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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Für einen kurzen Moment schloss Camille die Augen und fragte sich, ob sie vielleicht eine völlige Versagerin war.
    Nach einer Weile redete er weiter, noch immer sah er Camille nicht an. »Es tut mir leid, dass Valigny dein Vater ist.«
    »Mir auch«, antwortete sie. »Maman – sie hat mich geliebt, wenn auch auf ihre Weise. Das habe ich nie bezweifelt. Aber Valigny? Non. Niemals. Ich war nur ein Ärgernis für ihn.«
    Ein rätselhafter Ausdruck glitt über sein Gesicht. »Du verdienst etwas Besseres, Camille. Etwas Besseres als …«, er hob die Hand zu einer vagen, wegwerfenden Geste, »… all das hier.«
    Jetzt war es an ihr, blicklos aus dem Fenster zu starren. »Vielleicht verdiene ich das nicht«, entgegnete sie ruhig. »Ich bin nur der Bastard eines selbstsüchtigen Mannes. Die Welt geht nicht sehr freundlich um mit solchen Menschen wie mir.«
    »Sei still, Camille«, sagte er gereizt. »Lass die Welt denken, was sie will, aber mach dich niemals selbst kleiner. Du bist nicht wie dein Vater.«
    Camille antwortete ihm nicht. Was gäbe es denn noch zu sagen? Sie hatte vor langer Zeit damit aufgehört, Selbstmitleid zu empfinden. Und auch damit aufgehört zu versuchen, Valignys Liebe zu gewinnen. Eingedenk der väterlichen Liebe, die dieser Mann ihr gezeigt hatte, hätte sie das Kind irgendeines Fremden sein können – oder noch schlimmer, das irgendeines Feindes.
    Aber war die Kälte in ihr so tief und so beständig – waren ihre Gefühle so absolut blockiert –, dass sie als Ehefrau versagte? Warum war sie nicht mehr fähig, ihr Herz zu öffnen? Diese Kälte war nicht das, was sie wollte. Das war nicht der Mensch, der sie zu sein wünschte. Vielleicht war es auch nicht länger die Art von Ehe, die sie wollte.
    Sie betrachtete wieder das Profil ihres Mannes, das im Sonnenlicht so grimmig und doch so attraktiv aussah. Gab es für sie beide irgendeine Hoffnung? Gab es irgendeine Chance auf wahre Vertrautheit? Eine Intimität, die über die des Schlafzimmers hinausging? Aber selbst wenn sie bereit wäre zu riskieren, verletzt zu werden, wüsste sie kaum, wie man den ersten Schritt dorthin machte. Wie man die Hand ausstreckte und die gläserne Mauer zerbrach, die sie zwischen sich errichtet hatten.
    »Als ich fünf Jahre alt war«, sagte sie unvermittelt, »habe ich beschlossen, dass mein Name Genevieve sein sollte.«
    Rothewell wandte den Blick vom Fenster ab und zog höflich-interessiert eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich?«
    » Oui , und dass ich eine Prinzessin wäre, die von dem bösen Comte de Valigny entführt worden ist«, erzählte sie weiter und kam sich dabei höchst dumm, aber auch irgendwie getrieben vor. »Ich habe meinem Kindermädchen gesagt, dass mein richtiger Papa ein großer und mächtiger König sei und dass er natürlich kommen würde, um mich zu holen.«
    Rothewell bedachte sie mit einem betrübten Lächeln. »Ja, und dann würden alle traurig sein, nicht wahr?«, murmelte er. »War das die Überlegung?«
    Ihr Gesicht verzog sich. »Oui« , bestätigte sie. »Du weißt, wie diese Geschichte endet.«
    »Ich fürchte, ja. Ich habe immer getan, als sei ein mächtiger osmanischer Korsar mein Vater, und dass er mich nach Barbados geschickt hatte, um mich vor seinen Feinden zu schützen. Wenn er zurückkehren und sehen würde, was mein Onkel mir angetan hatte, würde er ihm mit seinem Krummsäbel den Kopf abschlagen. Ich glaube, diesen Gedanken habe ich sogar mit ihm geteilt – oder einen sehr ähnlichen.«
    Camille seufzte mitfühlend. »Ich denke, dein Onkel hätte dir ins Gesicht gelacht.«
    »Nein.« Rothewells Miene war plötzlich ausdruckslos. »Nein, er hätte mich für drei Tage ohne Essen und Wasser in das Sklavenloch gesperrt. Dann hätte er bis zur Besinnungslosigkeit getrunken, und Luke hätte ihm den Schlüssel aus der Tasche gestohlen. Wenn er wieder nüchtern war, wäre unser Onkel zu sehr damit beschäftigt, Luke die Haut vom Rücken zu prügeln mit seiner Bullenpeitsche, um auch nur einen Augenblick Aufmerksamkeit für mich zu haben.«
    »Mon Dieu!« Camille schlug die behandschuhte Hand vor den Mund. »Ihr … ihr wart doch noch Kinder!«
    »Oh, nicht mehr lange«, sagte Rothewell ruhig. »Nicht mehr lange.«
    Der Horror ließ sie frösteln. »Rothewell«, fragte sie leise, »was ist das, dieses Loch? Etwas sehr Schlimmes, n’est-ce pas? «
    »Nur eine Grube, die unser Onkel in der Nähe einer der Zuckerrohrmühlen in einem sumpfigen Gelände hat ausheben lassen.«

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