Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Rothewell ihn. »Also gut, dann komm schon mit.« Bei diesen Worten griff er sich den Hund und schob ihn unter seine Weste.
Sie gaben zweifellos ein interessantes Bild ab, als sie die von Geschäften gesäumte Straße entlanggingen, mit Rothewells dunkler, ziemlich einschüchternd wirkender hohen Gestalt, die Camille weit überragte, und mit dem kleinen Hund, dessen Kopf unpassenderweise aus Rothewells Weste hervorschaute.
Ihre Hand ruhte auf seinem Arm, als sie an den Textil- und Kurzwarengeschäften und Porzellanläden vorbeischlenderten, bis Rothewell nach einigen Metern die Tür zu einem eleganten Geschäft öffnete, in dessen Schaufenster eine schimmernde Harfe stand. Auf dem kleinen Schild, das an einem Messingträger hing, stand in Großbuchstaben »Jos. Hastings exquisite Saiteninstrumente« zu lesen.
Drinnen im Laden roch es nach Bienenwachs und frischem Sandelholz. Harfen, Cembalos und sogar ein kleines Spinett standen dort zum Verkauf, wobei sich letzteres Instrument in einem schlechten Zustand befand. Camille schaute sich noch staunend um, als ein dünner, blasser Gentleman hinter dem Ladentisch auftauchte.
»Guten Tag«, grüßte er. »Die Harfe ist ein wahrer Blickfang, nicht wahr?«
» Oui , sie ist wunderschön«, bestätigte Camille ein wenig atemlos.
Der Mann legte leicht die Fingerspitzen aneinander. »Sie haben einen exzellenten Geschmack, Ma’am. Es ist eine McEwen-Pedalharfe, und sie wird in dieser Art nicht mehr gebaut.« Er verneigte sich leicht gegen Rothewell. »Darf ich Ihnen einen Preis vorschlagen, Sir?«
»Nein, danke«, sagte Rothewell und zog mit einer Hand seine Karte aus der Tasche, während er mit der anderen Chin-Chin festhielt. »Was wir wollen, ist ein Klavier. Einen Flügel.«
Ein Ausdruck von Gier huschte über das Gesicht des Mannes, verschwand aber rasch hinter einer Maske der Unterwürfigkeit. »Sie sind ganz gewiss an der richtigen Adresse, Mylord!«, sagte er, während er einen Blick auf Rothewells Karte warf. »Ein Flügel ist das beste Instrument, das man für Geld kaufen kann. Ich erwarte einen wunderschönen Babcock, der in den nächsten Wochen aus Boston geliefert wird.«
»Nein, kein amerikanisches Klavier«, sagte Rothewell ein wenig verärgert.
»Sir, die Amerikaner sind in dieser Hinsicht gewiss nicht zu verachten.« Der Mann wirkte gekränkt. »Der Babcock verfügt über einen gusseisernen Rahmen; einen, der Sie lange überleben wird.«
Rothewell verzog säuerlich den Mund. »Das bezweifle ich nicht. Aber was wir wollen, ist ein Pianoforte, wie Sie es im vergangenen Jahr an den Marquess of Nash verkauft haben.«
»Mon Dieu«, flüsterte Camille und umklammerte Rothewells Arm.
Der blasse Ladeninhaber wurde noch blasser. »Du meine Güte«, murmelte er. »Den Sechs-Oktaven-Flügel von Böhm. Wahrlich ein außergewöhnliches Instrument.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Rothewell und ignorierte Camilles festen Griff. »Wie lange wird das dauern?«
Der Mann wand sich. »Sir, dieses Instrument wird in Wien gebaut, und es ist nur sehr schwer zu bekommen.«
»Wie lange?«, fragte Rothewell unbeirrt.
»Nun, es könnte Monate dauern, Mylord. Der Babcock hingegen kann nach der Bestellung binnen sechs Monaten geliefert werden und ein gutes englisches Klavier in der Hälfte der Zeit. Aber der Böhm – nun, das Instrument, das wir gerade hereinbekommen haben, wurde vor fast einem Jahr bestellt.«
»Sie haben einen Böhm da?«, fragte Rothewell, dessen Stimme plötzlich scharf klang.
»Nun, ja«, gab der blasse Mann zu. »Aber er ist bestellt .«
»Tatsächlich? Von wem?« Rothewell hatte seinen Geldbeutel gezückt.
»Nun, von der Gattin des französischen Botschafters.«
Rothewell drückte dem Mann eine Banknote in die Hand. »Dann stornieren Sie die Bestellung«, sagte er ruhig.
Der blasse Mann sah die Banknote an und schluckte.
Camille hielt die Luft an.
»Nun ja«, sagte der Mann unsicher. »Nun, ich würde meinen … ich würde meinen, es könnte eine Verzögerung bei dem Transport mit dem Schiff gegeben haben.« Er machte eine Pause und leckte sich die Lippen. »Gesandte kommen und gehen schließlich, oder nicht?«
»Ja«, bestätigte Rothewell grimmig. »Und ich werde nicht gehen. Von hier weg, meine ich. Niemals .«
Der Mann warf ihm einen nervösen Blick zu und steckte den Geldschein in seine Rocktasche. »Es scheint, wir haben einen Handel abgeschlossen«, sagte er und strahlte plötzlich. »Meinen Glückwunsch, Mylord.«
»Wir wohnen
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