Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
ich nicht gut bin. Das sollte mich jedoch nicht zurückhalten.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug den Weg in den Wald ein. Finian folgte ihr.
»Außerdem habe ich nur gesagt, dass ich nicht gut mit dem Bogen bin«, fügte sie klärend hinzu.
Finian deutete über ihren Kopf nach rechts, wo es ein wenig heller war, weil das Licht der untergehenden Sonne durch die Bäume fiel. Irgendwo dort musste eine Lichtung liegen. Er schaute Senna an. »Und das heißt was?«
»Das heißt«, sagte sie und erwiderte seinen Blick, was sie nicht mehr getan hatte, seit ihre Welt in den heißen Wellen einer Lust verglüht war, die immer noch in ihrem Innern glomm, »dass ich recht geschickt mit dem Messer bin.«
Er hielt inne. »Aber wie wollt Ihr dem Wild nahe genug kommen?«
»Gar nicht.« Finian hatte die Hände auf die Hüften gestützt und blickte sie unablässig an. »Ich werfe das Messer«, sagte sie und drehte sich weg.
»Senna.«
Sie blieb stehen, wandte sich aber nicht um.
»Es tut mir leid.«
Oh, du liebe Mutter im Himmel. Er musste den Schmerz in ihren Augen gesehen haben. Und er ging darauf ein. Konnte ihre Scham noch größer sein? Vielleicht sollte sie sich die Worte eintätowieren lassen, um zu zeigen, wie entblößt sie sich fühlte. Wie um alles in der Welt hatte das geschehen können? In nur wenigen Tagen. Was für eine Schande. Was für eine Schande, und wie groß war ihre Trauer. Um Gottes willen, was war nur mit ihr geschehen?
Senna nickte, hatte ihm immer noch den Rücken zugekehrt. Jetzt war es an ihr, ihn kurz angebunden abzufertigen. Auf dem Baum vor ihr entdeckte sie ein kleines Eichhörnchen.
»Habe ich Euch Angst gemacht?«
Nein, dafür sorge ich schon selbst. »Es ist eine dumme Sache. Wir haben den Kopf verloren.«
»Ich habe nicht den Kopf verloren.« Leise drang seine Stimme durch die Bäume und über ihre Schulter.
»Nein?«
»Nein.«
»Was ist es dann gewesen?«
Pause. »Jedenfalls nicht mein Kopf.«
»In der Tat.«
Sie hörte, wie er heftig ein- und ausatmete. »Senna, ich denke, wir müssen uns eingestehen, dass es gefährlich sein kann, wenn wir uns gegenseitig so unbesonnen berühren.«
»Außerordentlich.«
»Wir tun es nicht mehr.«
Sie nickte heftig. »Natürlich nicht.«
»Und Ihr müsst aufhören ...« Seine Stimme verklang.
»Womit?«
Schweigen.
Sie betrachtete das Eichhörnchen und zog die Augenbraue hoch.
Finian seufzte verzweifelt. »Senna, Ihr müsst verstehen, dass ich Eurer Gnade ausgeliefert bin.«
Sie schluckte schwer. »Vielleicht ist es zu entschuldigen, wenn man es anders sieht. Bedenkt, dass Ihr einen Bogen und ein Schwert und sehr viele Muskeln besitzt.«
»Nun, aber das ist eine Angelegenheit, die schwieriger ist als nur Schwert und Bogen.«
»Für Euch nicht.«
Finian schwieg einen Moment. »Doch. Für mich.«
Sie atmete die kühle Abendluft tief ein. Und genau wie er atmete sie langsam und in gemessenen Zügen aus. »Für mich nicht«, bekräftigte sie und hob erneut das Kinn ein kleines Stück höher. Der Trick hatte so oft geholfen. Und jetzt versagte er jämmerlich.
»Nicht?«
»Nein. Ich glaube, ich begreife gar nicht recht, worüber wir gerade sprechen. Ihr etwa?«
Senna hatte ihn mit scharfer Stimme eingeladen, ihren Worten zuzustimmen. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Der eigene Atem dröhnte ihr laut in den Ohren. Sie blickte zu Finian hinüber. Er hielt den Bogen in der Hand, während er sie beobachtete; an seinem Blick konnte sie nicht erkennen, was in seinem Kopf vorging.
»Nein«, bestätigte er leise, »worüber sprechen wir eigentlich?«
»Muskeln. Jucken. Kratzen. Ich kann mich kaum erinnern.«
Mit der lässigen Eleganz eines Raubtieres stieß er sich vom Baumstamm ab, an den er sich gelehnt hatte. Senna bemerkte, dass sie zitterte. Ihre Hände, ihre Beine. Nur wenige Schritte vor ihr blieb er stehen.
»Bögen«, murmelte Finian. Rasch und sanft strich er über ihre Wange und ließ die Hand dann wieder sinken. »Wir haben darüber gesprochen, nicht gut mit dem Bogen umgehen zu können.«
Sie atmete geräuschvoll ein. »Haben wir das?«
In seinen Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. »Da bin ich mir ganz sicher.«
Senna fing den aufmerksamen Blick aus seinen blauen Augen auf und erwiderte das Lächeln.
»Oh, in der Tat, ich handhabe den Bogen mehr als schlecht. Aber Ihr solltet mich unbedingt mit der Klinge erleben.«
Kapitel 26
F inians Lächeln war lässig und atemberaubend. Er akzeptierte es also,
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