Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
kommen Sie herein, sagen, Sie sind von Polizei, und
jetzt richten Sie eine Waffe auf uns. Was soll das? Ich bin eine Person von
einigem Einfluss, lassen Sie sich …«, Urner war aufgestanden und hatte sich in
Rage geredet.
»Lass
stecken, Blader.« Gunzmar trat auf ihn zu.
»Was
erlauben Sie …« Weiter kam er nicht. Gunzmar hatte ihm den Rücken seiner Knarre
ins Gesicht geschlagen. Es tat schon beim Zusehen übel weh. Urner sank zurück
auf die Couch. Jenny heulte auf und drückte ihn an ihre Brust.
»Also,
Blader. Wo is des Biachl?«
»Wenn
Sie nicht von der Polizei sind, sagt er nichts!«, rief das Mädchen trotzig aus.
»Vielleicht
überdenkst des no amal, Semmerl.« Gunzmar schaute ihr aufreizend in die Augen.
»Niemals.«
»Es wär
ois so einfach gwesen, wenn ihr zwa net reinplatzt wärts!« Gunzmar funkelte uns
an. »Die hätt’n ma scho fast des Biachl gebn g’habt, aber na …« Er ließ die
Knarre nonchalant hängen. »Des macht mi so … haaaa«, brüllte er plötzlich und
hämmerte mir die Faust in den Magen. Gott sei Dank die ohne Knarre, war mein
letzter Gedanke für einige Zeit. Als ich wieder so weit war, irgendetwas von
meiner Umgebung mitzubekommen, kauerte ich auf dem Fußboden. Gunzmar stand vor
Urner und presste den Lauf seiner Kanone ins Gesicht des Politikers. Genau
dort, wo sich die Rissquetschwunde vom Schlag zuvor befand. Ich konnte ihm das
nicht einmal übel nehmen. Ich denke, dass die Mehrheit des Wahlvolks
hierzulande gerne auch einmal in dieser Situation sein möchte.
Gunzmar
wandte mir den Rücken zu. Fieberhaft überlegte ich, ob sich da was machen ließ.
Aber ich war noch nicht mit dem Überlegen fertig, als Urner einknickte und
losbrüllte: »S’Biachl is unter’m Kopfkissen.«
»Links
oder rechts?«, fragte Gunzmar und trat von Urner zurück, sodass er uns alle
wieder im Blickfeld hatte. Chance vorbei.
»Rechts.«
»Guat.
Auf, Semmerl, hol’s Biachl!« Das Mädchen stand auf, ließ viel Bein sehen und
ging zum Bett. Hoffentlich hatte Urner keine Kanone unter dem Kopfkissen, das
wäre gar nicht gut.
Das
Mädchen hob das Kopfkissen auf, und da war das Buch. Folioformatig, in
glänzendes Leder eingeschlagen, mit sehr vielen Einlageblättern. Sie nahm es
auf und brachte es Gunzmar. Als der es in der Hand hielt, schaute er es sich
gar nicht lange an, sondern begann, ganz langsam einige Schritte zurückzuweichen,
sodass er uns alle im Blickfeld und die Tür in seinem Rücken hatte.
»Baba,
ihr Trottln«, zischte er noch, dann war er verschwunden. Wir hörten die
Zimmertür zuschlagen. Er war weg und wir blieben zurück, mit nichts.
II
»Wow, Arno. Das war großartig«,
meinte Laura sarkastisch. »Nichts machen, das hätte ich nicht hingekriegt.«
»Ich
hab nicht nichts gemacht …«, wollte ich protestieren, aber Laura war wieder
einmal schneller.
»Nein,
du hast dir auch noch eine reinhauen lassen. Nichts gemacht, eine kassiert,
tolle Bilanz. Fast so wie die Nationalmannschaft.«
»Das
ist jetzt unter der Gürtellinie.«
»Okay,
das mit dem Team nehm’ ich zurück.«
»Gut.
Im Ernst jetzt. Frag’ du Urner, was passiert ist, ich geh’ nachschauen.«
»Damit
er dich umlegt?«
»Blödsinn.
Im Hotel schießt niemand. Außer im Film.«
»Hast
du nicht gesagt, dass es auch in Wirklichkeit immer so abläuft.«
»Wie im
Buch, sagte ich, Laura, wie im Buch. Das ist ein himmelweiter Unterschied.«
Damit war ich aber auch schon bei der Türe draußen. Ich rannte an den Liften
vorbei. Auf den elektronischen Stockwerksangaben war zu sehen, dass ein Lift im
Erdgeschoss wartete, der andere auf dem Weg dahin war. Ich rannte die Treppen
hinunter, in den Stockwerken lauschte ich immer kurz auf ein verräterisches
Bing, hörte aber keines.
Unten
angekommen schaute ich einmal durch die Lobby, kein Gunzmar. Da außer mir nur
ein Gepäckträger, die Leute an der Rezeption und ein Concierge anwesend waren,
war es recht eindeutig. Ich trat vor die Tür, da stand der Mann in der Livree
mit Hut und Stock, der den Leuten immer die Autotüren aufhält.
Atemlos
fragte ich ihn nach Gunzmar. Er verneinte, in den letzten Minuten hätte niemand
das Hotel verlassen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück zum
Zimmer von Urner. Beide Lifte standen leer im Erdgeschoss, und das blieb auch
so, bis ich wieder oben im dritten Stock war.
Urner
hatte einen Schnaps in der Hand, Laura auch. Urners Freundin weinte leise in
ein Taschentuch. Das wunderbare Frühstück stand noch immer
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