Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Ratschlägen anderer gezeigt hätte … aber er war es nicht gewesen.
Nein, er war sein übliches zorniges, arrogantes Ich gewesen, das sich in seinem Kummer und in der Absicht gesuhlt hatte, sich Schaden zuzufügen, ohne sich darum zu scheren oder zu begreifen, was er den Menschen seiner Umgebung damit antat. Jenen, denen er etwas bedeutete. Xanthia, Pamela, den Trammels, Gareth und, am meisten, Camille, wie er hoffte.
Und dann gab es da natürlich noch Luke. Luke war niemals nachtragend gewesen. Er hatte immer alle beschützt. Ihn. Xanthia. Und Annemarie und deren Tochter. Luke hätte ihm niemals etwas Schlechtes gewünscht, und die Trauer um Luke in Brandy zu ertränken würde ihn nicht zurückbringen. Rothewells Verstand hatte ihm das natürlich immer gesagt, aber erst jetzt begann auch sein Herz, das zu akzeptieren.
Schritte rissen Rothewell aus seinen Gedanken. Ein Lakai betrat den Wintergarten und präsentierte Camille ein kleines Silbertablett. Sie schaute von ihrem Buch auf und warf einen Blick auf das Tablett -und wirkte irritiert.
»Ein Besucher, Ma’am«, sagte der Lakai. »Der Earl of Halburne.«
»Ça alors.« Ein wenig unsicher griff Camille nach der Karte. »Lord Halburne?«
Rothewell richtete sich ein wenig auf. Er hatte von Camille ausführlich von Halburnes hässlicher Vernehmung gehört. Aber sie hatte inzwischen ihren Frieden mit der Verbitterung des Mannes gemacht und diese Episode hinter sich gelassen.
»Du musst ihn nicht empfangen, meine Liebe«, sagte Rothewell jetzt. »Soll ich ihn für dich zum Teufel schicken?«
Einen Augenblick zögerte sie, ihre Hand zitterte leicht. »Non«, sagte sie schließlich. »Ich werde ihn empfangen. Was könnte er noch sagen, dass ich mich wegen Maman noch schlechter fühle als ohnehin schon?«
»Also gut«, sagte Rothewell zu dem Diener. »Wir werden ihn hier zusammen empfangen.«
Camille nickte. »Merci.«
Rothewell beobachtete, wie sie ihr Bein streckte, sich gerade hinsetzte und ihren Rock glatt strich. Sie war nervös, und es machte ihn wütend, dass es so war. Sie verdiente es nicht, von der Peitsche der Schmährede Halburnes verletzt zu werden. Sie war für das Tun ihrer Mutter ebenso wenig verantwortlich wie für das dieses Dreckskerls Valigny.
Andererseits trug Camille schwer an Valignys Schandtaten. Und Rothewell begann zu verstehen, was sie vielleicht schon wusste. Als Elternteil war ihre Mutter egoistisch gewesen, ja, aber Valigny war schlecht -und zu wissen, dass das Blut eines solchen Schurken in ihren Adern floss, war vielleicht die größte Belastung für Camille.
Rothewell war überrascht, als der Earl of Halburne den hell beleuchteten Wintergarten betrat. In seiner teuren, exzellent gearbeiteten Kleidung wirkte Halburne zerbrechlicher, als Rothewell erwartet hatte, obwohl der Mann kaum die sechzig erreicht haben konnte. Und obwohl er sich wie ein Mann gab, der Auftritte gewohnt war, umgab ihn unverkennbar eine Aura der Niedergeschlagenheit, eine, von der Rothewell hätte schwören mögen, dass sie im Grunde nicht seiner Natur entsprach.
Rothewell erhob sich, während Camille die beiden Männer miteinander bekannt machte. »Setzen Sie sich, Halburne«, sagte er kühl. »Aber um meiner Frau willen hoffe ich, wir können es kurz machen.«
Halburne schaute zwischen den beiden hin und her, als müsste er die Art dieses Empfangs erst einmal einschätzen. »Ich fürchte, das könnte nicht möglich sein«, erwiderte er dann ruhig. »Danke, Lady Rothewell, dass Sie einem alten Mann ein wenig Ihrer Zeit schenken.«
»Bien sûr, Mylord.« Camille lächelte schwach. »Ich hoffe, Ihr Butler hat sich von seinem Sturz erholt?«
Halburne blinzelte fast eulenähnlich. »Um die Wahrheit zu gestehen, Lady Rothewell, ist es zum Teil das, was mich herführt.«
Camille sah erschrocken aus. »Mon Dieu, er ist noch immer leidend?«
»Hören Sie, Halburne«, mischte sich Rothewell grimmig ein, »das ist eine traurige Angelegenheit, aber meine Frau hat nichts weiter getan, als den Türklopfer zu schlagen, ohne jegliche …«
»Nein, nein.« Halburne hob bestimmend die Hand und sah plötzlich ganz und gar wie der Aristokrat aus, der er war. »Das ist es nicht, was ich damit sagen wollte, Rothewell – und diese Angelegenheit ist zudem weitaus trauriger, als Sie ahnen.«
Camille sah besorgt aus. »Bitte fahren Sie fort, Monsieur«, drängte sie.
Einen flüchtigen Moment lang suchte Halburne nach den richtigen Worten. »Fothering ist, wie ich Ihnen
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