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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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abwehrend die Hand. »Ich habe keinen Bedarf daran. Sie können das Geld treuhänderisch für meine Frau verwalten, oder, wenn sie das vorzieht, für die Kinder, die aus dieser Ehe eventuell hervorgehen.«
    Camille schaffte es, ihn nicht mit offenem Mund anzustarren. »Darüber werden wir noch sprechen und Sie unsere Entscheidung wissen lassen«, sagte sie rasch.
    Die Verwirrung in dem Gesicht des Anwalts verstärkte sich. »Dann werden wir Ihre Entscheidung erwarten.« Er erhob sich, als wollte er sie zur Tür begleiten, dann zögerte er. »Nicht wahr, Sie verstehen, dass der Rest des großväterlichen Vermögens gebunden ist – bis zur Geburt Ihres ersten Kindes?«
    »Wir verstehen«, sagte Camille und erhob sich gleichfalls.
    Noch immer zögerte der Anwalt. »Ich muss Ihnen meine große Neugier gestehen, Mylady. Aber warum hat Ihre Mutter vor zwanzig Jahren nicht diesen Brief beantwortet, als es noch möglich gewesen wäre, dass sie sich mit Ihrem Großvater aussöhnte?«
    Die Frage stand im Raum. Sich an Lord Nashs Rat erinnernd, stand Camille da und sah den Anwalt von oben herab an. »Was hätte ich von einer Aussöhnung gehabt, Monsieur?«, fragte sie. »Man kann sich nicht mit einem Menschen aussöhnen, dem man nie begegnet ist.«
    Dem Anwalt war die Verlegenheit sofort anzumerken. »Ich bitte um Verzeihung. Was ich sagen wollte, war … nun, warum hat …« Er suchte offensichtlich nach einer taktvollen Formulierung.
    »Warum meine Mutter seinen Brief vor mir versteckt hat?«, ergänzte Camille. »Weil, so würde ich meinen, es etwas gab, was sie mehr als die Armut gefürchtet hat. Sie hat sich davor gefürchtet, allein zu sterben. Eine menschliche Schwäche, n’est-ce pas? «
    »Ich verstehe«, sagte der Anwalt sachlich. »Vielleicht haben Sie recht.«
    Camille brachte ein leichtes Lächeln zustande. »Mein Großvater hätte ihr nie gestattet zurückzukommen, geschweige denn, sie bei sich aufgenommen. Maman wusste das. Warum sollte sie ihrem einzigen Kind einen Grund geben – und die Mittel –, sie zu verlassen?«
    Der Anwalt entgegnete nichts darauf, sondern dankte ihr lediglich noch einmal für ihr Kommen.
    Rothewell verließ seinen Platz am Fenster, bot Camille seinen Arm und führte sie sicher die Treppe hinunter. Zusammen verließen sie die Anwälte, die sich hinter ihnen unterwürfig verbeugten, und zum ersten Mal spürte Camille die ganze Bedeutung dessen, die Enkelin eines Earls und die Ehefrau eines Barons zu sein.
    Rothewell jedoch wirkte nachdenklich, als er ihr in die Kutsche half. Er folgte ihr hinein, und Chin-Chin sprang sofort auf seinen Schoß. Der Hund hatte darauf bestanden, sie zu begleiten, und hatte so lange gejault, bis Rothewell ihn hochgehoben und mitgenommen hatte.
    »Du musst das nicht tun, Rothewell«, sagte Camille, als die Kutsche anfuhr.
    »Was meinst du? Das Geld?«, fragte er und kraulte den Hund hinter dem Ohr. Er griff in seine Manteltasche und zog etwas heraus, das er dem Hund zu fressen gab.
    »Oui, weil du Valigny bereits ausgezahlt hast, sollte die Hälfte …«
    Rothewell schnitt ihr das Wort ab. »Ich habe getan, was ich tun wollte, Camille. Wie üblicherweise.«
    Camille zögerte, und er sah sie durchdringend an. »Wie du wünschst«, entgegnete sie. »Und hör auf, den Hund zu füttern, s’il vous plaît. Du mästest ihn ja.«
    Nachdem einige Augenblicke vergangen waren, ergriff Rothewell wieder das Wort. »Camille, was genau stand in diesem alten Brief?«, fragte er, während seine schlanken Finger geistesabwesend durch das seidige Fell des Hundes strichen.
    Camille sah ihn an und war überrascht, dass ihn das beschäftigte. »Es war nur das Geschwafel eines verbitterten Mannes.«
    »Es ist der Brief, den du Valigny nie gezeigt hast?«
    »Ich habe mich nicht getraut«, sagte sie ruhig. »Ich habe schon früh gelernt, dass man Valigny nicht vertrauen darf. Warum? Möchtest du den Brief lesen?«
    Rothewell schaute aus dem Fenster. »Ich denke, das sollte ich«, murmelte er.
    »Bien sûr, ich werde ihn heraussuchen.«
    Sie beobachtete die Schatten, die über sein strenges Profil huschten, als sie in die Cheapside einbogen. In der Kutsche breitete sich eine Stille aus, die nur vom Klappern der Pferdehufe und dem Rumpeln der Kutschenräder unterbrochen wurde, als sie auf St. Pauls zufuhren. Rothewells Hände hielten nie still, rhythmisch streichelten sie den Hund. Es war, als suchte er Trost bei dem Tier; Trost, den er eigentlich von seiner Frau bekommen sollte.

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