Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Er schaute ihn aus seinen braunen Augen an und seufzte leise und fragend.
»Ja, das frage ich mich auch, Jim«, sagte Kieran, dessen Hand wieder auf dem Rücken des Hundes ruhte. »Sie ist jetzt schon eine ganze Weile fort, nicht wahr?«
Plötzlich spitzte der Spaniel die Ohren. Dann hörte Rothewell ihre Schritte die Treppe heraufkommen, leicht und rasch. Ohne Zweifel kam sie jetzt zu ihm. Ihr köstlicher Duft, das Geräusch ihrer Bewegungen und sogar das Heben und Senken ihrer Brust, wenn sie schlief – alles davon war einzigartig und tröstend und vertraut.
Als Camille das Zimmer betrat, strahlten ihre braunen Augen ihn an, und sie lächelte. Kemble betrat nach ihr den Raum, und er trug seine gewohnte Arroganz zur Schau. Als wäre sie sich Kembles Anwesenheit nicht bewusst, lief Camille durch das Zimmer, beugte sich über Rothewell und küsste ihn leicht auf den Mund.
»Mon cœur«, sagte sie mit ihrer weichen, rauchigen Stimme, »ich habe dich vermisst. Und du wirst niemals glauben, was Mr. Kemble dir zu erzählen hat …«
Kapitel 15
Zurück zu Tattersall’s
R othewell genoss im Wintergarten das Leben eines Rekonvaleszenten. Er lag auf einer Chaiselongue in der Mittagssonne, als seine Frau zu ihm kam. Sie sah heute besonders hinreißend aus. In den vierzehn Tagen seit Dr. Hislops Visite hatte sie sich hingebungsvoll um ihn gekümmert und war gnadenlos mit ihm ins Gericht gegangen. Rothewell hatte jede einzelne Minute genossen.
Heute trug Camille ein Tageskleid aus gelber Seide, die wunderbar mit ihrem dunklen, dichten Haar kontrastierte, und sie lächelte strahlend und glücklich. Es war ein Lächeln, an das er sich zu gewöhnen begann. »Bonjour«, sagte sie fröhlich und legte ihm die Times auf den Schoß. »Trammel hat deine Zeitung gebracht.«
»Hast du deine Pflichten schon alle erledigt?«, fragte er in einem leicht verletzten Ton. »Wenn du mich schon hinter Schloss und Riegel hältst, könntest du mir zumindest Gesellschaft leisten, während ich leide.«
Camille lachte und hielt das Buch hoch, das sie hinter dem Rücken verborgen gehalten hatte. »Oui, mon chéri«, sagte sie. »Trammel hat mir von Hatchard’s einen von Mrs. Radcliffes Romanen mitgebracht: Gaston de Blondeville . Ich werde heute Nachmittag dem Nichtstun frönen.«
Rothewell sah zu, wie sie es sich auf dem zweiseitigen Sofa ihm gegenüber bequem machte – indem sie wie ein kleines Mädchen ein Bein hochzog und unter das andere schob – eine wenig damenhafte Position. Aber in jeder anderen Beziehung, dachte Rothewell, ist Camille eine Lady durch und durch: gut erzogen, intelligent und charmant. Rothewell wunderte sich noch immer darüber, dass er ihre Hand gewonnen hatte, und fragte sich auch, ob es jemals aufhören würde, dass er sich wegen der Art und Weise schuldig fühlen würde, wie er sie gewonnen hatte.
Als sie ihn jetzt ansah, voller Hoffnung und Freude, war es, als würde sie ihn lieben; ihr Gesicht erhellte sich sofort, ein sanftes Lächeln spielte um ihren Mund, und ihre Augen spiegelten Zärtlichkeit. War es möglich, dass sie ihn liebte? Und war es auch nur im Entferntesten möglich, dass er dieser Liebe gerecht werden konnte? Vielleicht. Vielleicht konnte er ihr zumindest zeigen, wie er für sie empfand, wenn er endlich diesen verdammten Arzt los war, den sie ihm aufgenötigt hatte.
Verärgert schlug Rothewell die Zeitung auf, unterdrückte dieses Gefühl dann aber wohlweislich sofort wieder. Die Wahrheit war, das gab er im Stillen zu, dass Hislops Rat, Kembles Einmischung und Camilles Fürsorge ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatten. Er fühlte sich besser als jemals in der Vergangenheit. Seine Diät aus pochierten Eiern, Fleischbrühe und gekochtem Huhn störte ihn nicht weiter. Seine geliebten Zigarren waren für immer aufgegeben, und sein Brandy höchstwahrscheinlich auch. Wie ein Bauer stand er früh am Morgen auf und ging zu Bett, wenn es dunkel war. Und inzwischen konnte er wieder ein wenig mehr essen und schlafen wie ein Gerechter. Seine Augen waren nicht mehr blutunterlaufen, und Miss Obelienne hatte letztendlich ihren Schock, ihn fast umgebracht zu haben, überwunden.
Aber was hätte das wirklich ausgemacht? Die Wahrheit war, dass er auf dem besten Wege gewesen war, sich selbst umzubringen – und Obelienne hatte die Anzeichen gesehen. Sie hatte lediglich auf ihre Art zu helfen versucht. Wenn er vielleicht weniger stolz gewesen wäre und sich ein wenig zugänglicher gegenüber den
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