Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
»Camille, meine Liebe, du bist nicht mein Kindermädchen.«
»Nein, ich bin deine Frau«, entgegnete sie ruhig. »Und ich denke, dass sogar Trammel dir sagen wird, dass du gut daran tätest, mir zu gehorchen.«
»Das mag so sein«, erwiderte Rothewell, »aber was ich will, das sind mein Bett und mein Brandy – in dieser Reihenfolge. Ich bin sicher, morgen früh wird es vorüber sein.«
Der Butler hatte nichts auf Rothewells Bemerkung erwidert, aber Camille sah die Sorge in Trammels Miene. In Rothewells Gesicht war jetzt etwas Farbe zurückgekehrt, und er verzog es auch nicht länger vor Schmerz.
»Très bien«, sagte Camille, als sie den obersten Treppenabsatz erreicht hatten. »Aber wir werden nur bis zur Morgendämmerung warten, oui? Danach werden wir auf meine Weise vorgehen.«
»Das habe ich nicht gesagt«, knurrte Rothewell.
Camille zuckte mit den Schultern. »Das ändert nichts. Ich denke, in deiner Verfassung bist du zu schwach, mich die Treppe hinunterzuverfolgen und mich aufzuhalten. Deshalb wird gemacht, was ich wünsche.«
Er fluchte leise und warf ihr einen finsteren Blick zu, aber Trammels verstohlenes Lächeln wirkte triumphierend.
Kapitel 11
In welchem Lord Rothewell ein Picknick macht
Z u Camilles Erleichterung fühlte sich Rothewell sehr viel wohler, als er am nächsten Morgen aufwachte. Sie wusste, dass er eine schlimme Nacht hinter sich hatte. Er hatte ihr zwar hartnäckig einen Platz in seinem Bett verweigert, doch Camille hatte darauf bestanden, dass die Zwischentür offen blieb. Zweimal war er aufgestanden und hatte sich übergeben, und er war eine Zeit lang hin und her gelaufen. Während der kurzen Wochen ihrer Ehe hatte sie gelernt, jede seiner Bewegungen und Stimmungen zu spüren – und Rothewell schien sich seiner Schwäche zu schämen und hatte jedes Mal, nachdem das Schlimmste überstanden war, darauf bestanden, dass sie zurück in ihr Zimmer ging.
Trotz alldem saß er aufrecht im Bett und hatte den Hund auf dem Schoß, als Camille irgendwann kurz vor dem Morgengrauen aufstand. Sie setzte sich auf die Bettkante und sah zu, wie Miss Obelienne persönlich ihn drängte, ein paar Löffel Porridge zu essen und etwas heißen Tee zu trinken.
Nachdem Rothewell das Drängen der Köchin schließlich abgewehrt hatte, streckte er sich aus, und Chin-Chin schlüpfte unter seinen Arm. Camille erhob sich, um Miss Obelienne die Tür zu öffnen, die das Tablett wieder hinaustrug, und verließ zusammen mit ihr das Zimmer.
»Ich glaube, er hat wieder etwas mehr Farbe«, sagte Camille hoffnungsvoll.
Miss Obelienne warf einen besorgten Blick zur Tür. » Oui , für den Moment«, räumte sie ein.
Camille legte eine Hand auf den Arm der älteren Frau. »Was, denken Sie, ist mit ihm los?«, fragte sie. »Ist es nur die Trinkerei?«
Miss Obelienne schüttelte den Kopf. »Es sind die Dämonen, die ihn auffressen.« Ihre Stimme klang trotz ihres weichen Insel-Tonfalls grimmig. »Die Vergangenheit, oui? Es ist wie ein Krebs im Bauch.«
Aber es war mehr als das, spürte Camille, während sie Miss Obeliennes stolzer, aufrechter Gestalt nachsah, als sie die Treppe hinunterging. Für einen Moment stand Camille in der kalten, dunklen Stille des Flures und wunderte sich über die seltsame Diagnose der Köchin. Schuldgefühl und Wut, ja, das konnte einen Mann zerfressen. Aber keinen wie Rothewell. Nicht in solch heftigen, unregelmäßigen Attacken.
Mit einem Seufzen kehrte Camille in Rothewells Schlafzimmer zurück und begann von Neuem den Kampf darum, einen Arzt zu holen. Aber es war ein Kampf, den zu verlieren sie bestimmt war. Als sie die Tür öffnete, war ihr Mann aufgestanden und dabei, sein Rasiermesser abzuziehen.
Camille nahm eine Wächterstellung in einem der breiten Armsessel ein und beobachtete abwägend, wie die Diener ihm sein heißes Wasser brachten und seine Kleider für den Tag herauslegten. Rothewells Hand war zielsicher und ruhig, als er die Klinge mit festen, geraden Bewegungen abzog und sauber den Seifenschaum entfernte.
»Ich werde später am Tag ausgehen«, sagte er, wobei sein Blick im Spiegel beständig auf Camille ruhte. »Ich werde erst spät zurückkommen.«
Die Auseinandersetzung, erkannte Camille, war wieder verloren.
Rothewell beugte sich über die Waschschüssel, um die am Kinn verbliebene Rasierseife abzuwaschen, dann drehte er sich um und trocknete sich das Gesicht ab. Er stand da halb nackt, und er sah unglaublich männlich aus mit dem muskulösen Oberkörper und
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