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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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öffnete.
    »Haha.
Den Ersten beißen die Hunde.«
    Ich
schlug die Tür hinter mir zu und ging zum Eingang. Oben im ersten Stock, dort,
wo Frau Irmis Zimmer war, ging ein Licht an. Fein, es war wer zu Hause.
    An der
Tür angekommen, klingelte ich so sacht und höflich, wie es mit einem
elektrischen Summer nur irgend möglich war.
    »Kumm’
scho, kumm’ scho!«, hörte man von drinnen eine Person die Treppe herunterpoltern.
Keine 20 Sekunden später wurde die Tür geöffnet.
    »Sie?«,
fuhr Irmi mich erstaunt an.
    »Genau.
Laura sitzt draußen im Auto, wir müssten etwas mit Ihnen besprechen. Lassen Sie
uns rein? Tut uns leid wegen der unchristlichen Stunde.«
    »Ah
was!«, rief sie aus, »i kann eh net schlafn, seitdem … ah, Sie wissen scho! I
setz’ an Tee auf. Kekserl dazu?«
    »Da
sagen wir nicht nein.«
    Ich
winkte Laura. Der Wagen verstummte, Laura stieg aus und kam zu uns. Manchmal
läuft es eben besser, als man meint.
    VII
    Dunkelroter Tee, marmoriert mit
sanftweißen Rahmschlieren, das satte Plumpsen eines Zuckerwürfels, malzig
aufsteigendes Aroma und ein Löffel, der hart klirrend an das Porzellan stößt:
Viel näher an das Paradies kann man in diesem Leben nicht kommen. Was will man
schon mit 99 Jungfrauen, es sei denn, jede von ihnen könnte so Tee machen wie
Frau Irmi. Dann wäre es eine Überlegung wert. Andererseits war Frau Irmi sicher
nicht mehr Jungfrau.
    »Was
schaun S’ so. An was denken S’ nach?«, unterbrach ebenjene meine Gedanken.
    »Nichts,
nichts«, wehrte ich rasch ab. Überlegungen zu ihrer Virgilität gegenüber war
sie sicher nicht sehr aufgeschlossen.
    »Den
Blick kenn’ i. So schaun’d Mander alle, wenns was Schmutzigs denken.«
    »Ich?
Nie!«, empörte ich mich und versuchte, irgendeine Ausrede zu finden, doch ich
war bereits umkreist.
    »Doch,
du schon«, meinte Laura bestimmt. Sie nippte an ihrer Schale, stellte sie
zurück auf den Tisch und fuhr fort: »Warum gibt’s bei dir eigentlich nie so
einen Tee, Arno?«
    »Es
gibt immer Tee bei mir.«
    »Schon,
aber immer nur die blasse, grüne Suppe. So was machst du nie.«
    »Stimmt
gar nicht. Ich hab’ dir einmal einen Assam gemacht …«
    »Ja,
aber der war nur bitter, und ich durfte keinen Zucker hineintun!«
    »Das
war auch ein Hattialli! Einer der besten Pekoes der Welt, mit
Goldspitzenanteil, so was zuckert man nicht. Es kippt ja auch niemand Cola in
einen Châteauneuf-du-Pape!«
    »Aber
Frau Irmi tut es, und dir schmeckts augenscheinlich großartig.«
    »Das
ist ja auch kein Assam!«
    »Dann
will ich das nächste Mal aber auch so einen. Mit Rahm und mit Zucker!«
    »Würd
ich ja gerne machen, aber ich komm nicht drauf, was es für einer ist.«
    »Schon
mal dran gedacht, zu fragen?«
    Ich zog
Laura eine Grimasse, Frau Irmi tunkte einen Keks in ihre Schale und freute sich
des Lebens.
    »Also
los, frag’ schon«, seufzte Laura und nahm sich auch einen Keks. Auf dem Teller
lagen zwei Arten von Keksen. Die einen waren Leibniz Vollkorn, die anderen
kannte ich nicht. Offensichtlich von derselben Firma, aber mit Schokoteig und
Schokoüberzug. Laura nahm natürlich einen von diesen. Sie biss ab und gab ein
lautes »Mmmmmmh« von sich. Der Keks verschwand in wenigen Sekunden. Als Laura
ihre Hand ausstreckte, um sich einen neuen Keks zu angeln, sagte sie zu mir:
»Los, Arno, frag schon, oder willst du die ganze Nacht warten?« Dann war ich
vergessen, und der Keks stand im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Einerseits war
ich froh darüber, andererseits aber auch ein wenig eifersüchtig. Schließlich
fehlt es mir zwar nicht an gutem Aussehen und Charme, dafür aber gewaltig an
Schokoteig und -überzug.
    »Also,
Frau Irmi, sein Sie so gut und verraten Sie mir, was Sie da für einen Tee
haben. Sie gibt sonst keine Ruhe.«
    »Sie
san mir a Gauner! So aner feschn jungen Dame ungezuckerten Tee anbieten. A
Wunder, dass sie wieder mit Ihnen redt!«
    Frau
Irmi nahm sich wieder einen Keks, Vollkorn natürlich, und tauchte ihn in ihren
Tee. Genüsslich biss sie ab.
    »Des is
a O’Sullivan Special, kummt von ana irischen Firma. Der Tee selber stammt aber
aus Afrika. Kenia und Ruanda.«
    Während
des Satzes prustete Laura los. Ein bisschen Keks flog undamenhaft über den
Tisch. Dann lachte sie.
    »Afrika?«
    »Ja,
wieso?«
    Laura
weiß genau, dass ich meine Oliven aus Griechenland, meinen Wein aus Frankreich
oder Italien und meinen Tee aus Ostasien will. Kalifornischer Wein,
vietnamesische Oliven oder Datteln aus Grönland können mir gestohlen

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