Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Genuss und leckten sich anschließend die Finger. Danach saßen sie eine Weile unter den dunklen Bäumen und schwiegen einträchtig.
Schon bald würde es Zeit sein, die Lichtung zu verlassen, um noch ein paar Stunden zu marschieren. Aber jetzt saßen sie einfach nur da ... die Welt um sie herum befand sich in einem bleichen Übergang, war zeitlos und klar. Der Himmel schien überzogen mit einer stählernen Hülle.
»Finian, das war das beste Mahl, das ich je genossen habe«, sagte Senna schließlich. Er schaute zu ihr hinüber, als ihr ein tiefer Seufzer über die Lippen drang. Sie seufzte ein zweites Mal und glitt unbewusst mit der Hand an ihrem Schenkel hinunter. Eine ausgesprochen sinnliche Bewegung. Finian riss den Blick fort.
Senna war ganz allein in der Welt, und es war ein viel zu leichtes Spiel, das auszunutzen.
Sie war zu klug, um seinen Absichten zu trauen. Es könnte sein, dass er den Verstand verlor und verrückt wurde wie sein Vater. Dass er es zuließ, dass sie ihn eroberte, ihm eines Tages das Herz aus dem Leib riss, wenn sie beschloss, dass jemand anders mehr von dem besaß, was sie wollte.
Frauen wollten immer etwas. Es lag in ihrer Natur. In ihrer heuchlerischen, hetzerischen Natur. Das hatte er lernen müssen. Auf eine verdammt harte Weise. Nie wieder würde er es zulassen, dass man ihm eine Lektion erteilte.
Kapitel 27
D ie Dämmerung hatte begonnen und senkte sich langsam herab. Finian hatte sich auf dem Boden ausgestreckt, und Senna saß neben ihm, die Arme um ihre Knie geschlungen.
Perlgraue Schatten hatten sich am Himmel ausgebreitet, aber unter den Bäumen dunkelte es schon. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. In der Ferne quakte ein Frosch auf der Suche nach einem Gefährten.
Eine Eule strich in tiefem Flug über die Lichtung. In ihren großen runden Augen spiegelte sich das Licht des aufgehenden Mondes. Eine Fledermaus huschte über ihre Köpfe hinweg und verschwand in der Tiefe des Waldes.
»Was hat Euch nach Irland geführt, Senna?«, fragte Finian.
Senna schrak zusammen, obwohl er sehr leise gesprochen hatte. Aber seine tiefe, wohlklingende Stimme hatte sie bis tief in ihr Inneres berührt.
Sie hatte schon einmal so empfunden – gestern Nacht, als er im Burghof neben ihr gestanden und ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Mit seiner tiefen Stimme hatte er ihr etwas ins Ohr geflüstert, und es hatte sich angefühlt, als würde er für sie atmen.
»Geschäfte«, erwiderte sie, »ich bin wegen Geschäften hergekommen.«
Finian hatte sich aufgerichtet. Die Muskeln spielten unter seiner glatten Haut, als er sich vorbeugte, um einen Stock vom Boden aufzuheben. Er hielt einen Moment inne, dann griff er danach. »Ihr meint Geld. Ihr seid um des Geldes willen gekommen.«
»Warum sonst sollte jemand eine solche Reise unternehmen?«, erwiderte Senna und achtete darauf, jegliche Gefühle aus ihrer Stimme zu verbannen.
»Ja, warum.«
»Ihr versteht das nicht«, stieß sie ärgerlich aus. Ärgerlich, weil sie das Gefühl hatte, sich zu rechtfertigen. Ärgerlich, weil er ihre Gründe nicht guthieß.
»Ich verstehe immerhin, dass es ein hundsmiserabler Einfall gewesen.«
Sie lachte höhnisch. »Ihr habt ja keine Ahnung. Meine Familie ist berühmt für hundsmiserable Einfälle. Eigentlich sollten wir einen Nachttopf in unserem Wappen führen.«
Finian lehnte sich zurück und riss eine kleine Pflanze, die neben ihm aus dem Boden spross, mit sehr viel mehr Kraft aus, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Kleine Erdklumpen flogen durch die Luft. Senna hörte, wie sie leise im Farnkraut landeten.
Es fiel Senna immer schwerer, Gefühle aus der Stimme fernzuhalten. Sie hob einen Zweig auf und fing an, ihn abzuschälen, um mit den Fingernägeln das weiche Fleisch unter der Rinde einzuritzen.
Sie spürte, dass Finian sie anschaute. »Sind Euch vor Eurer Reise Gerüchte über Rardove zu Ohren gekommen, Senna? Über seine Gewalttätigkeit?«
Sie fuchtelte mit dem Stock in der Luft herum. »Nein. Jedenfalls nicht genug, um ... auf all das hier gefasst zu sein.«
All das hier. In der Tat. Wie hätte sie wissen können, was sie draußen vor der Tür erwartete? Es war gefährlich, einen Schritt in die große weite Welt zu wagen, und sie bedauerte längst, es getan zu haben. Ob sie sich nun dazu entschlossen hatte, weil sie ihr Geschäft retten wollte oder ihren Vater oder ihr eigenes unglückliches, leeres Leben – jetzt empfand sie nichts als Kummer und Schmerz.
Aber im
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