Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Vraiment? Sie haben ihn gewarnt?«
»O Gott, ja! Vor knapp sechs Monaten, in genau diesem Haus. Wir haben uns deswegen schrecklich gestritten, müssen Sie wissen, aber Rothewell ist für Argumente höchst unzugänglich.«
»Tatsächlich?«, sagte Camille trocken. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
Kemble wandte sich auf dem Treppenabsatz in Richtung Rothewells Zimmer, wäre aber fast an seiner Tür vorbeigelaufen.
»Hier entlang«, sagte Camille und berührte ihn leicht an der Schulter. »Wir haben die Räume getauscht.«
Kemble machte kehrt und folgte ihr in das andere Zimmer.
» Mon cœur , ich bringe dir einen Besucher.«
Kieran hob den Kopf aus den Kissen. »Himmelherrgott. Sie sind es!«
»Oui, c’est moi!« , entgegnete Kemble fröhlich. »Versuchen Sie bitte, Ihre Begeisterung zu zügeln.«
»Nehmen Sie sich doch einen Stuhl, Monsieur Kemble«, sagte Camille, während sie zur anderen Seite des Bettes ging und begann, Rothewells Kissen aufzuschütteln. »Ich bin sehr gespannt, Ihre Geschichte zu hören.«
Rothewell warf ihr einen finsteren Blick zu. »Welche Geschichte?«
»Die Geschichte darüber, dass Mr. Kemble dich darauf hingewiesen hat, mehr auf deine Gesundheit zu achten. Vor sechs Monaten, n’est-ce pas? «
»Es liegt ein wenig weiter zurück«, sagte Kemble und machte es sich auf dem Armstuhl bequem, den er ans Bett gezogen hatte. »Genauer gesagt war es am ersten Mai. Ich erinnere mich genau.«
»Tun Sie das?«, fragte Rothewell verärgert. »Ich erinnere mich nämlich nicht.«
Kemble drehte sich um und sah Camille an. »Ich habe ihm gesagt, wissen Sie, dass der Satyr’s Club ein schändlicher, gefährlicher Ort ist, und dass er ihn auf …«
Camille ließ das Kissen sinken. »Der Satyr’s Club? «, unterbrach sie ihn. »Was für ein abscheulicher Name.«
»Ja, dieser Ort ist voller Verderbtheit – ich werde sie nicht im Detail beschreiben, keine Sorge – und Opium«, sagte Kemble wissend. »Darüber hinaus war der arme Teufel in diesem Höllenloch praktisch zu Hause.« Dann senkte Kemble seine Stimme und sprach in trauervollem Ton weiter. »Und ich habe ihm auch davor gesagt, dass er ernsthaft Gefahr läuft, sein gutes Aussehen durch die Trinkerei und das Rauchen zu verlieren. Ich frage Sie, könnte es eine größere Tragödie geben?«
»Himmelherrgott!«, sagte Rothewell wieder. »Was für ein Unsinn! Sie haben nichts dergleichen gesagt.«
Kemble lächelte. »Doch, das habe ich, mein lieber Rothewell, und das wissen Sie auch«, sagte er, während er ihn tadelnd anschaute. »Ich sagte Ihnen ganz unverblümt, dass Sie den Charme und die Schönheit des wandelnden Todes versprühten. Dass Ihr Gesicht seine Farbe verloren hätte, Ihre Augen blutunterlaufen seien und dass es scheint, als hätte ein betrunkener Steinmetz diese Falten mit Hammer und Meißel in Ihr Gesicht gehauen. Das waren exakt meine Wort, glaube ich.«
»Très drôle«, sagte Camille. »Wie es scheint, hat mein Mann es sich zur Gewohnheit gemacht, gute Ratschläge zu ignorieren.«
Rothewell starrte an die Decke. »Ich kann mich an gar nichts davon erinnern.«
»Wahrscheinlich weil Sie damals ein wenig betrunken und schlecht gelaunt waren«, sagte Kemble leichthin. »Aber keine Angst. Ich erinnere mich auch an den Rest.«
»Ja, bis zu dem Moment, wo ich Sie mit einem Tritt in den Hintern hochkant hinausbefördert habe, hoffe ich doch?«
»So ungefähr, ja.« Kemble legte den Finger an die Wange und dachte nach. »Lassen Sie mich überlegen! Ich hatte Ihnen gesagt, dass Ihre Haut ihre Elastizität verlieren werde und dass Sie, hätten Sie nicht noch einen Rest Ihrer Inselbräune, vermutlich gar keine Farbe mehr hätten. Und dann habe ich gefragt – vorausahnend, wie es jetzt scheint –, was wohl in sechs Monaten sein wird.«
Rothewell sah ihn spöttisch an. »Und was habe ich gesagt?«
Kemble schlug die Beine übereinander und legte die Hände auf sein Knie. »Nun, Sie sagten, dann könnten Sie sich ebenso gut aufhängen!«, erklärte er. »Wenn einem Mann erst einmal das gute Aussehen abhanden gekommen ist, welchen Grund hat er dann noch zu leben? Maßanzüge und ein enges Korsett sind schließlich nicht alles.«
»Großer Gott!« Rothewell verdrehte die Augen himmelwärts. »Das habe ich nicht wirklich so gemeint.«
Camille ging um das Bett herum und setzte sich vorsichtig ans Fußende. »Ich fürchte, Mr. Kemble, dass es um ein weitaus schlimmeres Problem geht, als könnte er nur sein gutes
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