine Frau findest und mit ihr und deinem Sohn wieder als Familie zusammenlebst.“
    „Das haben wir niemals getan.“
    „Aber sie hat recht. Du hast ein Recht auf dein Glück.“
    „Ich habe aber eine andere Vorstellung von Glück. Und von Familie.“
    „Aber du …“
    „Eleanor hatte ihre Chance, sie hat sie nicht genutzt. Sie ist meine Vergangenheit. Du bist meine Zukunft, Amande, meine strahlende und glückliche Zukunft.“
    „Das wird Prudence niemals zulassen. Ich werde niemals zu deiner Familie gehören.“
    „Prudence ist keine gute Mutter. Ganz zu schweigen von Eleanor. Unser gemeinsames Kind wird die perfekte Mutter haben, nämlich dich. Wir werden wie die Baumanns sein, nicht wie die Diamonds.“
    „Was sagst du da?“
    „Ich ertrage es nicht mehr, mit anzusehen, wie meine Familie sich entzweit, manipuliert und hintergeht. Silas hat deiner Schwester ein Kind gemacht, ohne es zu wollen. Céleste ist nicht glücklich in ihrer Ehe, alle wissen es und keiner spricht es an, vor allem nicht Barthélemy. Virgile ist ein Waisenkind, er wurde von einem ganzen Clan aufgezogen und weiß doch nicht, wie es ist, Eltern zu haben. Meine Mutter ist der Ursprung dieser unglücklichen Situationen, sie hat uns alle gedrängt, Wege einzuschlagen, die nicht für uns bestimmt sind. Und mein Vater hat es zugelassen, aus Schwäche oder aus Desinteresse. Unsere ganze Familie ist ein Fiasko. Glaubst du wirklich, dass ich mir daran ein Beispiel nehmen will? Du, Amandine Baumann, wirst mich vor diesem traurigen

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