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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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bleiben.
    »Weil
er da über seinen Schatten springen muss, und das fällt ihm schwer«, meinte
Laura zu Frau Irmi, sah dabei aber nur mich an.
    Trotzig
nahm ich einen Schluck, ließ ihn mit Todesverachtung die Kehle hinabgleiten und
zwang mich, ihn gut zu finden. Laura hätte nie mehr aufgehört zu sticheln, wenn
ich Schwäche gezeigt hätte.
    »Aber
ihr seid’s doch sicher net nur wegn am Tee keman?«
    »Nein.
Eigentlich wollten wir Sie fragen, ob Sie uns das Haupthaus öffnen könnten. Wir
würden gerne in der Bibliothek nachschauen, ob wir dort ein Buch finden.«
    »Hm.
Eigentlich darf im Haus nix gschehn, wegen der Erbschaft.«
    »Aber
das Buch, das wir suchen, gehörte gar nicht Herrn Duvenbeck, sondern befindet
sich im Besitz der Herren Ftacek und Goldzung. Deren Vertreterin ich bin«,
erklärte Laura. Sie schwindelte ganz gekonnt, das musste ich ihr lassen.
    Frau
Irmi zögerte.
    »Sie
können gern mitkommen, uns überwachen, und ich lasse auch meine Personalien da,
wenn es zu Schwierigkeiten kommen sollte.« Laura klang sehr professionell.
    Frau
Irmi nickte kurz und stand auf. Sie nahm einen Schlüsselbund von einem Haken an
der Wand und griff sich eine Taschenlampe, die daneben hing.
    »Da
Herr Ftacek war letzte Wochn zwei Tage da, der Herr Duvenbeck hat ihn eingladen
g’habt. Naja, des is ja jetzt vorbei. Übrigens, es is ka Strom im Haupthaus.«
    »Warum
nicht?«
    »Weil
wir immer den Strom abschalten, wenn der Herr Duvenbeck nicht da ist. Im Winter
auch das Wasser.«
    Mit
diesen Worten ging sie, und wir folgten ihr. Frau Irmi trug einen Morgenmantel
aus hellblauem Frotteestoff, unter dem ihr Nachthemd, weiß mit kleinen rosa
Blumen, hervorlugte. Ihre Füße staken in großen, zotteligen Schlapfen.
    Unsere
kleine, seltsame Prozession überquerte den Hof, und Frau Irmi schloss auf.
Leer, still und dunkel machte das Haus nun einen ganz anderen Eindruck als noch
vor zwei Tagen. Es wirkte so, als ob schon seit Jahren niemand mehr hier
gewesen wäre. Nicht nur ich fühlte mich ein wenig unwohl. Schließlich standen
wir in der Bibliothek, und ich begann im Kegel von Frau Irmis Taschenlampe mit
der Suche. Ich bildete mir ein, das letzte Mal einen Band mit einem glatten,
ölig-abgegriffenen Ledereinband in Händen gehalten zu haben. Er war dick und
schwer gewesen, mit vielen eingelegten Zetteln und völlig anders als die
übrigen Bände in den Stellagen, die alle entweder modernen Ursprungs oder Zierbände
mit Goldprägungen waren.
    Ich
suchte schon ein Weilchen, als sich Laura meldete.
    »Was
machen wir, wenn es nicht da ist?«
    »Warum
sollte es nicht da sein?«
    »Vielleicht
hat es schon jemand geholt?«
    »Ach
was, ich hab’ es bloß noch nicht gefunden, das ist alles«, versuchte ich,
Optimismus zu demonstrieren.
    Je mehr
Regale und Stellagen ich jedoch absuchte, umso offensichtlicher wurde es, dass
das Buch verschwunden war. Nachdem ich alles zum zweiten Mal durchsucht und
auch den Schreibtisch genau in Augenschein genommen hatte, war klar, dass wir
zu spät gekommen waren. Ich wollte mir das allerdings nicht eingestehen und
versuchte, mich an alle Orte im Haus zu erinnern, die ich irgendwie mit Büchern
in Erinnerung brachte. Weder in der Küche noch im Wohnzimmer wurde ich jedoch
fündig. Sogar das Schlafzimmer von Duvenbeck nahmen wir im Lichtkegel von Frau
Irmis Taschenlampe in Augenschein. Vergeblich. Das Buch war so wenig da wie die
Coupe Jules Rimet im Trophäenschrank des ÖFB.
    Zurück
im Nebenhaus, wieder bei Tee und Keksen, dachten wir nach.
    »Ist
irgendwer dagewesen, nachdem mich Gina zum Zug gebracht hatte? Überlegen Sie
bitte.«
    »Na,
niemand war da.«
    »Sie
haben den Strom abgeschaltet?«
    »Na,
des macht immer a Elektriker aus’m Dorf. Aber der war net drinnen. Der Kasten
ist außen angebracht.«
    »Aber
irgendwer muss es geholt haben.«
    »Du
bist ein Genie, Arno. Darauf wär ich selber nie gekommen.«
    »Sicher,
du hast ja auch ein viel kleineres Gehirn als ich!«
    »Und
Wale haben noch viel größere Gehirne als du, deswegen sind sie aber auch nicht
schlauer.«
    »So?
Hast du schon mal mit einem geredet?«
    »Nein.«
    »Woher
willst du das dann wissen?«
    »Hör auf
mit deinem Blödsinn. Auf die Qualität kommt’s an, das mein’ ich.«
    »Auf
jeden Fall ist das Buch futsch. Egal, wer von uns beiden jetzt schlauer ist.«
    »Dann
lass uns überlegen, wer das Buch haben könnte. Anne hat es nicht, Ftacek hat es
nicht. Wer bleibt übrig?«
    »Wenn
du so fragst: eigentlich nur der

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