Bezwinge mein Herz
letzte Mal gesehen haben, war nicht das Beste. Ich bitte nochmal um Eure Vergebung. Ich würde meinen Fauxpas gerne wieder gutmachen. Darf ich Euch bei Euren Besorgungen behilflich sein? Ich kenne Charles-Town sehr gut.“
„Ich denke, ich komme schon allein zurecht“, sagte Elly betont spitz, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
„Das ist sehr schade. Ich hätte Euch gern in dem grünen Kleid gesehen. Der Stoff würde Eure exquisite Schönheit betonen.“
„Danke, aber dieses Gewand ist mir zu exquisite !“, lehnte Elly ab und wandte sich zum Gehen. „Guten Tag!“
„Wartet!“, bat der Mann und hielt sie am Arm zurück.
Wütend drehte sich Elly zu ihm um und funkelte ihn erbost an.
„Bitte vergebt mir. In Eurer Gegenwart scheint mir regelmäßig das Gespür für gutes Benehmen abzugehen.“
„ Das merke ich!“, grollte Elly.
„Lasst mich noch einen Versuch machen!“, bat er und blickte sie mit einem so treuen Hundeblick an, dass sie fast lachen musste. „Bitte!“
„Nun gut. Einen Versuch habt Ihr noch.“
„Ich bin Euch ;Ict>
„Elly, ich meine Elisa Innes“, sagte Elly etwas zögernd.
Juan nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Elly verspürte ein aufregendes Prickeln, als er ihre Hand küsste. Normalerweise pflegten Herren ihr, dem einfachen Dienstmädchen, nicht die Hand zu küssen.
„Es ist mir eine Ehre, Eure liebreizende Bekanntschaft zu erneuern, nachdem unser erstes Zusammentreffen unter einem so schlechten Stern gestanden hat. Bitte erlaubt mir, Euch für euren Einkauf meine Dienste als Führer anzubieten. Es wäre mir eine Ehre und ein wirkliches Anliegen.“
Elly holte tief Luft.
„Ich bin einverstanden“, sagte sie schließlich.
„Exzellent! Lasst uns die Straßenseite wechseln, ich kenne ein ausgezeichnetes Geschäft.“
„Ich glaube nicht, dass ich hier etwas finde“, sagte Elly unsicher, als sie vor dem großen Geschäft standen. Die ausgestellten Modelle sahen noch teurer aus, als in dem Geschäft gegenüber.
„Unsinn. Ich sehe schon, dass Ihr dringend meiner Hilfe bedürft. Kommt nur und wir sehen, was Madame Châtaigne für Euch parat hat.“
„Aber ich ...“
„Keine Widerrede“, unterbrach Juan und zog sie in den Laden.
Elly blieb der Mund offen stehen. Sie stand in einem großen Raum mit gut drei Meter hoher Decke. An den Wänden reihten sich Regale bis hoch hinauf und waren gerammelt voll mit Stoffballen in allen erdenklichen Farben. Auslagen mit kostbarer Spitze, Knöpfen, Bändchen und anderen Accessoires standen in der Mitte des Raumes. Der Boden war mit kostbaren Fliesen versehen und die Wände waren mit Tapete bekleidet. Elly hatte noch nie zuvor eine Tapete gesehen. Es sah ungeheuer dekadent aus. Sie kam sich vor, wie in einer anderen Welt. – Sie war in einer anderen Welt!
Eine elegant gekleidete Frau in den Fünfzigern mit einer aufwendig gestalteten Hochsteckfrisur und einem Schönheitspflaster auf dem rechten Wangenknochen kam auf sie zu.
„Juan, mon cher. Comment êtes vous?“, zwitscherte sie mit hoher Stimme.
„Bien, mon amour“, antwortete Juan und küsste die ausgestreckte Hand mit einer eleganten Verbeugung. „Darf ich euch Madame Innes vorstellen?“
„Excellente, ma très chèrie. Willkommen in meinem bescheidenen Laden.“
„Guten Tag“, grüßte Elly ein wenig eingeschüchtert. Sie war hier vollkommen fehl am Platz, was sollte sie nur tun? Nie würde sie hier ein Kleid erstehen können. Sie würde sich bis auf die Knochen blamieren. Wie konnte er sie nur in eine so prekäre Lage bringen?
„Was wir brauchen, ist eine komplette Garderobe. Zwei Kleider für Täglich, eines für Soirées und ein Ballkleid. Dann Unterwäsche, Umhang, vielleicht ein paar passende Bänder für das Haar …“, übernahm Juan das Ruder und Elly kam sich wie ein Kind vor, das eingekleidet werden sollte.
Madame Châtaigne musterte Elly professionell und lächelte dann zufrieden.
„Ich denke, ich habe genau das Richtige für Euch. Ein erstklassiges Modell. Es müsste nur geringfügig geändert werden. Das wäre auf jeder Soirée der Hingucker !“, plauderte Madame Châtaigne munter.
Das war zu viel für Elly. Sie war ein Niemand. Kein Mensch würde sie zu einer Soirée einladen und ein Hingucker wollte sie schon gar nicht sein. Vom finanziellen Aspekt einmal ganz zu schweigen. Sie nutzte die Gelegenheit, als Juan und Madame Châtaigne sich das Kleid ansahen, um aus dem Laden zu fliehen.
„Elisa, so wartet doch!“, erklang
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