Bezwinge mein Herz
Wenn sie Glück hatte, dann würden Lady Montana und die Anderen in ein paar Tagen auch ankommen.
Der erste Steuermann kam zu ihr zurück.
„Kommt!“, sagte er kurz angebunden und Elly folgte ihm mit mulmigem Gefühl die Treppe hinauf.
Oben angekommen wandten sie sich nach links und blieben vor einer Tür mir einer schiefen Nummer vier stehen. Der erste Steuermann steckte einen Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür zu einem kleinen ei Tür, stickigen Zimmer.
„Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?“, wollte der erste Steuermann wissen.
Elly, die erst einmal den Anblick ihres Zimmers zu verdauen hatte, zuckte bei seiner Frage leicht zusammen.
„Wie bitte? – Nein! Danke. Ich komme schon zurecht. Vielen Dank für Eure Hilfe!“
„Der Käpt'n erschlägt mich“, murmelte der erste Steuermann und wandte sich ab.
Elly betrat mutig den Raum und schloss die Tür hinter sich.
17
W o hast du sie untergebracht? Im Black Cat ? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, brüllte der Kapitän aufgebracht.
Der erste Steuermann zuckte zusammen.
„Ich hab versucht, es ihr auszureden, doch das Weib ist stur wie meine alte Großmutter. Sie wollte entweder ein Zimmer im Black Cat oder sie würde auf der Straße schlafen. Das hat sie gesagt. Aber ich habe zwei Matrosen als Bewacher auf sie angesetzt.“
„Wenigstens das hast du gut gemacht!“, brummte der Kapitän. „Dieses verdammte Frauenzimmer. Was soll ich jetzt mit ihr anfangen?“
„Ich habe da noch eine wenig erfreuliche Nachricht. Die Angelica liegt auch hier vor Anker. Soll Vorgestern eingetroffen sein.“
Der Kapitän fluchte lautstark vor sich hin und tigerte in seiner Kabine hin und her, bis er plötzlich stehen blieb und seinem ersten Steuermann einen finsteren Blick zuwarf.
„Hattest du nicht gesagt, er würde noch eine Weile beschäftigt sein? Und nun ist er schneller hier, als wir!“, brüllte er. „Verdammt sei dieser Hurensohn! Ich werde ihm eigenhändig sein schwarzes Herz mit meinem Säbel durchbohren! Ich werde nicht noch einmal zulassen, dass er mir wegnimmt, was mir gehört!“
Er war wütend. Das war wirklich alles gründlich schief gegangen und jetzt das!
„Was gedenkt Ihr jetzt zu tun?“
„Ich weiß es noch nicht“, knurrte der Kapitän. „Verflucht! Ich weiß es nicht! Lass mich jetzt allein!“
Das ließ sich der erste Steuermann nicht zweimal sagen. Heutewar mit dem Kapitän wirklich nicht zu spaßen. Wenn er nicht seinen Kopf verlieren wollte, war es besser, dem Kapitän heute aus dem Weg zu gehen.
18
E lly hatte furchtbar geschlafen. In dem Gasthaus war es die halbe Nacht hoch hergegangen und auch dann wurde es nicht ruhiger im Haus. Im Zimmer nebenan hatte sich ein Paar die ganze Nacht lautstark vergnügt. Elly bekam noch immer heiße Wangen, wenn sie daran dachte, was sie gehört hatte. Es war keine gute Idee gewesen, diesen Sündenpfuhl dem Golden Crown vorzuziehen. Das hatte sie nun von ihrem Starrsinn. Jetzt konnte sie nicht mehr zu diesem unverschämten Piraten gehen und bitten, dass er ihr ein Zimmer im Golden Crown bezahlte.
Zudem stand sie noch vor einem weiteren Problem. Sie hatte zwar diese Unterkunft und musste zumindest nicht auf der Straße schlafen, doch sie hatte kein Geld, sich etwas zu Essen zu leisten. Ganz zu schweigen von einem Kleid zum Wechseln.
Frustriert setzte sich Elly im Bett auf und faltete die Decke um sich herum. Wenn sie nur wüsste, wann Lady Montana und Master Bhreac endlich kommen würden. Sie würde täglich zum Hafen gehen, um zu sehen, ob die Sealion schon vor Anker lag.
Elly war noch nie an einem Ort mit so vielen Menschen gewesen. Thorne war das Größte, was sie an Ortschaften gesehen hatte, wenn man von einem Besuch in Glasgow absah, den sie mit ihrer Mutter gemacht hatte, als sie zwei Jahre alt gewesen war. Eine Reise, an die sie sich nicht erinnern konnte.
Es klopfte an der Tür und Elly zuckte, aus ihren Überlegungen gerissen, erschrocken zusammen.
„Einen Moment!“
Hastig sprang sie aus dem Bett und eilte an die Tür, um sie zu öffnen. Ihren nur mit einem Unterkleid bekleideten Körper versteckte sie hinter der Tür.
Es war niemand im Flur zu sehen. Dann entdeckte sie ein Tablett, das auf der Schwelle stand. Es war nur eine Schüssel Porridge und ein Krug mit Wasser, doch Elly lief beim Anblick des Essen bereits das Wasser im Mund zusammen. Zumindest vorerst würde sie nicht hungern.
Elly schaute vorsichtig nach
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