Bezugspunkt Atlantis
Verfügung gehabt. Diesmal sah es wegen der wesentlich geringeren Menge an Ladegütern besser aus.
»Korinski, wenn der Widerstand heftiger als erwartet ausfallen sollte, fahren Sie sofort den gepanzerten Ladungsstapler aus dem Güterschott und greifen ein. Vorerst nur konventionelle Maschinenwaffen benutzen.«
»Aber klarhalten bei Gas- und Flammenwerfern. Vergessen Sie das nicht!« fügte Maykoft hinzu.
»Wir dürfen nicht einfach das Feuer eröffnen«, gab Hannibal telepathisch durch. »Es steht uns nicht zu, waffentechnisch weit unterlegene Menschen in Asche zu verwandeln. Großer, du mußt etwas unternehmen.«
Das alte und trotzdem stets neue Problem stand schon wieder zur Diskussion!
»Nicht zur Diskussion«, teilte Hannibal mit. Er hatte meine Gedanken belauscht. »Wenn wir schon keine andere Wahl haben, so können wir die Leute betäuben und irgendwie sicher verwahren, bis unser Auftrag beendet ist. Warum muß man immer gleich auf die Feuerknöpfe drücken?«
»Weil ein einziger Flüchtling alles zunichte machen könnte«, entgegnete ich.
»Blödsinn. Uns entkommt keiner. Großer, Maykoft hat De totherm-Vario-Geschosse geladen. Von den Mikro- Atomladungen will ich gar nicht sprechen. Die Detotherms wirken verheerend genug. Befiehl den ausschließlichen Gasangriff!«
Fast hätte ich ihn angeschrien. Ich zwang mich zur inneren Ruhe und versuchte, mein schlechtes Gewissen mit unserer Notstandssituation zu besänftigen. Es gelang mir nicht.
»Kleiner, du wirst den Ablauf der Geschehnisse nicht verändern! Wir kämpfen gegen längst Tote. Selbst wenn wir in dieser Zeit real wären, könnten wir einen ausschließlichen Gasangriff nicht riskieren. Diese Höhlen besitzen zahlreiche Oberflächenris se, also Luftabzüge. Wenn jemand nicht sofort betäubt wird, entkommt und nur ein Wort über die seltsamen Geschehnisse verlauten läßt, greift die marsianisch-atlantische Spionageabwehr mit einer solchen Härte an, daß wir es bedauern werden, jemals einen Zeitdeformator betreten zu haben. Die Marsianer haben sich anläßlich unserer ersten Reise nicht gescheut, die große Nordland stadt Nitrabyl mit sämtlichen Bewohnern einzuäschern. Wir ha ben so zu handeln, daß niemand entkommt.«
Hannibal Utan schwieg, aber ich spürte seine Impulse. Es war wirklich nicht einfach, aus dem 21. Jahrhundert zu kommen, um Menschen der Urzeit anzugreifen, nur weil es die Interessen unserer heutigen Gesellschaft geboten.
Gewiß würde sie niemals in unserem Sinne existieren, wenn uns Fehler unterliefen. Das war ein Argument!
Von der Warte der atlantischen Menschen aus betrachtet, gab es aber andere Argumente! Mit welchem Recht griffen wir in ihre internen Belange ein? Nur weil wir meinten, unser 21. Jahrhundert wäre wertvoller als das Jahr 187.000 vor unserer Zeit?
Wir Spätmenschen glaubten, ein Anrecht auf unsere Sitten und Gebräuche zu haben. Wir wollten sie uns erhalten. Was würde ein Atlanter dazu sagen? Würde er nicht fassungslos in unsere Waffenmündungen blicken und uns vorhalten, mit unserer Moral könne es nicht weit her sein? Er war schließlich zuerst da – nämlich jetzt!
Meine Überlegungen verwirrten sich. Sie schlugen wieder Bahnen ein, die ich schon viele Male durchdacht hatte, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
Männer wie Graham G. Maykoft hatten es einfacher. Sie hiel ten sich an ihre Befehle und waren außerdem fest davon überzeugt, daß das Wohlergehen der Menschheit von 2011 n. Chr. den absoluten Vorrang besaß.
War das recht getan? Durfte ich es zulassen, daß hier, in diesen Höhlen Menschen erschossen wurden, die ohne unser Auftauchen
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