Bezaubernde Spionin
zuckte mit den Schultern. »Genau weiß ich es natürlich nicht, und William Douglas wird den Teufel tun, mir zu sagen, was er bei diesem Treffen mit dem englischen Regenten ausgehandelt hat. Pah!«
Sir Rupert hatte die Augen zusammengekniffen und grinste plötzlich sehr zu Sir Archibalds Überraschung. »Warten wir ab, ob es nicht Mittel und Wege gibt, den Mann aus der Reserve zu locken, Sir Archibald. Ich habe da so eine Idee, die uns vielleicht ermöglicht, ihn unter Druck zu setzen. Aber hören wir uns erst an, was Seine Majestät uns zu sagen hat.« Er trat zur Seite, ließ den Lordkanzler als Ersten in den Thronsaal gehen und folgte ihm dann. Wenn er nicht ganz falschlag, konnte seine Idee möglicherweise nicht nur das Problem des Königs mit dem rebellischen Clanchief lösen, sondern er bekam dadurch vielleicht auch genug Zeit, sein eigenes Problem mit einer gewissen rebellischen Herzogin wenn auch nicht sofort zu lösen, aber zumindest die ersten Schritte zu einer Lösung in Angriff zu nehmen.
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14. KAPITEL
Campbell House, Sitz der Herzöge von Albany
B ist du wirklich sicher, Aylinn, dass deine Abreise nach England nicht doch ein wenig … überstürzt ist?«
Juliet McPherson saß auf einer Fensterbank in den Privatgemächern der Herzogin von Albany, nippte an einem Pokal mit verdünntem Wein und sah über den Rand des Gefäßes ihre Freundin an, die inmitten eines Durcheinanders von Truhen, Gewändern, Schuhwerk und herumhastenden Zofen stand und versuchte, das Chaos zu organisieren. Mit nur mäßigem Erfolg, wie Juliet feststellte. Sie warf ihrer ehemaligen Zofe, ihrer Vertrauten und Freundin Nanette DeFleurilles einen kurzen Seitenblick zu. Die Hofdame hob die makellos gezupften Brauen und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Nicht, um die Worte von Juliet zu verneinen, sondern wohl eher, um ihre eigene Besorgnis über Aylinns geschäftiges Treiben auszudrücken.
Aylinn hielt seufzend mitten in einer Schimpftirade inne, mit der sie eine unglückliche Zofe bedacht hatte, die es gewagt hatte, ein Nachtgewand in eine Truhe zu legen, in die es ganz gewiss nicht gehörte. Sie ignorierte dabei die Tatsache, dass sie selbst der Zofe vor wenigen Sekunden noch befohlen hatte, genau das zu tun.
»Ich wüsste nicht«, erwiderte Aylinn, während sie mit der Hand über den hauchzarten Stoff fuhr, »warum ich diese Angelegenheit noch länger hinauszögern sollte.« Sie verstummte und betrachtete den Stoff in ihren Fingern. Er fühlte sich zart und weich an, und sie konnte sich gerade noch zurückhalten, ihn an die Nase zu heben und daran zu riechen. Es war ihr Lieblingsnachtgewand, ein hauchzartes Gewebe aus Seide und Spitze, und sie hatte es damals, vor einem Jahr, getragen, in jener Nacht, als …
Ihr schnürte sich die Kehle zu, als sie daran dachte, wie Rupert es ihr vom Leib gezogen hatte, damals, in jener Nacht in Perth. Er hatte jeden Zentimeter Haut, den er entblößt hatte, mit seinen heißen Lippen liebkost und …
Sie ließ das Gewand in die Truhe fallen und drehte sich zu Juliet herum. Schluss damit!, dachte sie. Ich werde nicht heulen! Niemals, nicht wegen dieses …
»Nun, ich wüsste zumindest einen Grund, aus dem du dir ein wenig mehr Zeit lassen könntest«, erwiderte Juliet und lächelte mitfühlend. »Du wirst zweifellos eine Weile in London bleiben, und wenn du dir beim Packen etwas mehr Zeit lässt, kannst du wenigstens sicher sein, dass du alle Sachen ordentlich verpackt mitnimmst, und nicht etwa einen Schuh oder etwas anderes Wichtiges vergisst.« Juliet biss sich auf die Lippen, als sie Aylinns Miene sah, und blickte erneut zu Nanette hinüber. Sie wusste nicht genau, wie sie das Thema Rupert von Atholl ansprechen sollte, aber sie fühlte sich irgendwie verpflichtet, es zu tun. Schließlich waren Aylinn und sie befreundet.
Aylinn ließ sich mit einem Seufzer auf eine Truhe sinken und wedelte mit der Hand. »Du hast sicher recht«, meinte sie dann. »Ich bin wirklich keine große Hilfe beim Packen.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich ertrage es nicht länger, hier zu sein, verstehst du das?«
Juliet nickte, obwohl sie nicht ganz sicher war, dass sie wirklich verstand. »Ist es wegen …?«
Aylinn sah ihre Freundin an, und jetzt konnte sie ihre Tränen einfach nicht länger zurückhalten, obwohl Nanette DeFleurilles sie sehen konnte.
Auf der langen, anstrengenden Kutschfahrt mit Nanette von Perth nach Campbell House hatte sie sich noch zusammengerissen. Sie hatte
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