Bezugspunkt Atlantis
vielleicht noch zehn oder zwanzig Jahre hätten leben dürfen?
Ich fühlte Tanahoyls eindringlichen Blick. Der Wissenschaftler schien meine Gedanken zu ahnen.
Ohne sich mit einer erklärenden Vorrede aufzuhalten, gab er über Helmsprechfunk durch:
»An Brigadegeneral HC-9, aktiver GWA-Schatten ZBV: Erinnern Sie sich an Ihre Anweisungen, erteilt vom Chef der Internationalen Abwehrkoalition, der wiederum im Auftrag der Regierenden handelt. Wir werden in seltsamer Weise angegriffen, infolgedessen haben wir uns ebenso seltsam zu verteidigen. Diesen Hinweis werden Sie doch wohl gestatten?«
Seine blauen Augen waren zwingend auf mich gerichtet. Ich sprach undeutlich. Die innere Erregung raubte mir fast die Stimme.
»Okay, Professor, ich habe verstanden. Richtig oder falsch – mein Land, nicht wahr?«
»Leider ist es so. Es gibt keine Kompromisse. Wir …«
»Minus-Kontakt, Ankunft«, sagte Goldstein mit erregter Stimme. »Das darf nicht wahr sein! Wir sind wieder im Einflußbereich des Time-Stoppers herausgekommen, also genau zu dem Zeitpunkt, wie anläßlich der ersten Fahrt. Das heißt, daß Nitrabyl jetzt noch existiert und Tafkar soeben erst mit dem marsianischen Gerät zurückkommt. Wir haben uns selbst überholt.«
Paradoxer konnte die Situation kaum noch werden! Die nahe dem Festlandeis liegende Stadt war von marsianischen Raumkampfschiffen vernichtet worden. Nun sollte das plötzlich noch nicht geschehen sein. Die dortigen Menschen lebten noch. Wir hatten allein durch unsere zweite Reise ein Zeitparadoxon erschaffen.
»Das könnte korrekt sein«, meinte Tanahoyl. Er wollte in mei ne durcheinanderwirbelnden Überlegungen Ordnung bringen. »Wir sind um etwa dreieinhalb Tage zu früh eingetroffen, denn unsere Justierung steht einwandfrei. Wir werden aber nicht von Südengland aus in die spätere Bretagne reisen und uns dort umsehen. Also werden wir auch nicht das denebische Widerstandsnest entdecken und auch nicht den Tempel der Lachenden Dämonen angreifen. Das wird es alles gar nicht geben können. Daraus resultiert, daß die Deneber ihren Spionagestützpunkt behalten werden.«
»Falsch!« korrigierte Allison. »In dreieinhalb Tagen wird er vernichtet werden, denn wir waren dort. Wenn Sie wollen, können Sie Ihren Einsatz aus einer anderen Parallelebene heraus beobachten. Reden Sie nur keinen Unsinn, Ambro.«
Maykoft hielt sich mit Überlegungen dieser Art nicht auf. Weiter vorn öffnete sich das Innenschott der Luftschleuse. Auf ein normales Aussteigemanöver konnten wir es nicht ankommen lassen. Also mußten wir es riskieren, die draußen vorhandene Höhlenluft in den riesigen Stahlwürfel einströmen zu lassen, in der Hoffnung, daß sie atembar und nicht bakteriell verseucht war.
Wie hatte Dr. Samy Kulot, unser GWA-Mediziner, kurz vor dem Start gesagt:
»Ich fürchte nichts auf der Welt von einst außer den Mikroorganismen.«
Während ich ebenfalls nach vorn sprang und instinktiv zur Dienstwaffe griff, richtete sich Hannibal plötzlich in seinem Sessel auf. Seine Augen wirkten gläsern. Er und Kiny hatten den Auftrag erhalten, die Umgebung sofort telepathisch nach fremden Gehirnimpulsen zu sondieren. Ich konnte mich damit nicht ab lenken, war aber bereit, spontan in den Parablock der beiden Te lepathen einzusteigen.
»Auf Primitive brauchen wir aber nicht zu schießen!« tönte es aus den Helmlautsprechern. Hannibal sprach wie eine Marionette.
Die Handlungsweise unserer erprobten Spezialisten war aber nicht marionettenhaft; meine auch nicht!
Allison und Nishimura, ebenfalls Träger eines marsianischen
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