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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Trammel, damit er sich zu ihr setzte und sich eine irgendwie mildere Version dessen anhörte, was die rénshēn -Wurzel angerichtet haben könnte. Camille hatte die Köchin noch nie verzweifelt gesehen, und sie hatte den vagen Eindruck, dass es Trammel wohl ebenso ging. Am Ende hatte Obelienne hoch und heilig geschworen, sich strikt an Hislops Diät zu halten und Mr. Lings Zauberwurzel nie wieder zu verwenden.
    »Ich glaube nicht, dass sie es absichtlich getan hat«, stimmte Kemble zu. »Falls Obelienne den Wunsch gehabt hätte, ihn zu töten, hätte sie Maniok dazu benutzen können oder das gute alte Arsen vom Apotheker.«
    Camille hätte niemals in Erwägung gezogen, dass es Absicht gewesen sein könnte. Auch wenn es stimmte, dass Obelienne mit Annemarie nach Barbados gekommen war, schien sie Kieran doch sehr ergeben zu sein. Trammel war es ganz gewiss. Nein, von Obeliennes Seite war es vermutlich nur Übereifer gewesen, aber keine böse Absicht.
    »Wie genau wirkt diese Wurzel?«, fragte Camille.
    Kemble blieb zögernd auf dem Treppenabsatz stehen. »Wie ich schon sagte, es ist nicht genau bekannt. Ich hatte eine flüchtige Bekanntschaft mit dem Zeug. Gewiss ist, dass Ginseng eine Stimulation des Körpers bewirkt, in etwa so wie starker Kaffee. Man sollte im Allgemeinen nicht beides zusammen zu sich nehmen.«
    Etwas in Camilles Bewusstsein schien sich am richtigen Platz einzuordnen. »Seine Schlaflosigkeit und seine Unruhe«, sagte sie leise. »Kieran ist oft die ganze Nacht wach, und er ist konstant gereizt. Xanthia hat gesagt – nun, sie hat gesagt, dass er seit Monaten so ist!«
    Kemble presste die Lippen zusammen. »Ich würde meinen, das hängt damit zusammen. Üblicherweise verabreicht man das Zeug als Infusion oder macht eine Tinktur daraus, aber Obelienne hat die Wurzel wie Ingwer gerieben und roh verwendet. Wir können nicht wissen, was Ling ihr über die Verwendung gesagt hat. Das Englisch dieses armen Teufels ist hundsmiserabel, und in Anbetracht des Akzents mit dem Miss Obelienne spricht, müsste ihre Muttersprache Französisch sein. Beziehungsweise Kwéyòl.«
    »Oui, so hat sie es mir erzählt«, antwortete Camille.
    Kemble schickte sich an, die Treppe weiter hinaufzugehen. »Nun, der Ginseng ist nicht die Ursache von Rothewells Problemen, aber er hat sie sicherlich verschlimmert. Was immer er bei ihm angerichtet hat – Rothewell darf dieses Zeug auf keinen Fall mehr zu sich nehmen. Und ich denke, wir haben die arme Obelienne ausreichend in Angst und Schrecken versetzt.«
    Rothewell saß in seinem Bett, dachte über seine Begegnung mit dem Tod nach und streichelte dem Hund das seidige Fell. Es war, bei Gott, äußerst knapp gewesen. Und es war noch nicht vorüber. Aber Hislop glaubte, dass er diese Krankheit – dieses Ungeheuer – unter Kontrolle bringen könnte. Hislop hatte ihm Hoffnung gemacht.
    Die Wahrheit war, auch wenn er den Eindruck eines Mannes machte, der sein Schicksal völlig in der Hand hatte – und auch fast alles um ihn herum –, dass Rothewell im Herzen wusste, dass das nur Fassade war. Er hatte vor ewiger Zeit zugelassen, dass sein ganzes Leben den Bach runterging, und er hatte niemals geglaubt, dass es möglich sein könnte, es wieder zurückzubekommen.
    Aber er könnte es zurückbekommen. Und sollte das auch nur im Mindesten möglich sein, würde er es tun. Ja, er würde Hislops verdammte Diät einhalten und für eine Zeit die verordnete Bettruhe einhalten – was sich anfühlen würde, als würde seine schöne, verführerische Frau wochenlang außerhalb seiner Reichweite sein – auf die wichtigste Weise zumindest. Ja, er würde alles und jedes tun, was von ihm verlangt wurde, um diese Krankheit zu überleben und sicher dafür zu sorgen, dass sie auf ewig aus seinem Leben verbannt blieb. Er würde zu Gott beten, dass Hislop recht hatte. Weil er ein Leben zu leben hatte. Nur dass es aus irgendeinem Grund erst Camille gebraucht hatte, ihn das erkennen zu lassen.
    Rothewell schloss die Augen und dachte zurück an seine eigene Dummheit. Er hatte viel Blut verloren – mehr als er wünschte, dass jemand es wusste. Er hatte mit seinem Körper und seiner Gesundheit Raubbau getrieben und das aus Gründen, die er jetzt nicht mehr begriff. Aber nun wurde ihm sein Leben vielleicht zurückgegeben, und er war nicht so dumm, eine von Gott gewährte zweite Chance zu vergeuden.
    Als spürte er Rothewells Stimmung, rückte Chin-Chin näher zu ihm und legte den Kopf auf seine Oberschenkel.

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