Bezueglich Enten und Universen
»Hm ... kann sie nirgends sehen ... ich wünschte, man würde uns erlauben ein paar Dutzend Kopien von diesen Dingern zu machen. Manchmal denke ich, wir übertreiben es hier mit der Sicherheit. Welche Farbe hat sie?«
»Golden. Und Sie wissen so gut wie ich, dass wir uns lediglich an Paragraf 10 halten.«
»Ein Kartoffelbräter ist doch wohl kaum ein Gegenstand, der der Geheimhaltung unterliegen sollte. Golden, sagen Sie. Ah, Pommes sei Dank, da ist sie.« Wagners Brust oder möglicherweise sein dicker Bauch musste den Omni verdeckt haben, denn alles, was ich eine Weile lang sehen konnte, war sein Hemd, pfirsichfarben und vermutlich teure peruanische Importware. Mir kam der Gedanke, dass auch Wagner ein Alter Ego haben musste, im Unterschied zu Egg und Rocky, meinen jungen und sorgenfreien Mitarbeitern (die, wie viele Einzigartige, Naturnamen trugen, also »Ei« und »Fels« in diesem Fall). Einen Moment lang überlegte ich, Wagner zu fragen, ob er sein Alter Ego kannte, entschied mich dann aber dagegen.
Wagners Gesicht tauchte wieder auf dem Bildschirm auf. »Gefunden.« Er wedelte mit der Disk herum. »Ich werfe schnell noch einen Blick drauf und schicke sie dann mit dem Bräter weg. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Urlaub!«
»Warten Sie – was war denn die Kleinigkeit Nummer zwei?«
»Ach, das – ich dachte, wo Sie schon einmal drüben sind, könnten Sie vielleicht ein wenig Sauerteigansatz für die neue Brotbackmaschine mitbringen. Von der guten Sorte. Unser Sauerteigbrot hier ...«
»Ist lausig, ich weiß.«
»Ich habe einen Kontaktmann, der uns für einen gewissen Preis eventuell etwas besorgen kann. Sobald ich mehr weiß, melde ich mich mit den Details.«
»Gut, alles klar.«
Ich ließ den Omni wieder los, zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch und trat hinter der Straßenlaterne hervor. Wagner mochte es, seine Angestellten zu beschäftigen, selbst im Urlaub, aber ich war mir nicht sicher, ob ich so weit gehen würde, Paragraf 10 (Arbeitsplatzinformationen) zu verletzen, besonders, da ich bereits auf dem besten Weg war, gegen Paragraf 7 zu verstoßen (Alter-Datenschutz).
Nach einem lebensgefährlichen Spurt über die Kreuzung, die auch dann nicht besonders fußgängerfreundlich war, wenn die Ampel auf Grün stand, kam ich schlitternd neben der Mathematikerin zu stehen. Sie sprach angeregt in ihren Omni.
»... Arni, ich weiß nicht – ich habe ihn nicht gesehen – im Terminal war so ein Gedränge ...«
Ich hielt es für das Höflichste, mich zurückzuhalten, bis sie ihr Gespräch beendet hatte.
»... ja, ich weiß – nein, ich konnte
nicht
herausfinden, ob ...« Sie sah mich und verstummte mitten im Satz mit offenem Mund. »Arni, ich rufe dich zurück.« Sie klappte den klobigen Omni zu.
»Anscheinend haben wir den Übergang doch heil überstanden«, sagte ich zur Begrüßung. »Ich wollte Ihr Gespräch nicht unterbrechen.«
»Kein Problem.« Sie grinste. »Ich habe mir ein bisschen Sorgen gemacht, als ich Sie außerhalb der Übergangskammer nicht mehr sehen konnte.«
»Das wäre eine Schlagzeile gewesen, meinen Sie nicht? Reisender beim Übergang von San Francisco nach San Francisco verloren gegangen. Wieder zusammengesetzt zu einem scheußlichen Gepäckstück ohne Griffe und Räder. Nein, ich war nur, ich wurde ... aufgehalten. Musste mal zur Toilette«, stammelte ich, weil mir auf die Schnelle keine bessere Ausrede einfiel. Tatsächlich hatte man mich zu einer separaten Schlange für diejenigen gewiesen, die Alter Egos in der Stadt hatten. Aber das wollte ich ihr gegenüber nicht zugeben. Natürlich war nichts dabei, ein Alter zu haben. Es war nur – es ließ mich irgendwie so alt erscheinen. Mit fünfunddreißig ist man jedenfalls nicht mehr ganz jung. Die Warteschlange hatte sich vor einem übellaunigen DIM-Beamten gestaut, der eine »Alter-in-der-Umgebung«-Markierung zu meiner Identikarte hinzufügte und mich warnte: »Ihre Aufenthaltsgenehmigung endet am Samstagnachmittag. Sie haben eine Woche und einen Tag Zeit. Unternehmen Sie keinen Versuch, Kontakt zu Bürger Felix Sayers B aufzunehmen. Paragraf 7.«
Wir wichen zur Seite, um die Passivisten vorbeizulassen, die inzwischen ebenfalls die Straße überquert hatten. Sie schienen entschlossen, auf keinen Fall auszuweichen oder langsamer zu gehen. Die Mathematikerin murmelte: »Die Leute machen sich über die Passivisten lustig, aber ihr Grundgedanke ist absolut richtig, obwohl
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