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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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zurückgefahren, was aufgrund eines üblen Herbstregens noch
unangenehmer gewesen war als die Hinfahrt. Laura hatte sich beschwert, mich
hatte es nicht betroffen, ich finde das Geräusch der Scheibenwischer, die
glänzende Straße und die sich spiegelnden Lichter des Gegenverkehrs wunderschön.
    In Wien
angekommen, hatten wir gefrühstückt und waren dann zum Opernring gefahren. Die
Stadt lag im kalten Licht der tiefstehenden Sonne vor uns. Es schien nur zwei
Farben zu geben, schwarz und silber. Hier und da, wo ein Gehsteig gewaschen
worden war, musste man die Augen vor dem gleißenden Licht schützen. Die paar
Passanten auf den Straßen waren nur als schwarze Schemen auszumachen, die sich
im blanken Asphalt der Trottoirs spiegelten.
    Doch
das lag hinter uns, nun befanden wir uns im Aufzug, übermüdet und aufgeputscht.
Ich hatte eine Runde M-150 spendiert. M-150 ist ein thailändischer
Energiedrink, der sich zu Red Bull in etwa so verhält wie ein T-Rex zu einem
Suppenhuhn. 100 Milliliter davon enthalten in etwa das, was die WHO als
gesundheitlich unbedenklichen Grenzwert für eine Woche ansieht.
    »Was
machen wir nur hier, Arno?«
    »Entweder
wir blamieren uns oder wir versauen Urner den Tag. Wird so oder so lustig.«
    Ein
glockenhelles ›Bing‹ ließ uns wissen, dass der Lift hielt und sich die Türen
öffnen würden. Alles blitzte messingblank, ich konnte die Poren auf meiner Nase
in der Lifttür sehen, dann ging sie auf. Der Gang war mit einem weichen Läufer
belegt, an der Wand hing ein Schild, das uns den Weg zu Zimmer 325 wies. Wir
kamen an eine Biegung, Laura einen Schritt hinter mir. Den ganzen Weg über
plapperte Laura aufgeregt.
    »Was
machen wir, klopfen?«
    »Vielleicht.«
    »Trittst
du die Tür ein?«
    »Hey,
ich bin nicht Charles Bronson!«
    »Funktioniert
das mit den Kreditkarten wirklich?«
    »Nur im
Film.«
    »Schade.«
    »In
Wirklichkeit reicht ein Papierblatt.«
    »Echt?«
    »Psst.
Wir sind da.«
    Einen
Moment standen wir vor der Tür. Im Lift und im Gang waren wir allein gewesen.
Nichts war zu hören, nichts zu sehen. Es hätte durchaus auch sein können, dass
wir allein in der Etage waren. Gedanken an Hotelbelegungsmuster huschten mir
durch den Kopf. Ich versuchte, meinen ganzen Mut zusammenzunehmen. Laura tat
wohl das Gleiche, obwohl ich annehme, dass ihr das wesentlich leichter fiel als
mir.
    Ich war
gerade dabei, die letzten Reste aus den dunklen Winkeln zusammenzukratzen, als
Laura auf die Tür wies und wisperte.
    »Arno,
die Tür ist offen.«
    »Ah«,
stöhnte ich auf.
    »Was?«
    »Du
bleibst heraußen, ich gehe allein rein.«
    »Warum?«
    »Türen,
die so offen stehen, bedeuten für gewöhnlich nichts Gutes.«
    »In Büchern
vielleicht.«
    »Hinter
der letzten Tür, die so offen stand, war Duvenbeck.«
    »Okay,
ich warte.«
    Ich
schob die Tür auf und ging leise hinein. Laura hinter mir her. Ich drehte mich
um und schaute sie fragend an.
    »Könnte
dir so passen«, grinste sie.
    Wir standen
in einem dunklen Vorraum. Ein Mantel hing an der Wand, irgendetwas Damenpelzmantelartiges,
vor uns lag eine Tür. Durch den Spalt drang Licht zu uns. Wir gingen auf die
Tür zu. Ich lauschte. Hörte nichts, holte tief Luft und trat in ein helles
Zimmer ein. Cremefarbene Wände, nette Bilder, ein wunderschöner Barockspiegel
mit Goldrahmen. Ebenso cremefarbene Möbel, ein dunkler Sekretär und viele
Blumen standen herum. In der Luft hing der Duft eines guten Frühstücks. Eier
mit Speck, Kaffee, weiße Servietten, Omelettes und Orangensaft. Ein
Servierwagen stand mitten im Zimmer. Silbern glänzende Metallhalbglocken
standen auf dem Tisch. Alles war angerichtet.
    Leichen
sah ich keine, was daran lag, dass alle drei Personen im Raum am Leben waren.
Sowohl Urner im weißen Hotelmorgenmantel als auch seine Freundin mit einem
Badetuchturban um den Kopf saßen steif auf der Bank, etwa drei Meter von ihrem
Frühstück entfernt. Beide wohlauf, vielleicht ein wenig blass um die Nase.
Ebenfalls wohlauf und überhaupt nicht blass um die Nase war Gunzmar. Dafür
hielt er eine Knarre in der Hand, die direkt auf meinen Bauch zeigte.
    »Kommen
S’ nur rein Linder, und die Gnädige auch.«
    Wir
taten wie geheißen und setzten uns brav zu den beiden anderen.
    »Sind
Sie jetzt von der Polizei oder nicht?«, fragte Jenny naiv.
    »Kannst
dir aussuchen, Semmerl«, meinte Gunzmar schmalzig.
    »Du,
Ernest, das versteh’ ich jetzt aber nicht«, wandte sie sich an den verdutzten
Urner.
    »Genau,
klären Sie uns auf. Zuerst

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