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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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dieser Jahreszeit selten zu beiden Seiten des Ärmelkanals erlebte. Sie stellte fest, dass sie sich in einer merkwürdigen, leicht übermütigen Stimmung befand.
    Rothewell hatte seinen Hut abgenommen und auf die Seite geworfen. Jetzt saß er neben Camille und packte die sorgsam in Käseleinen eingewickelten Essenspäckchen aus und reihte sie auf seinem Kutschermantel auf, den er im Gras ausgebreitet hatte. Er hatte nicht daran gedacht, eine Decke mitzunehmen. Und sie ganz gewiss auch nicht.
    Soweit Camille sich erinnern konnte, hatte sie noch nie im Freien diniert. Die Vorlieben ihrer Mutter hatten eher den Amüsements gegolten, die des Nachts stattfanden – Maskenbälle, Soiréen, Spielsalons und Derartiges. Selten war die Countess of Halburne vor dem frühen Nachmittag aufgestanden. Und in ihren letzten Jahren hatte sie ihr Bett nur noch verlassen, um nach einer Flasche Wein zu suchen oder nach den Resten welcher Drinks auch immer, die sie den Dienstboten abschmeicheln konnte.
    »Hühnchen?«
    »Pardon?« Sie schaute auf und sah, dass Rothewell sich, auf seinen Ellbogen gestützt, zu ihr herübergelehnt hatte und ihr zur Begutachtung ein Hühnerbein hinhielt. Spontan beugte sie sich vor und biss davon ab.
    »Ich bin jetzt also der persönliche Diener, oder?«, fragte er lakonisch.
    Camille runzelte die Stirn, während sie kaute. »Wir haben weder Teller noch Gabeln«, protestierte sie dann.
    »Du hast wohl noch nie mit den Fingern gegessen, eh?« Rothewell knabberte jetzt auch an dem Hühnerbein.
    » Non , das habe ich nicht.« Camille tupfte sich die Mundwinkel mit ihrem Taschentuch. »Und du siehst auch nicht gerade sehr nach einem – einem Picknicker aus. Ist das das korrekte englische Wort?«
    Rothewell lachte und legte das Hühnerbein zurück. Sie bekam plötzlich Angst. Sie hatte gehofft, Miss Obelienne wüsste etwas, was sie nicht wusste, und dass die frische Luft auf wundersame Weise den Appetit ihres Mannes angeregt hätte. Sie seufzte innerlich, als sie das Essensangebot begutachtete, und nahm ein Stück Käse, um ein kleines Stück davon abzubeißen, aber der Geschmack sagte ihr nicht zu – wie es in letzter Zeit des Öfteren beim Essen der Fall war. Genau genommen war ihr einst so gesunder Appetit einem leichten Widerwillen Speisen gegenüber gewichen. Bald würde sie kaum besser sein als ihr Ehemann, was das anging.
    Als sie ihn wieder ansah, hatte sich Rothewell auf beide Ellbogen zurückgelehnt, hatte die langen Beine in den hohen Stiefeln übereinandergeschlagen und starrte über das Wasser auf die Höfe und Felder von Kensington. Ein leichter Wind wehte vom Serpentinenteich herüber und spielte sanft mit seinem Haar. Für einen Augenblick sah Rothewell fast jungenhaft aus. Und überraschend wehmütig.
    »Ich glaube, ich habe seit fünfzehn oder zwanzig Jahren kein Picknick mehr gemacht«, sagte er ruhig.
    »Nein?«, entgegnete sie. »Es scheint so etwas ganz und gar Englisches zu sein.«
    »Das würde ich auch meinen.« Sein Blick war in die Ferne gerichtet. »Aber man betrachtet es nicht mehr als einen so großen Spaß, wenn man öfter draußen als drinnen gegessen hat.«
    »Hast du das denn?«, fragte sie. »Warum?«
    Er schaute zu ihr hoch. »Ich habe auf den Zuckerrohrfeldern gelebt, Camille«, sagte er. »Ich war ein ganz gewöhnlicher Bauer.«
    Camille hatte schreckliche Geschichten über die Zuckerrohrernte und über die Gewinnung des Zuckers gehört. Frankreich verfolgte viele solcher Interessen in der Karibik. »War der Zucker ein so schreckliches Geschäft, wie man es sagt?«
    » Schrecklich ist solch ein relativer Begriff, meine Liebe.« Er warf ihr ein sardonisches Lächeln zu. »Es war eine heiße, schmutzige und gefährliche Arbeit. Für unsere Sklaven … obwohl … ja, ich kann sagen, dass sie es in der Tat schrecklich fanden.«
    » Oui , davon bin ich überzeugt.« Camille schwieg eine Weile. »Wer beaufsichtigt die Sklaven, jetzt, da du hier bist?«
    »Niemand. Sie sind jetzt meine Pächter.«
    » Alors , du … du hast ihnen die Freiheit gegeben?«, fragte sie. »Das war großzügig.«
    Er schnaubte verächtlich. »Es war nicht großzügig«, sagte er. »Es war das Richtige . Wir hätten das schon tun sollen, als unser Onkel starb, aber der Besitz war völlig verschuldet, dass Luke meinte …« Sein Blick hatte sich plötzlich nach innen gekehrt.
    »Oui?«, ermunterte Camille ihn. »Was hat er gemeint?«
    Rothewell schüttelte den Kopf. »Er wollte Onkels Schulden abbezahlen.

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