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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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von links. »Neunundneunzig ... achtundneunzig ... siebenundneunzig ...«
    Ich wandte den Kopf und stellte fest, dass die Nachzüglerin mich anstarrte und dabei leise mit sich selbst sprach. Sie klappte den Mund zu und blickte hastig weg. Ich wischte mir über die Nase, nur für den Fall, dass irgendetwas dran klebte.
    »Ich hasse die Warterei«, sagte sie nach einer Sekunde. »Deshalb versuche ich mich mit einem Countdown abzulenken. So habe ich das Gefühl, ich hätte die ganze Sache unter Kontrolle.«
    »Und funktioniert es?«
    »Nicht richtig. Ich weiß wohl zu viel.«
    »Über ...?«
    »Das hier.« Sie wies auf die kleine Kammer. »Glücklicherweise muss ich nur ein-oder zweimal im Jahr hinüberwechseln, aus beruflichen Gründen. Mehr können wir uns nicht leisten.«
    »Geld«, seufzte ich. »Das ewige Problem.« Ich nahm an, das wäre das Ende der Konversation, und griff wieder nach dem Omni mit meiner Krimiliste. Paragraf 3 der Vorschriften des Departements für Informationsmanagement untersagte so gut wie jeden Austausch persönlicher Daten mit Fremden. Doch sie sprach weiter.
    »Ich weiß, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Es ist schon lange keiner mehr falsch zusammengesetzt worden. Trotzdem ... Wie gesagt, ich weiß einfach zu viel.« Ihr Magen knurrte lautstark. »Verzeihung. Auf dem Weg zum Terminal bin ich nur an Restaurants vorbeigekommen, die ich aus Universum B kenne. Sie wissen ja, die Imbiss-Regel.« Sie schnallte ihre große Umhängetasche auf und begann darin herumzukramen. »Da muss doch noch irgendwo eine Schachtel mit Brezeln sein ... ich bin ganz sicher ...«
    »Verzeihung, welche Regel?« Ich sah sie fragend an. Auf der anderen Seite des Raums klatschte die A-Bewohnerin (oder BBewohnerin) in dem Mandarinenkleid lautstark ihr Magazin zu,was mit einem Produkt aus Weichplastik gar nicht so einfach ist, und warf einen weiteren ungeduldigen Blick in Richtung der Kammertür. Unsere Blicke kreuzten sich abermals, und diesmal gab es keinen Zweifel – sie schien mich zu erkennen.
    »Hat Sie niemand über die Imbiss-Regel aufgeklärt?« Ein Schlüsselbund, ein Päckchen Kaugummi und eine Schachtel mit Taschentüchern tauchten aus den Tiefen der Tasche auf und verschwanden wieder darin. »Wenn Sie in San Francisco B herumspazieren und an ihrem Lieblingsimbiss vorbeikommen ...?«
    »Das
Coconut Café
«, soufflierte ich. »Wegen der Gewürze. Die kann ich nämlich schmecken.«
    »... das heißt natürlich, vorausgesetzt ihr Lieblingsimbiss existiert und ist kein Parkplatz oder Vorgarten. Dann gehen Sie rein und bestellen sich, was Sie eben so am liebsten essen ...«
    »Italienische Hochzeitssuppe. Die persische Platte. Käsekuchen nach Art des Hauses.«
    »Suppe also. Sie probieren die Suppe in Universum B, und vielleicht stellen Sie fest, dass sie ganz genauso schmeckt wie die Suppe im
Coconut Café
in Universum A. Enttäuschend. Nachdem Sie den ganzen weiten Weg gekommen sind. Warum kann ich hier drin bloß nie etwas finden?« Sie schloss die Tasche und ließ sie mit einem weichen Bums zu Boden fallen. »Oder sie sitzen vor einem Süppchen, dass Ihnen das Wasser im Mund zusammenläuft, und Sie wissen ganz genau, dass es Ihnen zu Hause nie wieder schmecken wird. Oder ...« – sie rümpfte die Nase – »... Sie bemerken voller Entsetzen, dass Ihre wunderbare Stammkneipe durch ein Fast-Food-Dings ersetzt worden ist und Suppe aus der Dose serviert. Man kann nur verlieren.« Sie blickte wieder nach oben, während die Sonne einen Kurzauftritt hinlegte und die metallischen Wände der Kammer hell aufglänzen ließ. »Die Imbiss-Regel gilt für alles – Bauwerke, Wasserfälle, sogar für Ihren Lieblingsbaum, falls Sie einen haben.«
    »Man sollte also alles Vertraute meiden. Ich werde daran denken. Was gibt es denn da oben zu sehen?« Ich deutete.
    »Jetzt geht jede Sekunde der Deckel zu.«
    »Der Deckel?«
    »Aus demselben Material wie die Wände.«
    »Und dann?«
    »Werden wir ausgetauscht. Es läuft folgendermaßen«, fuhr sie fort, bevor ich eine Zwischenfrage stellen konnte. Das war für mich eine eigenartige Erfahrung, denn normalerweise fällt es mir schwer, ein Gespräch mit Frauen, die ich eben erst kennengelernt habe, in Gang zu halten. Sie beugte sich verschwörerisch zu mir und sprach weiter: »Die Moleküle bleiben hier, nur reine Information wird transportiert. Wenn sich der Deckel über uns schiebt, wird der Singh-Vortex aktiviert und saugt die Informationen aus

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